Landeshauptstadt: Raus aus dem Trott
Pilotprojekt: „Übungsfirma“ für junge Arbeitslose
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Babelsberg – Jugendliche Potsdamer vermitteln sich selbst in Arbeit: Das ist die Idee hinter dem Job Unternehmen Potsdam (JUP). Die Firma mit Sitz in der Gartenstraße 42 startete bereits Ende Mai 2007 als Pilotprojekt der PAGA (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende) und des Bildungsträgers Internationaler Bund (IB) e.V. Seitdem haben 130 arbeitslose Jugendliche das „Unternehmen“ durchlaufen, sagte JUP-Mitarbeiter Mario Schulmeyer gestern vor Pressevertretern: 30 von ihnen seien in fester Arbeit, sechs weitere hätten eine Ausbildung begonnen. 19 Jugendliche seien wieder ausgestiegen.
Die „Übungsfirma“ habe man gestartet, um eine Alternative zum Kreislauf der Arbeits- und Weiterbildungs- „Maßnahmen“ zu bieten, erklärte PAGA-Chef Ulrich Thomann. Das Modell sei „völlig neu“: In der Firma seien die Jugendlichen nicht „Teilnehmer einer Maßnahme“, sondern „Mitarbeiter“. Das wirke motivierend. Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller bezeichnete das Projekt als „kreativen, innovativen Weg“.
„Man wird eben rausgezogen aus seinem Trott zuhause“, beschreibt Steffen Behm den Unterschied. Den 22-Jährigen hat es nur knapp drei Wochen bei JUP gehalten: Gestern hatte er bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche – „unbefristet“. Ab Montag arbeitet der gelernte Speditionskaufmann nach drei Monaten Arbeitslosigkeit wieder – als „Disponent bei einer Transportfirma“.
Bei JUP wird die Jobsuche für die Jugendlichen zur Arbeitsaufgabe: In vier verschiedenen Teams fertigen sie zum Beispiel Bewerbungsunterlagen an, durchsuchen Zeitungen und das Internet nach geeigneten Stellen oder kontaktieren potentielle Arbeitgeber. Auch eine Internetseite mit Logo und Stellenbörse ist entstanden. Außerdem muss die Firma verwaltet werden. Zum Arbeitsalltag gehören außerdem Weiterbildungen zum Beispiel in Englisch oder Recht.
Gearbeitet wird von 8 Uhr bis 15 Uhr, erklärt Schulmeyer. Bei „Pflichtverletzung“ droht Rausschmiss: Zwölf Jugendliche mussten das Projekt aus diesem Grund bisher verlassen. Die durchschnittliche Verweildauer betrage anderthalb Monate, erklärt Geschäftsführerin Gabriele Röder. Zusammen mit drei „permanenten“ Mitarbeitern koordiniert sie das Unternehmen. Die übrigen Mitarbeiter – aktuell sind es 53 – verbleiben höchstens drei Monate bei JUP. Aufgenommen werden sie nach einem „Bewerbungsgespräch“: Dabei spielten Noten und Qualifizierung eine geringere Rolle als die Motivation, so Röder. Platz sei für maximal 65 Mitarbeiter.Jana Haase
Das Job Unternehmen Potsdam im Internet unter www.jup-potsdam.de
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