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Landeshauptstadt: Rauschbrillen gegen Unfälle

Info-Tag Sicherheit im Straßenverkehr: Fähigkeit von Senioren im Test

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Sie lässt im Selbsttest die Welt vor Augen verschwimmen und die Hände mangels Orientierung auch einmal ins Leere greifen. Eine weiße Linie zu bewältigen gelingt nur noch im konzentrierten Storchenschritt oder nach links und rechts torkelnd. Paradox: Eine neue Errungenschaft der Potsdamer Polizei für Straßenverkehrssicherheit bringt innerhalb von Sekunden das Suffgefühl. Seit zwei Monaten nutze ihre Abteilung die so genannte Rauschbrille, sagte gestern Polizeihauptmeisterin Dagmar Bernhöft aus dem Bereich Prävention.

Bernhöft und mehrere der Brillen mit dem drolligen Namen hatten gestern ihren Auftritt im Neuen Rathaus. Dort hatten Landesseniorenrat, Landesverkehrswacht und Polizeipräsidium Potsdam ab 10.30 Uhr zu ihrer ersten gemeinsamen Info-Veranstaltung zum Thema „Verkehrssicherheit für Ältere“ eingeladen.

Die Rauschbrille war dabei ein Hilfsmittel, mit dem Senioren für das Thema Sicherheit sensibilisiert werden sollten. „Normalerweise benutzen wir die Brille aber bei jungen Leuten, da diese häufiger unter Alkohol fahren“, so Obermeisterin Bernhöft. Der Brillen-Vorteil: Früher habe man nur reden können, nun könnten sie Zustände wie Doppelsehen oder das Gefühl alkoholischer Verunsicherung fühlbar machen.

Neben der Brille sollten auch andere Geräte ältere Menschen sensibilisieren helfen: So ein Reaktionstester, mit dem das schnelle Bremsen bei verschiedenen Geschwindigkeiten und Straßenbelägen geübt werden konnte. „Die Zahl der Unfälle mit Beteiligung älterer Menschen hat im Bereich des Polizeipräsidiums Potsdam stark zu genommen“, sagte Polizeipräsident Bruno Küpper. Die Zahl solcher Fälle sei von 3820 im Jahr 2001 auf 6750 im vergangenen Jahr gestiegen – rund 75 Prozent mehr. Im selben Zeitraum sei die Zahl der Unfälle, die alte Menschen verursacht hätten, sogar um 84 Prozent gestiegen: 4219 solcher Fälle hätten sich vergangenes Jahr ereignet. Dem gegenüber stünde die gleichzeitig höhere Lebenserwartung aller Fahrer – und dadurch prognostisch in der Zukunft noch mehr Unfällen mit Senioren. „Allerdings sind Menschen über 60 keine auffällige Risikogruppe, Fahranfänger haben immer noch mehr Unfälle“, relativierte Küpper.

Jedoch hörten bis gestern Mittag nur wenige Besucher solche Worte – die Resonanz auf den Tag blieb überschaubar. Ein Problem, das Johannes Eulitz vom Seniorenbeirat der Stadt kennt. „Nicht jeder bekommt Infos über solche Angebote sofort mit, dazu gibt es Desinteresse“, so Eulitz. Dabei kenne er viele Senioren, die im Verkehr Schwierigkeiten hätten – und die an so einem Tag wie gestern ihre Fähigkeiten hätten überprüfen können, so Eulitz: „Deshalb ist diese Veranstaltung als Anschub wichtig, weitere werden folgen.“

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