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Homepage: Raubkunst: Debatte ohne Ende?

Der Umgang mit Raubkunst wird so heftig diskutiert, wie schon seit den 50er Jahren nicht mehr. Während der Nazi-Zeit geraubte oder im Zweiten Weltkrieges beschlagnahmte Kunstwerke tauchten in unvermutetem Privatbesitz, aber auch in Museen und Galerien des In- und Auslandes wieder auf.

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Der Umgang mit Raubkunst wird so heftig diskutiert, wie schon seit den 50er Jahren nicht mehr. Während der Nazi-Zeit geraubte oder im Zweiten Weltkrieges beschlagnahmte Kunstwerke tauchten in unvermutetem Privatbesitz, aber auch in Museen und Galerien des In- und Auslandes wieder auf. Ein Dschungel von Raub-, Enteignungs- und Verkaufsgeschichten tut sich auf, dem Politik und herkömmliche Provenienzforschung noch reichlich hilflos gegenüberstehen.

Heikel wird es erst recht, wenn Erbschaften einst verfolgter Familien für Dutzende Millionen Dollar bei Sotheby“s oder Christies versteigert werden, aber auch dann, wenn die Rückgabe berühmter Gemälde an die Nachfahren einstiger Eigentümer neue Rechtsspekulationen auslöst. Eine Versachlichung der Debatte scheint bitter nötig. So gesehen, kommt das gestern in Berlin vorgestellte Buch „Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum“ gerade recht. Herausgegeben haben es der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums (MMZ) in Potsdam, Julius H. Schoeps und Anna-Dorothea Ludewig. Sie lassen in dem 300-seitigen Band Wissenschaftler, Museologen, Juristen, Journalisten und Politiker zu Wort kommen, welche das Problem aus interdisziplinärer Sicht reflektieren und teilweise auch rechtspolitische Lösungsvorschläge unterbreiten.

Viele Autoren hatten bereits im April in Potsdam an der Konferenz gleichen Namens teilgenommen und die „Washingtoner Erklärung“ von 1998 als Ausgangspunkt ihrer Diskurse genommen. Jene Erklärung hatte den von den Nazis beraubten Kunstsammlern und ihren Nachkommen ausdrücklich das Recht auf Rückgabe oder Entschädigung bescheinigt. Die Teilnehmer der MMZ-Konferenz fordern vor allem mehr Transparenz zur Arbeit der „Beratenden Kommission des Bundes“ bezüglich der „Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“.

Die Herausgeber empfahlen gestern die Neuerscheinung als ein „Handbuch der Restitutionspraxis“, aber auch als hilfreiche Lektüre für Geisteswissenschaftler, Studenten, Kunstliebhaber und generell politisch und zeithistorisch interessierte Leser. Olaf Glöckner

„Eine Debatte ohne Ende?“: ISBN 978-3-86650-641-1; 16,80 Euro

Olaf Glöckner

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