Von Hella Dittfeld: Querdenkerin im Baustellengewühl
Ramona Löser-Fimmel koordiniert die Baustelle Stadtmitte / Humboldtstraße wird Sackgasse
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Die staugeplagten Autofahrer müssen noch eine Weile tief durchatmen. An der Kreuzung Breite Straße/Lange Brücke gehen die Bauarbeiten zwar planmäßig voran und die neue Verkehrsführung ist schon durch Bordsteine und Entwässerungsrinnen angezeigt, doch bis zur freien Fahrt in die Breite Straße wird es noch eine Weile dauern. Bis zum Jahresende soll die Fahrbahn stadtauswärts in die Breite Straße neu eingeschwenkt werden und auf der anderen Seite am Lustgarten zumindest ein Stück des Fußgängerweges entstehen. Die Straße bekommt in der Mitte eine schmale erhöhte Verkehrsinsel, die Peitschenmasten werden entfernt und die neuen Leuchtkörper an die Straßenränder verlegt. Es gibt nach Bauende zwei durchgängige Fahrbahnen rechts und links, stadtauswärts eine Abbiegespur in die Schlossstraße und eine linksabbiegende Spur in die Straße zwischen Lustgarten und Spielbank.
Tiefbauingenieurin Ramona Löser-Fimmel schaut trotz des Nieselwetters entspannt auf die Baustelle in Potsdams alter Mitte. Die 38-jährige Koordinatorin, die von sich sagt, dass sie Problemen gern auf den Grund geht und „auch mal Querdenken“ kann, freut sich, dass alle Gewerke gut im Zeitplan liegen. Bis zum Ende nächsten Jahres muss das Grundstück für das Landtagsschloss freigeräumt sein und der Verkehr soll wieder reibungslos rollen. Bis Ende 2009 läuft auch der Vertrag mit der Baustellenkoordinatorin. Bisher war Ramona Löser-Fimmel beim Entwicklungsträger Bornstedter Feld angestellt und wurde an den Bauherrn in der Stadtmitte, an den Sanierungsträger, nur „ausgeborgt“.
„Vier Teilbereiche müssen so aufeinander abgestimmt werden, dass jeder möglichst reibungslos arbeiten kann“, erklärt Löser-Fimmel. Das seien einmal die Brückenbauer an der Alten und Neuen Fahrt. Als zweites gehört die Verlegung aller Leitungen von der Kreuzung Breite Straße bis zu Yorckstraße aus dem Schlossgrundriss heraus dazu. Bei den Gleisumverlegung für die Straßenbahn in der Friedrich-Ebert-Straße kann man die endgültige Anordnung schon erkennen, während die Tram noch auf dem provisorischen Gleis kurvt. Und schließlich brauchen auch die Archäologen für ihre Arbeiten noch Zeit. Auf Baubesprechungen, bei denen auch Stadtverwaltung und Verkehrspolizei anwesend sind, wird das so abgestimmt, dass es möglichst wie am Schnürchen klappt.
Obwohl die Autofahrer murren und sich Rush-hour-Staus bilden, die Koordinatorin ist zufrieden: „Immer wieder wurde Chaos prophezeit, aber es ist ausgeblieben.“ Auch die Firmenkoordination scheint gut zu klappen, denn Ramona Löser-Fimmel bezeichnet die Baustelle als „harmonisch“ und die Partner als „durchaus willens, sich koordinieren zu lassen“. Sogar der Winter sei eingeplant mit einem Zeitpuffer von vier bis sechs Wochen. Sollte es Frostgrade geben, müsse man natürlich schauen, welche Arbeiten erledigt werden können und was warten muss, meint Löser-Fimmel. Die Archäologen würden zum Beispiel bis Minus zehn Grad weiterarbeiten können. Betonarbeiten oder dem Aufbringen von Asphalt schadeten Fröste.
Vom Fenster im Wasserwirtschaftsgebäude, wo die Bauberatungen stattfinden, kann man die gesamte Neuordnung der Stadtmitte gut überblicken. Anstelle des jetzigen Gleises in Richtung Lange Brücke entsteht eine Fahrbahn für Autos, die dann am Filmmuseum abbiegen müssen. Sie können über die Schlossstraße zur Breiten Straße gelangen. Dieser Weg ist allerdings vorwiegend für Anliegerverkehr gedacht. In Richtung Innenstadt soll es später einmal in der neuanzulegenden Humboldtstraße nur Anliegerverkehr und die Einfahrt in die Tiefgaragen geben. Eine Initiative hat durchgesetzt, dass aus der Straße Am Alten Markt eine Sackgasse wird. Ist die Arbeit in Potsdams Mitte für Ramona Löser-Fimmel erledigt, warten schon neue Aufgaben auf die Tiefbauingenieurin im Stadtzentrum oder in der Speicherstadt.
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