Landeshauptstadt: Quarantäne für ein Pferd
Förderverein des Potsdam-Museum wächst und finanziert regelmäßig Neuerwerbungen
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Der Förderverein des Potsdam Museums freut sich über reges Interesse der Bürger. „Wir sind in diesem Jahr auf 103 Mitglieder gewachsen, fünf neue Anträge auf Mitgliedschaft liegen uns bereits vor“, zog Vereinsvorsitzender Markus Wicke am gestrigen Montag Bilanz. Unter den Unterstützern im Alter von 30 bis 89 Jahren befinden sich Studenten ebenso wie der Potsdamer Stadthistoriker Hartmut Knitter. „Jeder, der sich für Stadtgeschichte und regionale Künstler interessiert, ist willkommen“, betont Wicke, der von Anfang an dabei ist und seit 2005 den Vorsitz führt. Für 24 Euro Jahresbeitrag darf man künftig kostenlos in das neue Museum am Alten Markt. Dem Museum konnte der Verein in diesem Jahr 21 000 Euro aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und sonstigen Einnahmen übergeben, im vergangenen Jahr waren es 12 000 Euro gewesen. Mit den Zuwendungen konnten unter anderem der Erwerb eines historischen Stadtverordneten-Portraits, eines Egon-von-Kameke-Portraits von Walter Wellenstein, historischen Büchern und Fotografien finanziert werden – darunter fünf Kunstpostkarten mit Motiven von Fritz Rumpf sowie ein von J. M. Miethe, der in Potsdam die erste Dampf-Schokoladen-Maschine betrieb, 1830 herausgegebenes Fachbuch zur „Chokoladen-Bereitung“.
Als „Weihnachtsgeschenk“ präsentierte der Verein 29 historische Fotografien, die Wicke in einem Berliner Antiquariat entdeckt hatte. „Die Händlerin, der der besondere dokumentarische Wert der Sammlung bewusst war, wollte diese gut aufgehoben wissen“, erklärte Wicke über den Ankauf. Diese Einstellung fände man oft bei Sammlern, die ihre Kostbarkeiten dem Museum vertrauensvoll überließen. Auch Annelene Dietz, Tochter des Architekten Heinrich Laurenz Dietz, überließ dem Museum zur Restaurierung kürzlich das Schaukelpferd, mit dem Walter Bullert sie als kleines Mädchen gemalt hatte. „Das Pferd, das sie uns aus ihrem jetzigen Wohnort Köln geschickt hat, steht aber noch in Quarantäne, um Holzwurmbefall auszuschließen“, sagte Wicke.
Der Neuzugang, die 29 wertvollen Originalabzüge im A5 Format, diente offenbar einst als Vorlage für das 1913 erschienene Buch „Potsdam – ein Stadtbild des 18. Jahrhunderts“ von Otto Zieler, die erste Publikation, die das städtische Bauen in den Vordergrund rückte. Der Erwerb für das Museum bringt auch einen Forschungsauftrag mit: Bisher ist nicht klar, wer die Aufnahmen gemacht hat. Indes sei die Schenkung eine passable Ergänzung für die fotografische Sammlung, die einst mit 830 sogenannten Messbildern begann und heute weit mehr als 50 000 Exemplare umfasst, freute sich Museumsleiterin Jutta Götzmann.
Die neuen Bilder zeigen etliche Häuser, die nicht mehr existieren. Kleine Details widerspiegeln lebendige Stadtgeschichte. So sieht man, wie die Fenster der Kuppel des Alten Rathauses teilweise vergittert waren, weil sich hier das Schuldgefängnis befand. Das Schaufenster einer Kneipe in der Charlottenstraße zeugt vom globalen kulinarischen Angebot: Es gibt „Bouillon, Potsdamer Bier und Halberstädter Würstchen“.
Am 13. Januar kann man „Friedrichs Prachtmeile“, die Charlottenstraße, unter architekturhistorischen Aspekten neu entdecken. 16 Uhr Führung, 18 Uhr Präsentation historischer Fotos, 20 Uhr Lesekonzert. Treffpunkt jeweils Café 11-line.
Stefi Pyanoe
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