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Landeshauptstadt: Pro Stelle ein Bewerber

Mehr Ausbildungsstellen, weniger Jugendliche

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Die Chancen für Jugendliche einen Ausbildungsplatz in der Region Potsdam zu finden, werden immer besser. Die Situation ist sogar so gut, dass Wirtschaft und Handwerk laut über zu wenig geeignete Bewerber klagen. „Wir haben ein Problem, weil die Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen rapide abnimmt“, sagte Wolfgang Spieß, bei der Industrie- und Handelskammer Potsdam den Bereich Ausbildung verantwortlich, gestern. Spieß war Teilnehmer einer Pressekonferenz von IHK, Handwerkskammer (HWK) und der Potsdamer Arbeitsagentur zum Thema Ausbildungsmarkt.

Die Zahlen für die Region lesen sich dabei so gut wie seit Jahren nicht, im Durchschnitt gibt es so viele Stellen wie Bewerber. Im Bereich der Hauptagentur Potsdam – dazu gehören Potsdam und ein Teil des Landkreises Potsdam-Mittelmark – leben demnach aktuell 84 Jugendliche, die eine Azubistelle suchen. Im vergangenen Jahr waren zu diesem Zeitpunkt noch 114 ohne Ausbildungsplatz, im Jahr zuvor sogar 362. Gleichzeitig stieg die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen im Raum Potsdam von 1021 auf 1300. 56 Azubi- Plätze sind noch zu vergeben – um sie zu besetzen findet am morgigen Mittwoch in der Arbeitsagentur am Horstweg ab 10 Uhr eine Nachvermittlungsaktion für bisher glücklose Bewerber statt. „Jugendliche haben zurzeit enorme Chancen“, sagte Dieter Ecker-Lassner, einer der Geschäftsführer in der Arbeitsagentur.

Die Wirtschaft betrachtet die Entwicklung dennoch mit Sorge, weil die Entspannung am Ausbildungsmarkt zum wesentlichen Teil daher rührt, dass es immer weniger Jungen und Mädchen im Ausbildungsalter gibt. Im Raum Potsdam suchten vor zwei Jahren noch 2942 Bewerber eine Stelle, in diesem Jahr waren es 1797. „Und 40 Prozent davon haben ein Abschlussproblem“, sagte Ecker- Lassner. Vor allem junge Männer würden zu dieser „Problemgruppe“ mit zu wenig Bildung gehören. Von „zu geringen Kenntnissen“ der Bewerber sprach auch Eva Gatzky, die in der Handwerkskammer für Berufsbildung zuständig ist. So schaffe jeder fünfte Auszubildende nicht die letzte Prüfung, sagte Spieß von der IHK. Vor allem die Theorie bereite Probleme.

Gegen den Frust der Wirtschaft über die Bewerber möchte die Arbeitsagentur vorgehen. „Wir werden deutlich früher in die Schulen gehen, um die verschiedenen Berufe eher vorzustellen“, sagte Ecker- Lassner. Ebenso verwies er auf Sonderprogramme der Agentur, etwa den so genannten Ausbildungsbonus: Dabei bekommen Firmen extra Fördergeld, wenn sie sonst nur schwer vermittelbare Jugendliche als Azubis anstellen. Als ideale Lösung sieht Ecker-Lassner dieses System dennoch nicht: „Wenn die Defizite allzu groß sind, hilft Geld auch nicht.“ Henri Kramer

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