Landeshauptstadt: Radfallen gesucht
Linke startet Befragung zum Radverkehr / Kreisvorsitzender Pete Heuer fordert festes Budget für Radnetz
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Innenstadt - Erlaubt ist das eigentlich nicht. Das weiß Stefan Pooch, schließlich ist er Polizist. In der Hegelallee Richtung Zentrum befährt der 42-Jährige den Kiesweg auf dem Mittelstreifen, obwohl es dort kein Schild gibt, das den Fußweg für Radfahrer frei gibt. „Sicherheitshalber sollte man da fahren“, erklärt Pooch, als er am Nauener Tor angehalten wird: „Damit nichts passiert.“ Es ist jedoch keine Verkehrskontrolle der Radstaffel, in die er da geraten war, sondern der Auftakt zur Aktion „Potsdams Fahrradfallen“ vom Kreisverband der Linken.
Zwei Monate lang wollen die Linken nun Bürgerhinweise zu Gefahrenstellen für Radfahrer aufnehmen. „Wir sammeln das und werten das aus“, erklärte Pete Heuer, Kreisvorsitzender der Linken, der selbst jeden Tag mit dem Rad unterwegs ist. „In der nächsten Legislaturperiode werden wir Schlussfolgerungen ziehen.“ Als Anreiz zum Mitmachen soll am 25. September, drei Tage vor der Kommunalwahl, ein Radhelm verlost werden.
Mit dem von der Verwaltung erarbeiteten Radverkehrskonzept vom Frühjahr 2008 ist Heuer indes nicht zufrieden: Die Haushaltsmittel für das 400-Punkteprogramm für ein radfreundliches Potsdam seien „nicht planmäßig eingestellt“, kritisiert der Linken-Kreisvorsitzende. „Wir wollen ein festes Budget für das Radfahrnetz“, sagt Heuer.
„Wir suchen die Potsdamer Radfallen“, riefen er und sein Stellvertreter Stefan Wollenberg deshalb gestern Mittag den Radlern am Nauener Tor zu. Wer sich wie Stefan Pooch darauf einließ und anhielt, konnte oft auf Anhieb ein paar Gefahrenstellen aufzählen: Zeppelinstraße, Humboldtbrücke und „Potsdam West überall“, sagte beispielsweise eine Potsdamer Anwältin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, aber jeden Tag mit dem Rad unterwegs ist. Stefan Pooch fiel neben der Hegelallee auch die Maulbeerallee und die Rudolph-Breitscheid-Straße ein. „Ich schreibe ihnen noch eine Mail“, versprach er.
Wie wichtig den Potsdamern der Radverkehr ist, zeigte bereits das Ergebnis des Bürgerhaushalts 2008: Bei der Abstimmung landete die Verbesserung der Radwege auf Platz eins. Der Finanzausschuss hatte dafür Mitte Mai zunächst 40 000 Euro zur Verfügung gestellt. 2009 sollen es 350 000 Euro und 2010 245 000 Euro sein.
Im Radverkehrskonzept hatte die Verwaltung 120 „Sofortmaßnahmen“ erarbeitet, die bereits ab Herbst umgesetzt werden sollen. Das 240 Seiten starke Konzept beinhaltet insgesamt mehr als 400 Vorschläge, deren Umsetzung jedoch 6,2 Millionen Euro kosten würde. Vorgesehen sind 326 Kilometer Radrouten. Mit dem Radverkehrskonzept soll der Anteil des Radverkehrs auf 27 Prozent erhöht werden und damit den niederländischen Standard erreichen. Momentan werden laut Verwaltung in Potsdam rund 20 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Jana Haase
Potsdamer Fahrradfallen schicken Sie mit Beschreibung, Kommentar, wenn möglich mit Bild und Verbesserungsvorschlag an Fahrradfalle@dielinke-potsdam.de
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