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Wachsamer Blick. Eingang des Stadthauses an der Friedrich-Ebert-Straße. 2100 Menschen arbeiten in der Verwaltung – sie sollen und wollen besser geführt werden.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Rathaus fehlt Führungskultur

Personalkonzept soll Verwaltung mit 2100 Mitarbeitern verbessern / Stadtpolitik sieht Mängel / CDU-Fraktionschef: Frust macht Mitarbeiter krank

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Das Potsdamer Rathaus will gegen seinen seit jeher schlechten Ruf ankämpfen. Dafür sollen die derzeit rund 2100 Mitarbeiter der Stadtverwaltung vor allem besser von ihren Vorgesetzten geführt werden und konsequenter Dienstleister sein. Das sieht das neue Konzept „Personalentwicklung 2020“ vor, das jüngst den Stadtverordneten vorgestellt wurde. Die Autoren vom Bereich Personal und Organisation konstatieren darin, dass bei den Fähigkeiten der rund 150 Führungskräfte im Rathaus „Nachholbedarf“ bestehe. Dies hätten insbesondere Mitarbeiterumfragen ergeben. Im Konzept wird ein „einheitliches Führungsverständnis“ und eine „motivierende und leistungsfördernde Führungskultur“ angemahnt.

Die Stadtverordneten im Hauptausschuss äußerten sich zumeist kritisch zu dem Personalkonzept. Es enthalte zu viele allgemeine Aussagen statt konkrete Maßnahmen, hieß es. Unterdessen sei die Lage in der Verwaltung für die Mitarbeiter dramatisch, stellte CDU-Fraktionschef Michael Schröder dar: „Der Frust macht krank, viele haben es aufgegeben, sich innovativ einzubringen, weil sie nichts bewegen.“ Das Potenzial „vieler kluger Leute“ werde nicht ausreichend genutzt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) quittierte die Aussagen Schröders im Ausschuss sichtlich gereizt mit der flapsigen Bemerkung: „Dann geht’s uns wie der CDU, Herr Schröder.“

Das Rathaus unter Führung von Jakobs befindet sich jedenfalls in einem Umbruch. Bis 2020 würden rund 200 Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden, sagte der Chef des Verwaltungsmanagements Reiner Pokorny. Der Altersdurchschnitt liege bei 46 Jahren. Es müsse schnelle, konsequente Besetzungen der neuen Stellen geben; gleichzeitig böten die freien Posten Mitarbeitern die Möglichkeit zu Karrieresprüngen. Auch daher sollen ein Aufstiegs- und ein Traineeprogramm sowie eine Einführung für frisch einstellte Mitarbeiter neu geschaffen werden. Zudem müsse die Ausbildung verbessert werden, so das Konzept. Die entsprechende Dienstvereinbarung stamme aus dem Jahr 2003 und müsse dringend erneuert werden. Um die Mitarbeiterführung zu verbessern, sind Fortbildungen und ein Programm zur Führungskultur geplant. Wieder eingeführt werden soll ein Bewertungssystem für die Leistungen der 2100 Mitarbeiter, von denen 90 Prozent als Angestellte arbeiten; zehn Prozent sind Beamte. Bewerten konnten die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter zuletzt Ende 2006 – dann kündigte der Personalrat die Dienstvereinbarung, offenbar wegen Untauglichkeit. Jetzt werde neu verhandelt, hieß es.

Das Personalkonzept soll auch dafür sorgen, dass die Zahl der Verwaltungsmitarbeiter trotz wachsender Einwohnerzahl in Potsdam nicht weiter steigt. In diesem Jahr gibt die Stadt 91,5 Millionen Euro für die Bezahlung der Verwaltungsmitarbeiter aus, das entspricht 20 Prozent der Gesamtausgaben. Bis 2015 sollen sich die Kosten auf 95 Millionen Euro erhöhen – 2008 waren es noch 80 Millionen Euro. Das Konzept sieht vor, dass sich die Zahl der Stellen pro Einwohner, derzeit liegt die Quote bei 11,46, bis 2015 auf 10,85 verringert. Dafür muss die Verwaltung effektiver arbeiten. Nach Angaben Pokornys ist Potsdam allerdings schon jetzt besser als die anderen kreisfreien Städte Brandenburgs. Sie hätten Werte zwischen 12,7 und 15,4 Verwaltungsstellen pro Einwohner. Auch Vorwürfe, der Krankenstand sei außergewöhnlich hoch, wies Pokorny zurück. Er sei von 22,8 auf 19,1 Prozent gesunken.

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