Von Peer Straube: Quintett ohne Patentrezept
Talk der Direktkandidaten des Wahlkreises 21 offenbart die Schwierigkeiten beim Umgang mit dem Alter
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Anfangs waren sie sich noch alle einig. „Selbstbestimmt“ und „so lange in den eigenen vier Wänden wie möglich“ wollen die fünf Landtags-Direktkandidaten des Potsdamer Wahlkreises 21 ihren Lebensabend verbringen. Der Verein Akademie 2. Lebenshälfte hatte das politische Quintett gestern ins Alte Rathaus geladen, um herauszufinden, was sie im Falle der Wahl für die Älteren tun wollen.
Sie, das sind Klara Geywitz (SPD), Wieland Niekisch (CDU), Anita Tack (Die Linke), Marie-Luise von Halem (Grüne) und Linda Teuteberg (FDP). Arbeit, Bildung und Partizipation an der Gesellschaft hießen die Kernthemen der Diskussionsrunde. Im Fokus des Interesses der 25 Zuhörer standen indes schlicht Existenzängste – Perspektivlosigkeit bei Langzeitarbeitslosen, schwierige Jobsuche und die Befürchtung, eine zu geringe Rente zu beziehen. Ein Patentrezept, das wurde schnell klar, hatte keiner der fünf Kandidaten, um etwa einen 58-Jährigen wieder in einen sicheren Job zu bringen. Diese Menschen, klagte eine Zuhörerin, würden nicht als Ersatz für fehlende Fachkräfte gesehen, sondern hangelten sich „von einem Ein-Euro-Job zum nächsten“.
Geywitz verwies auf die Instrumente der Arbeitsmarktförderung, die nur besser genutzt werden müssten. Mit der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (Paga) habe man bereits gute Erfolge erzielt, urteilte Geywitz, begleitet allerdings von skeptischem Gelächter der Anwesenden. Uneins war die Runde beim Thema Renteneintritt. Während von Halem die Rente mit 67 Jahren wegen des steigenden Durchschnittsalters verteidigte, forderte Tack eine Absenkung. Auch Niekisch sah den Renteneintritt mit 67 Jahren „kritisch“. Teuteberg plädierte für eine flexible Handhabe, die es ermöglicht, mit 60 in Rente zu gehen. Dafür müssten die Grenzen für einen Zuverdienst wegfallen. Tack verlangte sogar öffentliche Beschäftigungsprogramme, um Älteren wieder zu Arbeit zu verhelfen. Niekisch konterte, damit mache man dem Mittelstand Konkurrenz und schwäche so das Rückgrat der Wirtschaft.
Weitgehend Einigkeit demonstrierten die Kandidaten dagegen beim Thema Ehrenamt. Die oft von älteren Menschen ausgeübten Tätigkeiten müssten mehr Anerkennung finden. Wenigstens eine Kostenerstattung müssten die Ehrenamtler bekommen, sagte Niekisch. Tack warb für ein Ehrenamtsgesetz im Land, das etwa Versicherungsfragen regelt.
Naturgemäß blieben Potsdam-spezifische Probleme bei den bundes- und landespolitischen Themen weitgehend außen vor. Generell sei die Lage für Ältere in der Landeshauptstadt gut, schätzten die Kandidaten ein. Nachholbedarf gebe es allerdings bei generationsübergreifenden Wohnformen, kritisierte von Halem. Wohnungen, die barrierefrei und damit für Ältere geeignet sind und zugleich Spielmöglichkeiten für Kinder in der Nähe haben, „gibt’s noch viel zu wenig“.
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