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Schlecker–Mitarbeiterinnen demonstrieren gegen drohenden Jobverlust.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Protestplakate statt Blumen

Schlecker-Mitarbeiterinnen demonstrierten am Frauentag vor Schlaatzer Filiale für ihre Arbeitsplätze

Stand:

Am Schlaatz - Demonstration zum Frauentag: Vor dem Schlecker-Markt am Erlenhof wurde am Donnerstagvormittag demonstriert. Aufgerufen dazu hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die auch Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette Schlecker vertritt. Treffpunkt der etwa 60 Demonstranten, viele von ihnen Frauen, war vor der Schlecker-Filiale am Schlaatz, einer von neun in Potsdam verbliebenen Filialen der Drogeriekette. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören wie „Wir sind hier, wir sind laut, Schlecker uns die Arbeit klaut“ machten die Demonstranten auf sich aufmerksam und zogen mit Polizeigeleit zum Versammlungsort: Im Bürgerhaus am Schlaatz kamen die Betriebsräte mit Verdi zusammen.

Seit 6. März laufen die Verhandlungen zwischen Insolvenzverwalter und Verdi. Es geht dabei auch um die Zukunft der 59 Schlecker-Läden im Betriebsratsbereich Potsdam und Nordwest-Brandenburg, in denen fast ausschließlich Frauen arbeiten. So wie Jacqueline Prasser. Die 30-jährige Verkäuferin hat bei Schlecker gelernt und immer dort gearbeitet. Nun hat sie Angst, ihren Job zu verlieren, falls der Laden dicht gemacht wird. „Ich bin verheiratet, habe aber keine Kinder, wenn nach sozialen Kriterien entschieden wird, werde ich wohl gehen müssen“, befürchtet sie. Eine Umsetzung innerhalb des einstigen Schlecker-Imperiums hat sie bereist hinter sich. Sie habe hier ihre Zukunft gesehen, die Arbeitsbedingungen gefallen ihr. „Es gibt Urlaubs- und Weihnachtsgeld, wir wurden immer pünktlich bezahlt, auch die Überstunden“, sie könne sich nicht beschweren. Sie hofft, dass einige der Schlecker-Märkte von der Kette Rossmann übernommen werden.

Das sieht Verdi-Gewerkschaftssekretär Uwe Dietrich etwas nüchterner. Rossmann präsentiere sich gern modern, aber bezahle „nicht oder höchstens freiwillig nach Tarif“. Außerdem sei Rossmann nur an Filialen in Bahnhofsnähe interessiert. „Ein unsauberes Übernahmeangebot ist für uns momentan keine Option“, sagt der Gewerkschaftsmann. Mehr Hoffung setzt er in die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Betriebsräten. Die Liste der zu schließenden Filialen existiere bereits, sei aber noch nicht veröffentlicht. In der kommenden Woche wolle man sich über die Kriterien verständigen. Es dürfe nicht nur nach Wirtschaftlichkeit gehen, auch der Nahversorgergedanke müsse berücksichtigt werden, sagt Dietrich. Auch die Verdi- Landeschefin in Berlin und Brandenburg, Susanne Stumpenhusen, besuchte am Frauentag die Demonstration. Sie appellierte an die Mitarbeiterinnen, sich durch Betriebsräte vertreten zu lassen. Das sei nicht überall der Fall. Steffi Pyanoe

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