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Sport: Quartett für eine Position

Mit Islands Nationaltorhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir startet Turbine Potsdam ins Rückrunden-Training

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Potsdam/Lindow – „Shuttle Run“ nennt sich der erste Fitnesstest der Turbine-Fußballerinnen nach der Winterpause. 20 Meter laufen, hin und zurück, immer wieder, in immer kürzerer Zeit muss die Strecke absolviert werden. Gemessen wird, wer am längsten durchhält und wie schnell der Puls innerhalb von zwei Minuten fällt. Trainer Bernd Schröder wollte herausfinden, welche seiner Spielerinnen im Urlaub etwas gemacht hatte. Dafür, und auch um sich auf den DFB-Hallenpokal am kommenden Sonntag und das eigene Turnier am 25. und 26. Januar in Potsdam vorzubereiten, fuhren 25 Bundesliga-Fußballerinnen gestern ins dreitägige Trainingslager im Landesleistungszentrum Lindow (Ostprignitz-Ruppin).

Das Team sei gut, sagt Gudbjörg Gunnarsdottir nach ihren Eindrücken befragt, und„They are fit.“ Es war die erste offizielle Trainingseinheit für die 28-Jährige bei Turbine, die zugleich der einzige Winterzugang bleiben soll. Kurz bevor die isländische Nationaltorhüterin im Dezember vom norwegischen Erstligisten Avaldsnes IL verpflichtet wurde, hatte sie etwas mit der Mannschaft trainiert. Jetzt soll sie den Wettbewerb auf der Torhüterposition anheizen – mit Ann-Katrin Berger, Anna Felicitas Sarholz und Laura Kristin Engler, die ebenfalls alle im Trainingslager dabei sind.

„Ich möchte das Team stärker machen, und ich denke, das kann ich auch“, sagt sie. Sie wisse, dass sie mitten in der Saison komme, und dass Ann-Katrin Berger bisher alle Spiele gemacht hat. Sie selbst könne nur gewinnen. „Ich glaube, man bekommt, was man sich im Training verdient“, sagt Gudbjörg Gunnarsdottir. Klar, sie will spielen bei Turbine. Potsdam sei eines der besten Teams in Europa, und die deutsche Liga schätzt sie als die stärkste der Welt.

Vier Torfrauen hat auch der erfahrene Coach Bernd Schröder noch nie in ein Trainingslager mitgenommen. In Lindow zählt er vor: Zwei Turbine-Teams spielen in der ersten und zweiten Bundesliga, und dafür gibt es vier Torhüterinnen. Wenn sich eine verletzt, „haben wir nur noch drei“. Klar ist aber auch: Der Konkurrenzkampf ist damit eröffnet. „Es gibt keinen Bestandsschutz“, sagt Schröder. Die Torwartposition habe in den Spielen, die jetzt anstehen, erste Priorität. „Wir können die Champions League gewinnen, und wir können die Meisterschaft erringen“, sieht er zwei Titel im Bereich des Möglichen.

Dabei dürfe aber kein Leistungsträger ausfallen. „Wir haben eine Mannschaft, die wunderbar funktioniert, die gut Fußball spielen kann“, sagt Schröder. Aber durch individuelle Fehler gehe ein ganzes Spiel kaputt. In entscheidenden Partien, wie dem 0:3 daheim gegen Frankfurt, habe die Abwehr nicht immer stabil gestanden – und bei einem Torwartfehler sei das Resultat immer ein Gegentor: „Das kann man nicht ausbügeln.“

Schröder ist mit seinem Optimismus, was die möglichen Titel betrifft, nicht allein. „Wir haben alles vor uns“, sagt Alexandra Singer. In der Champions League sei Torres ein gutes Los, und in der Meisterschaft wird die Entscheidung in den Top-Spielen fallen. „Wir werden für die Meisterschaft kämpfen“, verspricht sie. Durch die neue Torhüterin verspricht sie sich ein höheres Level und mehr Wettbewerb im Training. Mehr Stabilität bringt mehr Selbstbewusstsein, ist Singer überzeugt.

Wie alle anderen war auch die New Yorkerin pünktlich in Potsdam eingetroffen. Vom Schneesturm, der am vergangenen Wochenende über den Nordosten gefegt war und mindestens 16 Todeopfer gefordert hatte, war sie weniger betroffen als viele andere. Hoher Schnee, „ein bisschen Chaos“, aber Sonnabendnacht sei sie planmäßig von Newark – und nicht vom zeitweise geschlossenen Kennedy-Airport – geflogen. „Ich bin froh, hier von Beginn an dabei zu sein“, sagte Singer. Dass dies auch allen anderen aus der internationalen Turbine-Truppe gelungen war, das freute ihren Trainer bereits bei der Abfahrt am Montag, um 8 Uhr am Luftschiffhafen.

Ingmar Höfgen

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