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Verkehr in Potsdam: Radikaler Umbau der Zeppelinstraße liegt auf Eis

Die Zeppelinstraße wird doch nicht einspurig. Ganz erledigt ist das Thema aber noch nicht: Nun will die Stadt ein umfangreiches Beteiligungsverfahren starten - und auch die Potsdamer einbeziehen.

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Potsdam - Eine bereits für diesen Sommer geplante radikale Umgestaltung der Zeppelinstraße wird es wohl nicht geben – allerdings ist das umstrittene Projekt damit längst nicht vom Tisch. Vor einer endgültigen Entscheidung will die Stadtverwaltung nun doch ein Beteiligungsverfahren starten, in das die Stadtverordneten, die betroffenen Umlandgemeinden und die Potsdamer Bevölkerung in den kommenden Monaten einbezogen werden sollen. Danach soll entschieden werden. Das ist das Ergebnis eines Treffens von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit seinen Beigeordneten am Mittwoch. „Wir wollen uns gern auch andere Vorschläge zur Zukunft der Straße anhören“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz auf PNN-Anfrage.

Offiziell teilte die Stadt mit, es werde öffentliche Informationsveranstaltungen für die Bürger der Stadt geben. Dort werde man die Planungen zur Straße vorstellen. „Auch die Nachbargemeinden werden in diesen Erörterungsprozess einbezogen“, so die Stadtverwaltung weiter. Am kommenden Mittwoch werde zudem der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung unterrichtet. Weitere Termine wurden nicht genannt. Allerdings hieß es aus Rathauskreisen, angesichts der nun eingeschlagenen Kommunikationsstrategie werde sich das eigentlich bereits für den Sommer vorgesehene Projekt wohl um mehrere Monate verzögern. Unklar ließ die Verwaltung, wie genau das Mitspracherecht der Stadtverordneten in der Angelegenheit aussehen soll.

Zu viel giftiges Stickstoffdioxid

Die mit 1,2 Millionen Euro veranschlagten Pläne der Verkehrsplaner aus dem Baudezernat des Grünen-Beigeordneten Matthias Klipp sehen demnach vor, den Verkehr in der Straße um rund 16 Prozent zu reduzieren, um den Ausstoß von Schadstoffen zu senken. Dazu soll auf der Zeppelinstraße zwischen Luftschiffhafen und Geschwister-Scholl-Straße nur noch eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung stehen. Dazu käme eine dritte wechselseitige Fahrspur in der Mitte – jeweils für Linksabbieger. Als Alternative für Pendler soll der öffentliche Nahverkehr aufgewertet werden: Unter anderem mit neuen Bus- und Straßenbahnspuren zwischen Geltow und der Potsdamer Innenstadt.

Diese Planungen waren den PNN zugespielt worden, die Details machte die Stadtverwaltung auch am Mittwoch nicht öffentlich. Allgemein hieß es in ihrer Mitteilung, für die Straße bestehe ein Handlungsbedarf, weil insbesondere der Grenzwert für giftiges Stickstoffdioxid (NO2) seit Jahren nicht eingehalten werde. Oberbürgermeister Jakobs erklärte: „Wir sind verpflichtet, die EU-Grenzwerte einzuhalten und müssen deshalb alle geeigneten Maßnahmen prüfen.“ Das sei man auch den Anwohnern der Zeppelinstraße schuldig, „deren gesundheitliche Beeinträchtigung schon seit Jahren beträchtlich ist“, so Jakobs weiter. Durchschnittlich 41 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter registrierten die Messstellen des Landesumweltamts im Jahr 2014 an der Straße – der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. Seit Anfang des Jahres gelten diese von der EU vorgegebenen Werte verbindlich. Damit könnten Anwohner – wie es in anderen Kommunen schon Realität ist – gegen die Stadt klagen, sollten keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Kritik von Politik, Lob von Umweltschützern

Die Stadtverwaltung erklärte, angesichts der Lage habe die zuständige Fachverwaltung nun Vorschläge erarbeitet, wie Grenzwerte künftig eingehalten werden können. Unter anderem habe man ein Fahrverbot für Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen sowie die Erneuerung der Busflotte und bessere Angebote beim öffentlichen Personennahverkehr untersucht – neben der radikalen Umgestaltung der Zeppelinstraße. Diese wird nach PNN-Informationen von Klipps Fachbereich favorisiert, weil damit die Grenzwerte schon im kommenden Jahr eingehalten werden könnten. Nähere Details zu den untersuchten Varianten nannte die Stadtverwaltung in ihrer Erklärung nicht.

Die in den PNN bekannt gewordenen Planungen hatten in den vergangenen Tagen für viel Unmut gesorgt – etwa bei den meisten Potsdamer Fraktionen und Wirtschaftsvertretern. Dagegen hatten Umweltschützer die Planungen verteidigt – mit weniger Autos auf den Straßen würde Potsdam lebenswerter, hieß es.

Empörung kam aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark – weil dort das Vorhaben bis dato gänzlich unbekannt war. Tatsächlich ist ein radikaler Umbau der Straße weder im gültigen Stadtentwicklungskonzept Verkehr noch im aktuellen Luftreinhalteplan für Potsdam vorgesehen. Letzteres Konzept wird allerdings in diesem Jahr fortgeschrieben, wie das Landesumweltministerium am Mittwoch den Fraktionen im Stadtparlament mitteilte. In dem Papier werden mögliche Maßnahmen gegen Luftverschmutzung definiert. Laut Ministerium müsse es um „weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und damit des Gesundheitsschutzes gehen“. Ein erster Workshop zum Thema ist für den 20. März vorgesehen.

Pro und Contra zum Ausbau der Zeppelinstraße lesen Sie HIER.

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