
© Andreas Klaer
Von Guido Berg: Puffer für Sanssouci & Co.
Oberbürgermeister Jakobs unterzeichnete mit gedämpfter Freude Vereinbarung zum Welterbe-Schutz
Stand:
Sie wäre aus Sicht des Potsdamer Oberbürgermeisters „nicht notwendig gewesen“. Die Stadt habe das Welterbe immer geachtet. Dessen ungeachtet unterzeichnete auch Jann Jakobs (SPD) gestern in der Orangerie des Neuen Gartens die lang verhandelte Pufferzonen-Vereinbarung, wonach künftig Bauprojekte und städtebauliche Planungen in der Umgebung des Potsdamer Unesco-Welterbes unter einem besonderen Augenmerk stehen. Trotz der zögerlichen Haltung der Stadt Potsdam versicherte Jakobs gestern seinen Vertragspartnern, Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD), dem Generaldirektor der Schlösserstiftung Hartmut Dorgerloh und dem Chef des Landesamtes für Denkmalpflege, Detlef Karg: „Wir stehen voll und ganz zu der Vereinbarung und zu unserem Welterbe-Status.“
Die Pufferzone für das Potsdamer Welterbe gliedert sich zwei Teile: In eine engere und eine weitere Zone. Die weite Zone erstreckt sich auf 5308 Hektar – in ihrer Nord-Süd-Ausdehnung vom Templiner See bis zum Kirchberg in Neu Fahrland und in ihrer Ost-West-Ausdehnung von Klein Glienicke bis zum Großen und Kleinen Herzberg in Golm. Zum Vergleich: Die Fläche der Stadt einschließlich der neuen Ortsteile beträgt 18 700 Hektar. Das engere Pufferzonen-Areal in direkter Welterbe-Umgebung erstreckt sich über 987 Hektar. Die Potsdamer Unesco-Welterbe-Fläche selbst – unter anderem der Park Sanssouci, der Park Babelsberg und der Neue Garten – umfasst 1337 Hektar.
Innerhalb der weiteren Pufferzone sollen Bauvorhaben, die eine Höhe von zehn Metern oder eine Grundfläche von 500 Quadratmetern überschreiten, strenger auf eine mögliche Beeinträchtigung des Umgebungsschutzes des Welterbes geprüft werden. Innerhalb der engeren Pufferzone sollen Vorhaben, die eine Neubebauung oder eine bauliche Veränderung der Außenansichten – etwa der Fassaden – zum Gegenstand haben, einer näheren Überprüfung unterzogen werden.
Schlösser-General Dorgerloh nannte die Vereinbarung „ein politisches Papier“, ein gemeinsamer Ausdruck wahrgenommener Verantwortung für das Welterbe. Die Einrichtung der Pufferzone sei eine Auflage der Unesco, die nun erfüllt wird. In den noch anstehenden Verhandlung mit Berlin zur Ausweisung einer Pufferzone könne „das Potsdamer Beispiel Schule machen“. Kulturministerin Münch sprach der Pufferzone in Potsdam eine besondere Rolle zu, da die Stadt stark prosperiere: „Potsdam ist keine Stadt wie jede andere.“ Es gehe nicht um eine „Käseglocke“ für das Welterbe, auch nicht um eine Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Entwicklung. Ziel sei es, dass sich Stadt-, Landes- und Stiftungsebenen besser miteinander abstimmen.
Während Jakobs erklärte, der Vereinbarung lägen keine „negativen Erfahrungen aus Potsdam zugrunde“, meinte Dorgerloh, es habe ein Welterbe-unverträgliches Vorhaben in Potsdam gegeben, dass mit der Pufferzonen-Überprüfung verhindert worden wäre. Auf die Nachfrage, ob er das Glienicker Horn meinte, verneinte Dorgerloh. Er habe auf das Potsdam-Center angespielt. Das Glienicker Horn sei „ein schlechtes Beispiel“, sagte Jakobs dazu. Die Bebauung des Havelufers vis-à-vis des Babelsberger Parks wurde in den 1990er Jahren von der Unesco kritisiert, obwohl zunächst sogar eine Zustimmung der Schlösserstiftung vorlag.
Jakobs begründete die Zögerlichkeit der Stadt mit unterschiedlichen Bearbeitungsfristen bei Bauanträgen. Die Obere Denkmalschutzbehörde habe acht Wochen Zeit für eine Stellungnahme; die Bauordnung sehe jedoch nur vier Wochen Zeit vor. Dafür gebe es immer noch keine Lösung. Dem entgegnete Ministerin Münch: „Die Unesco interessiert sich wenig für unsere Fristen.“
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