Landeshauptstadt: Quartier beim Einhorn
Renate Brandis möchte ein altes Barockhaus in der Bäckerstraße retten und dorthin einladen
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Renate Brandis möchte ein altes Barockhaus in der Bäckerstraße retten und dorthin einladen Ein Innenhof mit dem morbiden Charme einer Teilsanierung, aber mit Pflanztöpfen begrünt und zugerankt, sechs Ferienappartements im Hinterhaus, ein unsaniertes Seitenflügel und ein Barockhaus an der Straße, das leider immer weiter verfällt. Renate Brandis, die das Haus für einen Privatbesitzer verwaltet, hat eine Menge Ideen, was zu seiner Rettung geschehen könnte. Und damit vorangeht, was privat seit 1999 nicht gelungen ist, wurde ein Verein zur Rettung des „Einhornhouses“ gegründet. Der ist inzwischen eingetragen und hat den Status der Gemeinnützigkeit. Das hoffentlich irgendwann einmal gerettete Haus soll in Teilen der Allgemeinheit als Quartierzentrum zur Verfügung stehen und Menschen, die Hilfe und Anregung brauchen, zusammenführen. Dass sich der Hof auch jetzt schon sehr gut für Veranstaltungen eignet, wurde unter anderem mit einer Märchennacht bewiesen und jüngst erst wieder mit der Veranstaltung „Barock hautnah“. Gefördert durch das „Lokales Kapital für soziale Zwecke“-Projekt (LOS) des Landes konnten ein Architekturvortrag und ein Klavierabend geboten werden. Für Kulinarisches sorgte der Internationale Bund. Aber auch Gewerbetreibende der Umgebung steuerten schon zum Gelingen von Veranstaltungen bei mit Selbstgebackenem und einer eigens für das Haus kreierten Praline. Studenten der Fachhochschule Potsdam starteten zudem eine Befragung, was ein Quartierzentrum leisten könnte. Inzwischen hat Renate Brandis eine Reihe interessierter Leute um sich gesammelt, teils als Vereinsmitglieder, teils auch solche, die Unterstützung und Zuspruch brauchen. Da ist zum Beispiel René, der ziemlich ziellos vor sich hingammelte. Inzwischen holt er beim Oberstufenzentrum I sein Fachabitur nach und möchte danach studieren. „Etwas in Richtung Bauwesen“, meint er. Die kulturellen Treffs sollen weitergehen. Dazu wurden Kontakte mit der türkischen Musikschule in Berlin geknüpft und auch die Dortuschule möchte Renate Brandis gern mit einbeziehen. Über den Internationalen Bund hat sie Claudia Thephasdin kennen gelernt, die einige Erfahrung im Management hat. Die Thailänderin, die die Liebe nach Deutschland führte, betreibt zusammen mit ihrem Vater zwei Fabriken in ihrem Heimatland, die Bekleidung beziehungsweise Kindermöbel herstellen. Sie will Brandis unter die Arme greifen. Denn so ideenreich die Potsdamerin in Sachen Vereinsarbeit auch sei mag, mit der Haussanierung will es wegen zu hoher Vorgaben – wie sie sagt – nicht vorangehen. Eine Idee, wie sie die Ansprüche der Denkmalpflege erfüllen kann, hat sie jedenfalls nicht. Im Gegenteil, die Fronten sind verhärtet. „Wenn wir alles so sanieren wollten, wie es der Denkmalpflege vorschwebt, dann wären zwei Millionen Euro nötig. Die haben wir aber nicht“, meint Brandis. Den Hauskomplex Stück für Stück zu sanieren und dabei manches in Eigeninitiative zu leisten, könne so wie vorgeschlagen nicht akzeptiert werden, erklärt hingegen die Denkmalpflege. „Wir brauchen neue Planungsunterlagen“, so Denkmalpflegerin Johanna Neuperdt. „1999 bekamen wir Unterlagen über die Modernisierung und den Ausbau des Dachgeschosses. Darin waren so große Dachgauben verzeichnet, dass sie das ganze Straßenbild verschandelt hätten.“ Das habe man so nicht genehmigen können und auf vier Seiten Erläuterung erklärt, wie man sich eine Sanierung vorstelle. Seither habe es aber keinen neuen Antrag gegeben. Es habe schließlich ein Baustopp ausgesprochen werden müssen, weil nicht denkmalgerecht gearbeitet wurde. Bei genehmigungsfähigen Planungsunterlagen könnten die innerhalb von acht Tagen bearbeitet werden, sicherte Neuperdt zu. Bleibt die Hoffnung, dass der Verein zu einer Annäherung der Vorstellungen beitragen kann. Brandis könnte sich als Hausnutzung ein Rucksackhotel vorstellen. Aber bis dahin ist es noch weit. Hella Dittfeld
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