
© A. Klaer
Von Hella Dittfeld: Puppenhausgeschichten
Durch einen Weihnachtswunsch entstand in Alt Nowawes ein privates Spielzeugmuseum
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Spielzeug kann viel über seine Besitzer erzählen und die Besitzer wiederum haben so manche Spielzeuggeschichte parat. Die des Ehepaares Niepmann beginnt mit einem Weihnachtswunsch. In Erinnerung an ihre Kindheit hatte sich Birgit von ihrem Mann eine Puppenstube gewünscht. Das war 2003. Peter, von Beruf Bauleiter und dazu ein geschickter Hobby-Handwerker, setzte sich hin und baute seinem „großen Kind“ eine Puppenstube nach historischem Vorbild mit kleinen Möbeln, Lämpchen und anderen Ausstattungsstücken. Die wurden auf Floh- und Antikmärkten zusammengetragen. So entstand eine Sammelleidenschaft, der die beiden heute noch frönen und die in einem Puppenstubenmuseum mündete. Das Weberhaus Alt Nowawes 42 erwies sich dafür als passender ebenfalls historischer Rahmen.
Die Niepmanns, die in Caputh wohnen, kauften die Hausruine 2003 und haben daraus so nach uns nach in Eigenleistung wieder ein benutzbares Gebäude gemacht. Viel ließ sich von der alten Bausubstanz nicht mehr verwenden. Das Dach war leck, die Wände geborsten und im Holz tummelte sich der Schwamm. Eigentlich wollte Niepmann im Parterre des Hauses sein Büro einrichten, da das Haus ein denkmalgeschütztes Schaufenster hat. Doch der Arbeitsraum war dann in Caputh praktischer untergebracht und so wurde aus dem Laden von einst eine große „Puppenstube“, die man jeden Freitag zwischen 15 und 18 Uhr besichtigen kann. In dieser Zeit nehmen die beiden Spielzeugliebhaber auch altes Spielzeug zur Reparatur an, man kann antike Spielutensilien kaufen oder verkaufen.
„Von manchen Stücken würden wir uns allerdings nicht trennen“, meint Birgit Niepmann und Ehemann Peter zeigt auf die älteste Puppenstube, die in ihrem Besitz ist. Sie wurde um 1880 gebaut und war sogar noch mit ein paar Originalmöbeln ausgestattet, so mit Fransen verzierten blauen Sesselchen und einem Boule-Schränkchen, das bei Sammlern hoch im Kurs steht. Auch den Kaufladen, der aus der erzgebirgischen Werkstatt von Moritz Gottschalk stammt, würde Niepmann um keinen Preis hergeben. Ein Original, das er nachgebaut hat, sei in Nürnberg für 18 000 Euro verkauft worden. Als Spezialität zeigt Niepmann seine Puppenbettchen-Sammlung, auch hier wurden Originale durch Nachbauten ergänzt. Ein Original ist zum Beispiel das nur drei Zentimeter große Porzellan-Püppchen mit beweglichen Armen und Beinen, das Niepmann im Abbruch-Müll einer Baustelle fand. Werden die Püppchen nackt aufgefunden, dann behäkelt und benäht sie Birgit. Von ihr stammen auch die Gardinen für die Puppenstuben oder die Bettbezüge, ja sogar die Teppiche.
Dass aus dem Hobby ein Museum wurde, war wie das Ausbrechen der Sammelleidenschaft eigentlich nicht geplant. „Wir haben unsere ersten Erwerbungen, weil wir sie so hübsch fanden, im Schaufenster ausgestellt“, erzählt Peter Niepmann. Immer wieder wären Vorübergehende stehen geblieben und manche hätten sich auch nach dem Spielzeug erkundigt. So sei die Öffnungszeit am Freitag entstanden. In der Woche ist der Bauleiter unterwegs, meist in Bayern, wo die Firma, für die er arbeitet, ihren Stammsitz hat. Der Antikhandel sei mehr ein Hobby als einträglich, das Heilen von altem Spielzeug mache aber großen Spaß und das Stöbern auf Märkten auch. Wenn die beiden von ihren Erwerbungen erzählen, geht die Begeisterung mit ihnen durch. So beim Kästchen mit Kamm und Bürste. Das bekam eine Altenburgerin als Au-Pair-Mädchen von seiner englischen Herrschaft 1927 für treue Dienste geschenkt. Die Niepmanns fanden es auf einem Antik-Markt in Dresden. Und so hat fast alles eine Geschichte vom kleinen Puppenstuben-Tässchen bis zum Schaukelpferd.
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