
© Stefan Gloede
Landeshauptstadt: Rätsel um Figurenschmuck am Neuen Palais
Letzte „Entdeckung der Langsamkeit“ am Freitag mit einem Einblick in die Mythologie und historischer Perkussion
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Sanssouci – Gebannt und vielleicht oft auch hilflos betrachten die Besucher der Friederisiko-Schau die Sandsteinfiguren am Neuen Palais. „Friedrich II. hat es damit so weit getrieben, wie es überhaupt möglich war“, sagt die Kustodin der Skulpturensammlung, Saskia Hüneke. Hunderte Figuren, Putten und steinerne Gruppen krönen die Dächer, wachen zwischen den Fenstern und umschlingen die Laternen der Terrassen.
Die Deutung des Inhaltes der steinernen Bildwerke, eine Aufgabe der Ikonografie, gleicht oft einem Rätselspiel. Einige Lösungen bietet Hüneke am Freitag bei der „Entdeckung der Langsamkeit“ an. Es ist die letzte Führung im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe in dieser Saison. Die Kustodin wird die Besucher unter anderem zum Friedrichsflügel des Schlosses führen. Wer vom Park Sanssouci aus zu „Friederisiko“ will, läuft vielleicht gedankenlos an zwei ziemlich neu aussehenden Sandstein-Nymphen, die jeweils einen Krug halten, vorbei. Es handelt sich um eine über dreißig Jahre alte Kopie einer Arbeit des Potsdamer Bildhauers Johann Peter Benckert. Was bedeuten die beiden Frauen? Stellen sie mit ihren Krügen das Element Wasser dar? Hüneke verweist auf die Nachbarin, deren Stein mit einer fast schwarzen Patina überzogen ist. Es handelt sich um das 1764 geschaffene Original der mythologischen Königin von Mäonien, Omphale. Neben dieser steht Herkules mit seinem mächtigen, aber etwas eingeknickten Body. Den großen Herkules kaufte Omphale als Sklaven. Sein hilflos-wirrer Blick hinüber zur Königin fragt laut Hüneke: „Wer bin ich? Der starke Held oder der gehorsame Sklave dieser herrischen Frau?“
Diese Blickbeziehung löst auch das Rätsel um die Krüge tragenden Nymphen. Sie symbolisieren die beiden Flüsse der Unterwelt Lethe und Mnemosyne. Ersterer steht für das Vergessen, Letzterer für das Erinnern. „Wer bin ich?“ – dies dürfte sich der Bauherr des Neuen Palais, Friedrich II., der auch dessen mythologischen Schmuck konzipiert haben soll, oft gefragt haben. Für Symbole hatte der Freimaurer bekanntlich eine unerschöpfliche Fantasie.
Nach der Führung erwartet die Besucher eine musikalische Rarität: Mit historischer Perkussion werde Michael Metzler dem Triumphgefühl Friedrichs während des Baus des Neuen Palais nachspüren, teilt Angela Wuschko von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit. Metzler gehöre zu den führenden Perkussionisten seiner Generation. Im Bereich früher Musik führten ihn zahlreiche Gastspiele nach Asien, Australien, Europa, Mexiko sowie nach Kanada und in die USA. Günter Schenke
Entdeckung der Langsamkeit: Friedrich und die Antike. Die Bildwerke rund ums Neue Palais. Freitag, 31. August, 19 Uhr. Potsdam, Park Sanssouci. Treffpunkt am temporären Besucherempfang vor dem Neuen Palais. Eintritt 15 Euro, ermäßigt 12 Euro.
Günter Schenke
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