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Unsaniert. Die Häuser in der Pestalozzistraße sollen verkauft werden.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Pro Potsdam verkauft Wohnungen

Stadtunternehmen will sich von „Heidesiedlung“ in Babelsberg trennen Arbeitskreis „Recht auf Stadt“ befürchtet eine Verdrängung der Mieter

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Babelsberg - Die kommunale Bauholding Pro Potsdam will den Wohnblock „Heidesiedlung“ verkaufen – und damit knapp 100 Wohnungen in städtischem Besitz. Das wurde den PNN am Montag aus Aufsichtsratskreisen bestätigt. Nach langer Debatte habe das Gremium mehrheitlich einem möglichen Verkauf zugestimmt, hieß es aus dem Gremium.

Der linksalternative Arbeitskreis „Recht auf Stadt“ hatte jüngst in einer Mitteilung vor dem Verkauf des Wohnblocks gewarnt. Die städtische Wohnungsgesellschaft folge mit dem Plan „ausschließlich einer gewinnorientierten Logik“ und vernachlässige einmal mehr ihre sozialen Aufgaben, so der Arbeitskreis. Anwohner hätten sich wegen ihrer Ängste vor dem Verlust ihrer Wohnungen auch schon schriftlich an den Aufsichtsrat gewandt, hieß es.

Die Pro Potsdam hält sich indes bedeckt. Auf PNN-Anfrage wurden die Verkaufsabsichten nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Sprecherin Jessica Beulshausen sagte lediglich, Gegenstände von Aufsichtsratssitzungen seien von Gesetzes wegen nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Allerdings werde die Pro Potsdam im Falle eines Verkaufs des Wohnblocks sozial verträgliche Lösungen für die Mieter suchen. „Dazu zählen auch Angebote für Ersatzwohnungen“, so Beulshausen. Der Arbeitskreis „Recht auf Stadt“ erklärte dazu, auch Ausweichwohnungen hätten die Verdrängung der Mieter in die Neubaugebiete zur Folge. Städtisches Eigentum werde bei einem Verkauf vernichtet. Beulhausen sagte, sollten Ersatzwohnungen nötig werden, werde sich die Pro Potsdam mit der Stadt Potsdam als Gesellschafterin des Unternehmens abstimmen.

Insgesamt umfasst der Wohnblock mit Hausnummern in der Pestalozzi- und Großbeerenstraße sowie im Heideweg nach Pro-Potsdam-Angaben genau 90 Wohnungen. Die Wohngebäude mit Sichtziegelmauerwerk stehen unter Denkmalschutz. Anfang 2011 wurde das Areal am Findling von den Stadtverordneten als Sanierungsgebiet ausgewiesen – mit dem Ziel, den Verfall zu stoppen und dafür möglichst Fördermittel zu erhalten. Nach langen Jahren, in denen sich Gerichte mit Rückübertragungsansprüchen beschäftigen mussten, seien die denkmalgeschützten Häuser der Pro Potsdam zugesprochen worden, hieß es damals. Sprecherin Beulshausen sagte am Montag, zuletzt habe die Pro Potsdam eine technische Bestandsaufnahme der Häuser erstellt sowie den sozialen Status der Mieter abgefragt. Diese Datenerhebung sei notwendig gewesen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Sanierung betrachten zu können. „Leider gab es vonseiten der Mieter nur eine geringe Rücklaufquote auf die Befragung“, sagte Beulshausen. Vom Arbeitskreis „Recht auf Stadt“ hieß es, der Verkauf der Wohnungen sei mit den zu erwartenden hohen Sanierungskosten begründet worden.

Die hohen Mieten gehören zu den wichtigsten Themen in Potsdam. Immer wieder bemängeln Kritiker, die Privatisierung preiswerten Wohnraums verschärfe die Situation auf dem Wohnungsmarkt und führe zur Verdrängung ärmerer Bevölkerungsschichten in die Plattenbauviertel im Süden der Stadt. Henri Kramer

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