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Kolumne Etwas HELLA: Radeln auf Zehenspitzen

Manches kann man nicht oft genug sagen. Zum Beispiel, dass das Radfahren zwischen Leipziger Dreieck und Nauener Tor eine mittlere Katastrophe ist.

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Manches kann man nicht oft genug sagen. Zum Beispiel, dass das Radfahren zwischen Leipziger Dreieck und Nauener Tor eine mittlere Katastrophe ist. Natürlich freue ich mich ganz selbstlos, dass ab 2019 das Radeln einfacher, schneller und sicherer werden soll, wie der Potsdamer Radverkehrsbeauftragte gerade mitgeteilt hat. Und es ist ein schönes Versprechen, dass es Radschnellwege bis nach Teltow, Werder und Fahrland geben soll. Vielleicht habe ich mir bis dahin ein E-Bike gekauft, um mit den flotten Radfahrern mithalten zu können, die jetzt schon auf den ganz normalen Pisten an mir vorbeisausen.

Trotzdem aber werde ich nicht müde, auf die Gefahren meines normalen Einkaufsweges hinzuweisen und darauf, dass ich mich dort in großer Gesellschaft befinde. Wir sind Dutzende, Hunderte, Tausende – je nach Messzeitraum – die sich täglich am Leipziger Dreieck über die Heinrich-Mann-Allee quälen und mit der meist viel zu kurzen Ampelschaltung kämpfen. Denn wer nicht spurtet, hat auf der Hauptstraße schon wieder Rot. Ganz zu schweigen von der Tour zum Bahnhof und dem Kampf mit Bus und Bahn und Fußgängern, um den Südeingang zu erreichen oder zu den Geldinstituten zu kommen. Von Abstellmöglichkeiten für die Räder ganz zu schweigen. Die liegen dann auch schon mal im Wege herum. Aber eigentlich sollte man sein Stahlross ohnehin in diesem Bereich an der Leine führen, obwohl es Fahrrad und nicht Schieberad heißt.

Am Eingang zu den Bahnhofspassagen ein ähnliches Dilemma. Die Radfahrer in beiden Richtungen karren sich nur deshalb nicht um, weil Radfahrer eben immer lieb und rücksichtsvoll sind – zumindest meistens. Wenn ich noch richtig sehen kann, dann ist die Brücke seit der Sonderspur für die Straßenbahn superbreit, von einer Radschnellstrecke aber keine Rede. Um den Schloss-Landtag herum ist das Radfahren ohnehin eine einzige Herausforderung, aber da gibt es zumindest Hoffnung, dass nach den Bauarbeiten an der Ringerkolonnade wenigstens die Absperrungen wieder verschwinden.

Die neue Ampelregelung am Platz der Einheit, Ecke Charlottenstraße, ist ein ähnliches Fiasko, weil keiner so richtig weiß, wann und ob er abbiegen darf und Fußgänger wie Radfahrer verschreckte Klumpen bilden. Ist auch hier Hoffnung, dass es sich um ein Intermezzo handelt? Vielleicht könnte man – natürlich lange, lange nach 2019 – ab dem Bildungszentrum stadteinwärts einen gesonderten Radweg einrichten, indem man ein bisschen Fläche vom Fußgängerweg am Platz der Einheit und an der Wilhelmgalerie von dem Steg außerhalb der Stützsäulen abzwackt.

Über die Friedrich-Ebert-Straße bis zum Nauener Tor mit ihren Schienen und parkenden Autos wage ich gar nicht nachzudenken. Bitte, bitte, lieber Radverkehrsbeauftragter, nicht nur in die Ferne schweifen, denn die Stolperstrecken liegen sehr nah und mittendrin in der Stadt.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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