Landeshauptstadt: Promenade mit Abwasser überschwemmt
Groß Glienicke: Häufig Rohrbrüche/Stadt drängt auf Modernisierung/Extra-Sprechstunde bei Langenhoff
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Groß Glienicke - Auf eine möglichst zügige Modernisierung des Wasserleitungsnetzes in Groß Glienicke drängen Stadtverwaltung und Stadtwerke. Anlass ist die Anfang der Woche bekannt gewordene Verunreinigung des Trinkwassers mit Kolibakterien (PNN berichteten). Woher die koliformen Erreger allerdings stammen, sei noch nicht geklärt, sagte der Stadtwerkesprecher Stefan Klotz.
Inzwischen mehren sich in der Bevölkerung die Vermutungen, dass die derzeitige Verunreinigung des Trinkwassers im Zusammenhang mit dem alten Rohrnetz in Groß Glienicke steht. Bei heftigen Regenfällen wie in den vergangenen Tagen ziehe er eigenhändig die Gullydeckel vor seiner Haustür in der Seepromenade beiseite, erzählt Apotheker Burghard Heinzel. Das überschüssige Wasser drücke aus den Abflüssen, Abwasser mit Fäkalien ergösse sich über sein Grundstück und das der Nachbarschaft. Das liege daran, dass zwar Mitte der 90er Jahre ein neuer Schmutzwasserkanal in die Promenade eingebracht wurde, wie Stadtsprecherin Regina Thielemann erläuterte. Eine Regenkanalisation aber fehle. Das führe bei starken Niederschlägen, so Thielemann, zu einer Überlastung des Rohrsystems. Allerdings sei dieser „Infrastrukturmangel“ nicht die Ursache für die Kolibakterien im Leitungswasser, sagte Thielemann. Trink- und Abwasser „sind zwei voneinander getrennte Systeme“. Damit sich aber künftig die Abwässer nicht mehr über Groß Glienickes Straßen ergießen, habe man in der Stadtverwaltung jetzt ein „Regenableitungskonzept“ für Groß Glienicke erarbeitet, das im Zuge von Straßenbauplanungen Berücksichtigung finden soll, wie der zuständige Bereichsleiter Thomas Schenke erklärte. Eine Lösung für die Seepromenade sollte es eigentlich schon mit dem für dieses Jahr geplanten Ausbau geben. Die Investition von 250000 Euro hatte der Ortsbeirat aber wie berichtet in seiner Mai-Sitzung abgelehnt.
Das Wasser aus Groß Glienickes Leitung bleibt trotz Spülung weiterhin ungenießbar. Auch bei den Untersuchungen jüngster Wasserproben fanden sich koliforme Keime. Es gelte weiterhin das Abkochgebot. Vor dem Verzehr oder dem Zähneputzen muss das Leitungswasser mindestens drei Minuten abgekocht werden. Mit einer Aufhebung dieses Gebots rechnet Stadtwerkesprecher Klotz nicht vor Montag. Ortsbürgermeisterin Doris Langenhoff hat sich gestern selbst bei Potsdams Amtsärztin den „aktuellen Stand“ eingeholt. Sie bietet heute von 16 bis 18 Uhr besorgten Bürgern in ihrem Büro im Albrechtshof eine Extra-Sprechstunde an.
Obwohl in den vergangenen 15 Jahren kein Fall von koliformen Erregern im Trinkwasser im Potsdamer Stadtgebiet vorgekommen sei, wollen die Stadtwerke und das Gesundheitsamt künftig zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen treffen. So habe man vor, die Kontrollen zu verdichten. Während zurzeit noch alle drei Monate Wasserproben aus dem Leitungsnetz genommen würden, plane man kürzere Abstände und mehr Entnahmepunkte, sagte Klotz. Zudem beklagen die Stadtwerke auch den zum Teil veralteten Zustand der Leitungen in Potsdams Norden. Die meisten Rohrbrüche, so Klotz, passierten in den neuen Ortsteilen.
Nicola Klusemann
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