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Landeshauptstadt: Rathaus statt Jobcenter

Die Stadt Potsdam setzt das ausgelaufene Bundesprojekt „Bürgerarbeit“ auf lokaler Ebene fort

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Eine neue Chance für langzeitarbeitslose Potsdamer: Die Stadtverwaltung startet ab dem ersten Mai die „Kommunale Initiative Arbeit Potsdam“, in der 40 Langzeitarbeitslose zwei Jahre lang zum normalen Tarif-Lohn innerhalb der Stadtverwaltung arbeiten sollen. Die Aufgaben werden unter anderem Büro-Tätigkeiten oder auch technische Arbeiten umfassen, etwa auf Sportplätzen und Grünflächen des Kommunalen Immobilienservices (KIS), sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am Freitag vor Journalisten. Aktuell gibt es 1794 langzeitarbeitslose Potsdamer.

Ausgangspunkt für die Initiative ist das derzeit auslaufende Modellprojekt „Bürgerarbeit“, das 2012 gestartet und mit Bundesmitteln finanziert worden war. Dafür waren 49 Potsdamer über 50 Jahre ausgewählt worden, die im Schnitt zehn Jahre arbeitslos waren und zum Teil Schulden oder gesundheitliche Probleme hatten. Über zwei Jahre gingen sie in der Stadtverwaltung verschiedensten Aufgaben nach: „Einer fertigte eine Bestands-Dokumentation historischer Ehrengräber an, andere scannten Altakten ein oder machten Schüler-AGs, zum Beispiel für Schulgärten“, sagte Müller-Preinesberger.

Alle Teilnehmer wurden nach Tarif bezahlt und seien überaus motiviert gewesen: „Der Krankenstand von durchschnittlich 12,4 Tagen im Jahr liegt deutlich unter dem normalen Schnitt der Stadtverwaltung, zudem hat jeder Teilnehmer zwei bis drei Fortbildungen gemacht“, so die Sozialbeigeordnete. Neben der Stärkung des Selbstbewusstseins hätten vier der 49 Bürgerarbeiter mittlerweile einen neuen Job gefunden - etwa als Hausmeister in der freien Wirtschaft oder als Angestellte bei der Stadt. Drei weitere haben möglicherweise Aussicht auf einen neuen Arbeitsplatz. Dazu kommen zwei Potsdamer, welche durch die zweijährige sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nun ihr „Pensum“ an Arbeitsjahren erfüllt haben, um Anspruch auf Rente zu haben.

Im Rahmen des Projektes hatte zuvor noch eine „Aktivierungsphase“ des Jobcenters stattgefunden, bei der 1 200 Arbeitslose intensiv betreut wurden; 320 davon konnten in Arbeit vermittelt werden, so Jobcenter-Leiter Frank Thomann. Aus den restlichen hatten sich die 49 Projekt-Teilnehmer rekrutiert.

Die Stadt Potsdam hätte das Projekt wegen der positiven Erfahrungen gerne weitergeführt, die Bundesregierung hatte eine Fortsetzung aber abgelehnt. Diese erfolgt daher nun auf lokaler Ebene unter dem Titel „Kommunale Initiative Arbeit Potsdam“. Die Finanzierung von rund 1,8 Millionen Euro wird bis zu 75 Prozent vom Jobcenter Potsdam getragen. Die restlichen Kosten stammen zum Teil aus dem Programm „Arbeit für Brandenburg“, 700 000 Euro zahlt die Landeshauptstadt; diese Summe ergebe sich laut Müller-Preinesberger aus Einsparungen für Transferleistungen, die während der kommenden zwei Jahre nicht für die 40 Teilnehmer gezahlt werden müssen. Erik Wenk

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