
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Raus mit den Palmen an die frische Luft
Offizieller Auszug aus der Orangerie am Sonntag.
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Vorsichtig wird die über acht Meter hohe Hanfpalme auf die Plattform des Gabelstaplers geladen und durch den Torbogen der Orangerie im Park Sanssouci bugsiert. Sie muss ihren wedelgeschmückten Kopf schon schief legen, um überhaupt durchzupassen. Gärtnerin Brigitte Hille fährt den Stapler, als habe sie rohe Eier geladen. Alles geht gut und der Palme macht es überhaupt nichts aus, dass sie draußen eine kräftige Regendusche empfängt. Bei der nachfolgenden Dattelpalme ist nicht die Größe das Problem, sondern das Gewicht. Stapler und Palme bringen es auf fünf Tonnen und da muss Rücksicht auf den matschigen Boden genommen werden. Am Samstag war offizieller Palmenauszug aus der Orangerie.
Die rund 1000 frostempfindlichen Kübel-Pflanzen des Parks Sanssouci verlassen die Orangerie allerdings schon seit dem 13. Mai so nach und nach. Sind die Eisheiligen vorbei, geht es los mit den am wenigsten frostempfindlichen Insassen der Orangerie, zu denen neben Palmen und Zitrusbäumchen Oleander, Granatapfel und Oliven gehören. Im Herbst kommen sie dann wieder unter Dach und Fach. Früher war dieser Aus- und Einzug harte Knochenarbeit. Als einziges Hilfsmittel diente eine Karre mit beweglicher Bodenplatte, auf die die Bäume mit Muskelkraft hinaufgezerrt wurden. „Wie bei den alten Ägyptern wurde da noch gearbeitet“, kommentiert Gärtnermeister Tilo Seeger die schwere Arbeit. Jetzt hilft Technik vom Gabelstapler bis zum Traktor. Bei schönem Wetter wäre der Auszug der Palmen aus der Orangerie sicher hundertfach bestaunt worden. Alles war auch gut vorbereitet – leider nicht besonders gut angekündigt, wie Besucher bemängelten –, aber das Wetter spielte so ganz und gar nicht mit. Eine Regenhusche löste die nächste ab. Da musste sich schließlich auch die Hofdame Editha von Haacke in Sicherheit bringen, um ihren Reifrock und ihren blumengeschmückten Hut zu schützen. „Ich gehöre zu den Figuren, die aus der Zeit gefallen sind“, erklärte sie. Als Schloss- und Parkführerin nehme sie aber ihre Gäste wieder mit in das Geschehen um Friedrich Wilhelm IV. hinein.
Der König ließ das Belvedere von 1851 bis 1864 auf dem Bornstedter Höhenzug, am Nordrand der Parkanlage Sanssouci, nach Entwürfen von Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse im Stil der italienischen Renaissance erbauen. Herzstück ist der Gemäldesaal mit Werkkopien des Renaissance-Malers Raffael. Hier findenVeranstaltungen von Musikaufführungen bis Hochzeiten statt. Nach dem Auszug der Pflanzen werden aber auch die eigentlichen Orangeriesäle auf Anfrage vermietet.
Weniger mit den Zeitsprüngen, dafür aber mit dem wankelmütigen Wetter hatte der RBB seine Probleme. Fotograf Thomas Reinke musste seine „Drohne“, einen Oktokopter, der achtarmig rotierend wie ein Riesenkäfer über die Häupter der Besucher surrte und Aufnahmen für die Abendschau machte, beim erneut einsetzenden Regenguss zurückpfeifen. Da hatte der aber schon Sanssouci aus der Flugperspektive festgehalten. dif
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