Landeshauptstadt: Rauchende Juno und allerley Tunke VIII. Schlössernacht mit Blick hinter die Kulissen und großem Chorauftritt
Sie bleibt für Potsdam das weltweit bekannteste, begehrteste Event: die Schlössernacht. Seit Monaten sind die mehr als 32 000 Karten für die VIII.
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Sie bleibt für Potsdam das weltweit bekannteste, begehrteste Event: die Schlössernacht. Seit Monaten sind die mehr als 32 000 Karten für die VIII. am kommenden Sonnabend ausverkauft und auch der Vorabend ist ausgebucht. Alle 5 000 Plätze zum Konzert der Academy of St. Martin in the Fields sind längst vergeben. Trotz oder gerade wegen dieses Ansturms lassen sich die Veranstalter – die Arbeitsgemeinschaft (ArGe) Schlössernacht und die Schlösser-Stiftung – immer wieder etwas Neues unter wechselndem Motto einfallen. Diesmal werden besondere „Einblicke und Aussichten“ gewährt.
Wie der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Prof. Hartmut Dorgerloh gestern auf der Pressekonferenz ankündigte, wird man zum Beispiel beim Maschinenhaus in der Moschee – ein Shuttlebus bringt die Interessenten dorthin – zuschauen können, wie Havelwasser in die Fontänen und die Gartenbewässerung gepumpt wird. Der Park Sanssouci sei ein „Wasserfresser“, meint Dorgerloh auf die etwa 100 Kilometer Wasserleitung verweisend, die zum Bewässern der Blumenrabatten und Gartenanlagen gebraucht werden. Dass manche Hecken zur Schlössernacht nicht akkurat geschnitten seien, liege übrigens an der langen Trockenheit, während der man sie habe schonen müssen, so Dorgerloh. Neu sei auch der Blick in den Schirrhof mit seinen Werkstätten und die Bekanntschaft mit der „rauchenden Juno“ auf der Nordseite der Orangerie. Es werde im Moment noch daran gebastelt, dass sie vor sich hinqualme“, erklärte Dorgerloh schmunzelnd. Premiere hat außerdem eine Südroute durch den Park, für die der Eingang Posttor geöffnet wird. In Zukunft soll er bei schöner gestaltetem Bahnhofsumfeld Lust zum Aussteigen und Eintauchen ins Sanssouci-Grün machen. Erstmals gibt es zudem Vorträge im Billardzimmer des Sanssouci-Kavaliersflügel – den ersten hält Dorgerloh um 18 Uhr selbst. Er plaudert aus dem Alltags eines Generaldirektors. Und es gibt eine neuartige Magenlabung. Spreewaldwirt Peter Franke kredenzt Genüsse aus der Zeit Friedrichs II. Was er außer „allerley Tunke“ noch anbietet, verrät eine Speisekarte. Wo er es tut, war gestern noch unklar.
Vom Eintrittsgeld zweigt die ArGe immer einen Beitrag für Restaurierungsarbeiten ab. Der vom Vorjahr reichte zur Erneuerung zweier Säulen im Sanssouci-Parterre, die zur Schlössernacht bewundert werden können. Eine dritte mit aufgesetzter Figur ist in Arbeit und die vierte wird noch folgen. Der Spendenbetrag dieses Jahres soll in die Wiederherstellung der Pergola an der Villa Liegnitz fließen. Es war der Witwensitz der zweiten Frau von Friedrich Wilhelm III. In der leider noch unsanierten Villa wird in der Schlössernacht eine digitalisierte Fotosammlung von 1895 bis 1945 vorgestellt.
Am breit gefächerten Programm der Schlössernacht wirken diesmal 580 Künstler aus dem In- und Ausland mit, darunter 50 Tänzerinnen und Tänzer des Friedrichstadtpalastes, die nach ihrer Vorstellung in Berlin mit Polizeieskorte nach Potsdam gebracht werden, war von Veranstalter Reinhard Mann zu hören. Es gibt 21 Veranstaltungsorte, an denen von Jazz bis Klassik, von Mozart bis Strauß Musik der unterschiedlichen Art zu hören ist. Ein Highlight ist das Auftreten des berühmten belgischen Mädchenchors Scala an den Communs (20 Uhr). Es wird viel getanzt, höfisch, folkloristisch und modern und sogar die Bäume sprechen wieder. 137 Akteure sind mit historischen Kostümen ausgestattet, es gibt 17 Führungen und fünf Fachvorträge, das Wegesystem wurde ausgebaut und ist von 2 300 Leuchten und 1700 Scheinwerfern erhellt. Der Wetterbericht sagt eine warme Nacht voraus und als einziges soll es Feuer(werk) vom Himmel regnen. Nachtschwärmer dürfen danach bis 3 Uhr weiterfeiern.
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