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Landeshauptstadt: Putten hinter Schloss und Riegel

Vorerst letzte Ausstellung von Originalskulpturen aus Park Sanssouci / Sonderführungen im Mai und Juni

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Sanssouci - In einer Ecke des schlauchförmigen Orangeriedepots tummeln sich die Putten. 36 an der Zahl, starren sie aus den aufgequollenen und von den Jahren gezeichneten Gesichtern in jede Himmelrichtung. Einigen von ihnen fehlt eine Hand oder gleich der ganze Arm, einer gar der Kopf, andere sind nur vom Ruß der Schlote und dem Gips der Restaurationen schwarz und weiß gesprenkelt.

Zum vorerst letzten Mal waren die Putten, die einst das Dach des Neuen Palais schmückten, und etwa 70 weitere Original-Skulpturen gestern im Orangeriedepot im Park Sanssouci zu besichtigen. Zuvor hatten sich pro Tag rund 100 Besucher an vier Sonntagen im März und April sowie am Osterwochenende die Sandsteinskulpturen von den Außenfassaden des Neuen Palais, der Commungebäude sowie der Kolonnade aus der Nähe angeschaut. Bis auf zwei Besichtigungen anlässlich von Sonderführungen an der Baustelle der Großen Kolonnade am 13. Mai und 15. Juni bleiben die Originalwerke aus der Zeit des Palais-Baus um 1760 nun hinter Schloss und Riegel, sagte Strassburger, der das Depot betreut. Langfristig sei aber geplant, die wertvollen Figuren dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ort und Zeit der Ausstellung stünden allerdings noch nicht fest, so Strassburger, der Schlossbereichsleiter des Neuen Palais.

Um Skulpturen und kleinere Plastiken aus der Zeit von der Antike bis zum 20. Jahrhundert vor den Einflüssen der Witterung und Luftverschmutzung zu schützen, werden zahlreiche von ihnen in insgesamt 14 Depots in ganz Potsdam eingelagert. Zusammengeführt werden sollen die Kunstwerke eines Tages im „Langen Stall“ an der Plantage, doch muss dieser bis dahin zunächst wieder aufgebaut werden. Als Übergangslösung für einen Teil der Sammlung dient daher derzeit noch das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Gebäude der Orangerie am Neuen Palais, das im 20. Jahrhundert zwischenzeitlich als Atelier und zu DDR-Zeiten gar als Turnhalle genutzt wurde.

Das besterhaltene Stück im Orangeriedepot stammt von dem 1769 verstorbenen Neustädter Bildhauer Johann Peter Benckert, der auch die vergoldeten Sandsteinskulpturen am Chinesischen Haus fertigte. Eine Brust vom Gewand bedeckt, die andere entblößt, kämpft die einst vor dem Hofdamenflügel des Neuen Palais stehende Frau mit einem Adler, der zu ihren Füßen kauert, um ihren Rocksaum. Ihr leicht geöffneter Mund lässt den 250-jährigen Sandstein in der Skulpturenhalle dabei lebendig werden und fügt ihm eines der Details hinzu, für die es sich lohnt, wie Strassburger bemerkt, „den Skulpturen ins Angesicht zu blicken“. FvH

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