Landeshauptstadt: Prozess gegen rechte Jugendliche Anklage wegen versuchten Mordes bei Tram-Überfall ab 20. Dezember vor Gericht
Rechte gegen Linke, Linke gegen Rechte - es war eine Eskalation der Gewalt in den Sommermonaten auf Potsdams Straßen. Wilde Schlägereien, üble Verletzungen bis zu Mordversuchen in einer Stadt, die sonst so stolz ihren Gästen die herausgeputzten Schlösser Preußens und die Parklandschaft an der Havel präsentiert.
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Rechte gegen Linke, Linke gegen Rechte - es war eine Eskalation der Gewalt in den Sommermonaten auf Potsdams Straßen. Wilde Schlägereien, üble Verletzungen bis zu Mordversuchen in einer Stadt, die sonst so stolz ihren Gästen die herausgeputzten Schlösser Preußens und die Parklandschaft an der Havel präsentiert. Im Sommer bildete die Polizei eine Sonderermittlungsgruppe, um der Lage Herr zu werden. Beinahe zwei Dutzend Haftbefehle wurden beantragt. Einer der Zwischenfälle kommt jetzt vor Gericht. Am 20. Dezember beginnt der Prozess vor dem Landgericht Potsdam.
Sechs Angeklagten der rechten Szene im Alter von 22 bis 32 Jahren wirft die Staatsanwaltschaft versuchten Mord vor. Das soll geschehen sein: 3. Juli gegen 01.30 Uhr ziehen 14 rechtsgerichtete Jugendliche auf Höhe Charlottenstraße die Notbremse der Straßenbahn, stürmen heraus und fallen über zwei Männer her, die sie der linken Szene zuordnen. Sie schlagen auf die damals 24 und 25 Jahre alten Opfer ein. Als sie schon am Boden liegen, werden sie gegen den Kopf getreten. Nach zwei Minuten ist alles vorbei. Die Opfer müssen ins Krankenhaus gebracht werden. Bis zum 30. März 2006 sind für diesen Fall 17 Verhandlungstage angesetzt.
Gegen fünf weitere Angeklagte der Gruppe soll im Januar vor der Jugendkammer des Landgerichts der Prozess beginnen. Gegen drei der Verdächtigen wird noch ermittelt. Die Polizei sah den Überfall in einer Reihe mit anderen Zusammenstößen. Möglicher Ausgangspunkt war ein Brandanschlag auf den linken Treffpunkt „Chamäleon“ in der Hermann-Elflein-Straße Silvester 2002/ 2003. Dafür wurde ein Rechtsradikaler zu einem Jahr und zwei Monaten Haft, ein zweiter zu einer Bewährungsstrafe von 17 Monaten verurteilt. Während des Prozesses Anfang Juni 2005 verhinderten rund 60 Polizisten Ausschreitungen zwischen Angehörigen der linken und der rechten Szene vor dem Gerichtsgebäude.Kurz nach dem Prozess verprügeln am 19. Juni am Nauener Tor fünf Angehörige der linken Szene einen rechtsgerichteten Jugendlichen. Als einzige Erwachsene der Gruppe kommt Julia S., die Leiterin des Treffpunkts „Chamäleon“ für fünf Monate in Untersuchungshaft. Gegen sie wurde kürzlich die Anklage wegen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung zugelassen. Der Prozess, für den es noch keinen Termin gibt, soll vor der Jugendkammer mit dem gegen ihre vier mutmaßlichen Mittäter zusammengelegt werden.
Daneben beobachtete die Polizei einige minder schwere weitere Straftaten zwischen linken und rechten Jugendlichen. Seit dem „Chamäleon“-Prozess soll sei eine klare Zunahme politisch motivierter Straftaten spürbar gewesen. Deshalb habe die Polizei mehr Beamte auf die Straße geschickt. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sprach von einem „zahlen- und mentalitätsmäßig gefährlichen Konflikt- und Gewaltpotenzial“.Die Lage beruhigte sich erst im Spätsommer – Nach weiteren Auseinandersetzungen: Mitte Juli war je ein Haftbefehl gegen einen 19 Jahre alten Mann und eine 27 Jahre alte Frau erlassen worden. Die beiden Rechten sollen einen 20 Jahre alten Linken verprügelt haben, weil er ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hamburg Skapunk“ trug.
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