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Von Kay Grimmer: Räumungsklage gegen Biker-Treff

Gesa verkaufte Alte Tankstelle in Berliner Straße und geht gegen Pächter Werner Heuser juristisch vor

Stand:

Berliner Vorstadt - Der Biker-Treff in der ehemaligen Tankstelle an der Berliner Straße soll nun per Räumungsklage verschwinden. Heute muss Pächter Werner Heuser zum ersten Verhandlungstermin vor Gericht. Im Januar wurde die ehemalige Tankstelle durch den Eigentümer, die Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten mbH (Gesa), einem Unternehmen der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben, der ehemaligen Treuhandanstalt, veräußert (PNN berichteten). Käufer des Grundstücks ist nach Informationen dieser Zeitung der Unternehmer Kai Desinger, der einst die in Teltow ansässige Celon AG gegründet hat und derzeit einen Oldtimerhandel in Berlin betreibt.

Kläger gegen Werner Heuser ist allerdings noch immer die Gesa, die im Kaufvertrag mit Desinger zusicherte, das Gelände „frei von Dritten“, also ohne Mieter und Pächter, und altlastensaniert zu übergeben. „Ich bin neutral“, so Desinger, dem es „leidtut“, was derzeit mit Heuser passiere. Der Potsdamer Biker-Treff-Inhaber hatte selbst Interesse, die ehemalige Tankstelle zu kaufen. Doch lagen für Heuser, der seit zwölf Jahren den Café-Treffpunkt für Motorradfahrer mit angeschlossener Biker-Werkstatt betreibt, die Kaufpreis-Mindesterwartungen der Gesa über dem Machbaren. Bei 280 000 Euro lag das Mindestgebot für das 800 Quadratmeter große Grundstück, inklusive Tankstelle und Altlasten. Laut einem Gutachten liege der Wert des sanierungsbedürftigen Gebäudes bei rund 90  000 Euro, so Heuser. „Das gesamte Haus und vor allem das Dach ist marode.“ Doch erst nachdem die Gesa für das Objekt einen Käufer gefunden hatte, begannen laut Heuser erste Notsicherungsarbeiten am Gebäude. „Meine früheren Warnungen wurden nicht beachtet“, kritisiert der Zweiradmechanikermeister das Gebaren der Gesa. Das Verhältnis zwischen der Bundesgesellschaft und dem Pächter galt seit langem als belastet. Frühere Kaufangebote des Biker-Treff-Betreibers habe die Gesellschaft ignoriert, so Heuser.

Konkrete Angaben zum letztlich erzielten Kaufpreis wollte die Gesa nicht machen, sprach allerdings davon, „dass unsere Mindesterwartungen erfüllt wurden“, sagte Gesa-Sprecherin Gudrun Finger. Der neue Käufer wollte eine Kaufsumme von 400 000 Euro nicht kommentieren. Für ihn sei das denkmalgeschützte Gebäude an der Eingangsstraße nach Berlin ein „Liebhaberprojekt“, so Desinger, der dort auch weiterhin mit dem Thema „Mobilität“ arbeiten will. „Das Haus wird öffentlich genutzt werden“, versprach der Unternehmer.

Die Potsdamer Stadtverwaltung hatte sich in den vergangenen Jahren bei Vermittlungen zwischen Werner Heuser und der Gesa engagiert. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) – und auch prominente Bewohner des Villen-Stadtteils Berliner Vorstadt – hatten sich für einen Verbleib des Biker-Treffs am Standort eingesetzt. Doch in den juristischen Streit will sich die Verwaltung nicht einmischen. „Wünschenswert ist, dass – unabhängig von konkreten Betreibern – solch ein ,Farbklecks’ in der Berliner Vorstadt auch künftig vorhanden ist“, sagte der Leiter der Potsdamer Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs.

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