Landeshauptstadt: Rauchen beginnt im Kindergarten
Erstes Langzeit-Präventionsprojekt an Grundschule am Pappelhain / Zu wenig ambulante Beratungsstellen
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Die Stadt Potsdam will sich bei der Suchtprävention künftig mehr auf Kinder im Kita- und Grundschulalter konzentrieren. Denn bereits in diesem Alter würden Verhaltensweisen geprägt, die später zu Suchtkrankheiten führen können, erklärte Gesundheitsbeigeordnete Elona Müller gestern auf einer Pressekonferenz zur Lage der Präventions- und Suchtkrankenarbeit der Landeshauptstadt.
Aus diesem Grund werde das Präventionsprojekt „Sterntaler“ an der Grundschule am Pappelhain auf drei Jahre verlängert. Damit versuche die Stadt einen neuen Ansatz so Müller. Zum ersten Mal werde eine Klasse kontinuierlich über drei Jahre von Experten begleiten. Bisher habe die Präventionsarbeit eher punktuell in kürzeren Projekten statt gefunden. Diese „Projektitis“ sei jedoch gescheitert, findet Sterntaler-Leiter Achim Wannicke. Denn es sei wichtig „an die Schulen zu gehen“, um zu sehen, wo die Probleme – wie Gewalt oder falsche Ernährung – liegen, so Wannicke. Nur so könne man gezielt helfen. Bereits seit vergangenem Jahr läuft sein Projekt an der Schule am Stern. Schüler, Eltern und Lehrer sollen gleichermaßen einbezogen werden, so Wannicke. Frank Prinz-Schubert von der Potsdamer Suchtpräventionsfachstelle Chill Out sieht das genauso. Lehrer und Eltern müssten „vorleben, was sie den Kindern predigen“, so Prinz-Schubert. Wer selbst raucht, könne schließlich nicht glaubwürdig vermitteln, das nicht rauchen cool sei.
Doch Eltern und Lehrer bei der Suchtvorbeugung mitzuziehen, sei genau das Problem. Das habe das generelle Rauchverbot, das seit diesem Schuljahr gilt, gezeigt. In Potsdam hätten laut Prinz-Schubert Lehrer und selbst Direktoren trotzdem geraucht. Allein Verbote könnten nicht helfen, glaubt der Chill Out-Chef. Die Fachstelle will im Juni mit der Präventionsarbeit an den rund 150 Potsdamer Kindertagesstätten beginnen (PNN berichteten). Ein Konzept sei bereits fertig. Zur Zeit stelle eine Kollegin die Kontakte zu Arbeitskreisen, Krankenhäusern und anderen Experten her, so dass bis dahin ein Netzwerk für die Betreuung der Kitas zur Verfügung stehe.
Sich vernetzen wollen künftig auch die Suchtkranken-Selbsthilfegruppen der Landeshauptstadt, erklärte Gudrun Hillmann von einer Selbsthilfegruppe der AWO. Zum einen wolle man Kontakt zu Fachleuten wie Ärzten aufbauen. Zum anderen haben die Potsdamer Gruppen auf der Suchtkonferenz im März 2006 vereinbart, noch in diesem Jahr eine Broschüre zu erarbeiten, in der alle Gruppen mit Adressen und Telefonnummern aufgelistet sind. Denn es sei wichtig, dass Betroffene eine Anlaufstelle in Wohnnähe finden. „Sonst kommen sie nicht regelmäßig“, so Hillmann. Das Gleiche gelte für ambulante Suchtkrankenberatungen, so Rolf Müller von der Beratungsstelle der AWO (Arbeiterwohlfahrt). In Potsdam sei die Situation in dieser Hinsicht noch ungenügend. Doch für eine Verbesserung fehle Personal und Geld. just
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