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Landeshauptstadt: Qualität auf den Kitatellern

Potsdamer Kitakinder essen vergleichsweise gesund. Auch der Anteil der Übergewichtigen ist niedrig

Stand:

Potsdam ist anders – jedenfalls was die Versorgung der Kinder mit gesundem Essen in den Kindertagesstätten angeht. Obst und Gemüse landen offenbar in ausreichender Menge auf den Tellern, so die Auskunft von großen Kitaträgern in Potsdam. Bundesweit war das Essensangebot in Kitas zuletzt kritisiert worden.

Ein Indiz dafür, dass die Ernährung der etwa 15 000 Potsdamer Kita- und Hortkinder ausgewogen ist, ist die Tatsache, dass es in der Stadt vergleichsweise wenig dicke Kinder gibt. Nach Angaben der Stadtverwaltung waren im Untersuchungszeitraum 2012/13 6,2 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Potsdam übergewichtig. Im laufenden Kitajahr ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen – derzeit liegt der Anteil bei 6,77 Prozent. In dieser Größenordnung schwankt der Anteil seit Jahren. Bundesweit sieht es anders aus: Bei den Jungen sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 8,9 Prozent zu schwer, bei den Mädchen zwischen drei und sechs Jahren sogar 9,3 Prozent. Allerdings sind diese Zahlen schon 2010 erhoben worden.

Zu Beginn der Woche hatte eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung Aufmerksamkeit erregt. Demnach ist das Essen in deutschen Kitas zu selten ausgewogen. Von fast 1100 Kindertagesstätten in allen Bundesländern gab nur ein Drittel der Einrichtungen an, sich bei der Essensauswahl an Standards wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu orientieren. Nur in zwölf Prozent der Kitas bekommen die Kinder genügend Obst, nur 19 Prozent reichen laut Speiseplan ausreichend Salat oder Rohkost. Den DGE-Standard für Fisch halten nur 30 Prozent ein. Fleisch dagegen wird in rund 75 Prozent der Kitas zu häufig angeboten. Laut der Studie kostet ein Kita-Mittagessen im Schnitt 2,40 Euro, für eine ausgewogene Mahlzeit müssten es jedoch vier Euro sein.

Bei der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (Awo) kennt man die Ergebnisse der Umfrage. Betroffen von der Kritik fühlt sich der Träger, der 25 Kitas und Horte im Stadtgebiet betreibt und rund 2700 Kinder bis zwölf Jahre betreut, jedoch nicht. In den Awo-Kitas entspreche das Essensangebot den Standards der DGE: „Täglich gibt es Obst und Gemüse, höchstens zweimal in der Woche Fleisch oder Wurst und mindestens einmal Fisch pro Woche“, so Geschäftsführerin Sabine Frenkler. Die Orientierung an den DGE-Standards sei im Qualitätsmanagement der AWO Kinder- und Jugendhilfe verbindlich geregelt. In den meisten Kitas gibt es auch separate Speiseräume, so Frenkler. Diese empfiehlt die DGE, damit die Kinder das Essen in einer stressfreien Umgebung genießen können. Die Essensatmosphäre sei neben der Lebensmittelqualität einer der prägenden Faktoren von Mahlzeiten, heißt es in der DGE-Empfehlung. Die Mahlzeiten sollen klar von den übrigen Aktivitäten abgegrenzt werden. Auch beim Kochen selbst werde auf Qualität geachtet. In jeder Küche seien Köche – teilweise mit Zusatzqualifikation als Diätkoch – beschäftigt, so Frenkler.

35 Euro müssen die Eltern pro Kind dafür im Monat bei der AWO zuzahlen, der Rest der Kosten wird aus den Zuschüssen der Stadt bestritten. Nach dem Kitagesetz müssen die Eltern einen Anteil an den Kosten in Höhe der ersparten eigenen Aufwendungen zahlen. Die Stadt bezuschusst den Einsatz des Personals und die Betriebskosten. Pro Kind sind das im Jahr zwischen 140 Euro und 370 Euro – abhängig davon, ob das Essen von einem Caterer geliefert oder vor Ort selbst gekocht wird. Gibt es außer dem Mittagessen noch Frühstück oder Vesper, kommen noch mal 50 Euro beziehungsweise 25 Euro pro Jahr und Kind aus dem städtischen Haushalt dazu.

Auch das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) sieht sich in Sachen Qualität auf dem richtigen Weg. Sechs Kitas betreibt dieser Träger in Potsdam. In den Kitas kochen eigene Köchinnen. „Die Lebensmittel werden ortsnah eingekauft“, so Sprecherin Julie von Stülpnagel. Täglich gibt es Obst, mehrmals in der Woche Fisch. Die Hälfte der EJF-Kitas ist neu gebaut und besitzt sogenannte Kinderrestaurants als Speiseräume. In den ürbigen Kitas wird jedoch in den Gruppenräumen gegessen. Die Bemühungen haben ihren Preis: Um die Qualität zu sichern, müssten langfristig sowohl die Zuschüsse als auch die Essenpauschale der Eltern erhöht werden, so von Stülpnagel.

Über Verbesserungen macht sich auch die Stadtverwaltung Gedanken. Man beteilige sich derzeit an einem anderem Projekt der Bertelsmann-Stiftung: „Kita-Zoom“ soll eine Definition einer guten Kita erarbeiten. Ende des Jahres soll es Ergebnisse geben. (mit HK)

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