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Laut. Einer der Betreuer beim „Mach Rockmusik“-Camp im Lindenpark ist Matthias Peters (rechts im Bild). Er ist für die Band namens „Lamas mit Hüten“ zuständig. Deren Song bleibt bis zum Finale am Freitag eine Überraschung. „Es wird eine sehr extravagante Coverversion eines AC/DC-Titels sein“, sagt Peters.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Punkrock und „Dead Barbies“

Im Lindenpark bereiten sich knapp 50 Nachwuchsmusiker auf ein Konzert am morgigen Freitag vor

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Es müffelt schon wie bei den Großen. Das Gemisch aus Schweiß, Sauerstoffunterversorgung und alten Turnschuhen veredelt auch die Bandprobenräume des Nachwuchses, der derzeit im Lindenpark das harte Leben der Rockmusiker kennenlernt. Zum sechsten Mal findet von Montag bis Freitag auf dem weitläufigen Areal des Babelsberger Sozio-Kulturzentrums das „Mach Rockmusik“-Camp statt.

Es ist ausgebucht – wie immer. „Wir könnten sechs solcher Wochen im Jahr veranstalten und würden sie vollkriegen“, ist sich Initiator Tom Wischer vom Lindenpark sicher. Mehr als zwei im Jahr seien vom Lindenpark sowie dem Mach Musik e. V. allerdings nicht zu stemmen. Vor allem geht es nicht ohne Fördermittel: Für das diesjährige Camp gab es vom Landesjugendamt 8000 Euro, vom brandenburgischen Rockverband 2000 Euro.

Für die 47 Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren, die im Zeltlager auf dem Gelände untergebracht sind, gibt es ein klares Wochenziel: Am Freitag soll die Hütte rocken. Die Teilnehmer, die sich in fünf Bands aufgeteilt haben, sollen bei einem öffentlichen „Battle of Bands“ jeweils einen Rocksong präsentieren. Eine Jury sowie das Publikum werden den Rockmusikkönig krönen.

Bis dahin dauert es noch ein paar Stunden. Dass das keine Casting-Show ist und nichts von allein passiert, hat jeder kapiert. Jeden Vormittag und Nachmittag wird geprobt, unterstützt von jeweils zwei Betreuern, davon ist mindestens einer professioneller Musiker. Die meisten Kinder haben ihre eigenen Instrumente mitgebracht, E-Gitarren und Bässe, selbst Querflöten sind zu sehen. E-Pianos stellt das Haus, ebenso die Schlagzeug-Sets. Bewusst habe man auf E-Drums verzichtet, um sich von der ganzen Elektronikbranche abzuheben und auf die Tradition der handgemachten Musik hinzuweisen, so Tom Wischer, der selbst Schlagzeuger ist. Einige Kinder sind zum wiederholten Mal beim Camp dabei, spielen seit Jahren ein oder gleich mehrere Instrumente.

Vier der fünf Bands kreierten eigene Songs, bei den „TüfffTüfff“ klingt das Ergebnis sehr punkig. Gut, dass die Punkrocker im Keller untergebracht sind und alle Gehörschutz tragen. Der neue Song heißt „Mischgemüse“ und am gestrigen Mittwoch wird am Finale geübt: Ein Grunz-Schrei oder doch noch mal auf die Becken schlagen?

Etwas ruhiger lässt es die Mädchenband „Smoky Eyes“ angehen. Dennoch leisten sich die Mädels gleich zwei Schlagzeugerinnen. Betreuerin Lisa bittet um Aufmerksamkeit. Refrain, Strophe, Intro, Solo – wann kommt was? „Habt ihr aufgepasst?“, fragt sie in die Runde. Alle sind etwas müde, es ist anstrengend, vielleicht war auch die Nacht kurz – aber gleich gibt es Mittagessen, draußen im Zelt unter den hohen Bäumen. Etwas weiter im Schatten sitzen ein paar Gitarristen unter sich und üben. Eben hat sich die Band „Dead Barbies“ entschieden, in Pink aufzutreten und Perückenwünsche geäußert. „Mal sehen, was im Budget drin ist. Vielleicht können wir welche aus dem Fundus der Babelsberger Studios bekommen“, sagt Betreuerin Anja Oestereich. So eine Rock-Show ist eben doch mehr als Musik. Auch das soll vermittelt werden. Gleich am ersten Abend stand der Film „School of Rock“ auf dem Programm. Dort macht ein leicht chaotischer Vertretungslehrer während seines Einsatzes an einer Eliteschule heimlich eine Schulklasse für einen Bandwettbewerb fit, inklusive Werbe- und Technikabteilung. „Nach dem Film entschieden sich einige Kinder für die Licht- oder Bühnentechnikbranche“, sagt Oestereich. Auch das gehört zu einem perfekten Auftritt.

„Battle of Bands“ am Freitag, 15 Uhr, im Lindenpark in der Stahnsdorfer Straße

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