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Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) will für Probleme mit Jugendlichen in Golm schnell Lösungen finden.

© Andreas Klaer/PNN

Reaktionen auf Jugendgewalt in Golm: Oberbürgermeister Schubert will schnelle Lösung

Nach zahlreichen Übergriffen erwägt Mike Schubert (SPD) zusätzliche Streetworker-Stellen für den Potsdamer Ortsteil. Die CDU fordert dauerhafte Polizeipräsenz.

Nach dem Brandbrief des Jugendfreizeitladens „Chance“ in Golm und einem Überfall auf Studierende durch eine Gruppe Jugendlicher am vergangenen Wochenende sucht Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) nach Lösungen. Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) werde sich vordringlich um das Thema kümmern und auch in der Potsdamer Sicherheitskonferenz darüber beraten. Er selbst habe sich bereits mit der Polizei, mit Universitäts-Präsident Oliver Günther und Ortsvorsteherin Kathleen Knier ausgetauscht. Zuerst habe er im Gespräch mit Günther von den massiven Problemen in Golm erfahren, sagte Schubert.

Im Jugendhilfeausschuss seien die Vorfälle in Golm am Donnerstag mit Sorge zur Kenntnis genommen worden, berichtet der Vorsitzende Tiemo Reimann. Der SPD-Stadtverordnete forderte eine schnelle Lösung. In der nächsten Haushaltsklausur des Ausschusses solle über Unterstützung der Jugendarbeit in Golm beraten werden. Potsdam brauche „Maßnahmen, Angebote und Personal“ für Jugendliche, deren Zahl in den kommenden Jahren um 30 Prozent wachsen werden, so Reimann.

Die notwendige Gefährderansprache kann nicht Sozialprojekten in den Stadtteilen auferlegt werden.

Dominik Kurzynski, stellvertretender Vorsitzender der CDU Potsdam West.

Die Potsdamer CDU und der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) schlugen am Freitag andere Töne an. „Wenn wir es hier mit Kriminalität bis hin zu schweren Straftaten zu tun haben, muss die Polizei aktiv werden. Die notwendige Gefährderansprache der offenbar namentlich bekannten Jugendlichen kann nicht Sozialprojekten in den Stadtteilen auferlegt werden. Hier ist der Staat in der Pflicht, die Bürger zu schützen“, sagte Dominik Kurzynski, stellvertretender Vorsitzender der CDU Potsdam West. Der Vorsitzende Bernhard Stehfest forderte „dauerhafte Polizeipräsenz“. Die in Golm lebende CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig forderte eine stärkere Polizeipräsenz, vor allem abends und nachts. Gewalt sei nicht akzeptabel und müsse geahndet werden.

Der Potsdamer RCDS-Vorsitzende Jonas Kolecki forderte, „die Vorkommnisse sachlich und mit einem kühlen Kopf aufzuklären“. Gleichzeitig unterstellte er eine weitere Bedrohung. Der RCDS wolle „ein Lern- und Lebensumfeld erhalten, in dem weder Hakenkreuzschmierereien einen Platz haben noch andauernde Bedrohungen bürgerlicher Studenten durch linksradikale Gruppen aus dem universitären Umfeld“, sagte Kolecki.

Bislang war seitens des Jugendfreizeitladens, der Polizei, der Universität und des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) von Minderjährigen die Rede, die in Gruppen auf dem Campus randalieren, Partys feiern, rechtsradikale Musik hören, Hakenkreuze auf Wände schmieren und Studierende angreifen. „Von Angriffen durch linksradikale Gruppen ist in Golm bisher nichts bekannt“, sagte Kathleen Knier.

Bis zu 60 Jugendliche sind auf dem Campus unterwegs

Die Polizei berichtete von einem zunehmenden Anzeigen- und Einsatzgeschehen seit Oktober vergangenen Jahres. Nach Angaben von Kathleen Knier, die auch zum Leitungsteam des Jugendfreizeitladens gehört, sind Gruppen von bis zu 60 Jugendlichen seit der Pandemie regelmäßig auf dem Campus in Golm und in der näheren Umgebung unterwegs - vor allem nachts und an den Wochenenden. Dabei komme es zu Zerstörungen, Einbrüchen, Farbschmierereien und Übergriffen auf Studierende. So wurden nach Angaben des AStA am Wochenende fünf Personen trans- und queerfeindlich beleidigt und auch geschlagen.

Mike Schubert verurteilt die Gewalt. Auf die Frage, ob Golm einen Ruf zu verlieren habe, antwortete der Oberbürgermeister: „Das ist keine Standortfrage. Gewalt gehört für mich in keinen Stadtteil.“ Es sei zu prüfen, welche Angebote den Jugendlichen zu machen seien, um sie von der Straße zu holen. Der Jugendfreizeitladen mache bereits sehr gute Angebote. Es gehe aber um die Jugendlichen, die dieses Angebot nicht annehmen, sagte Schubert.

Jugendliche werden für massive Zerstörungen und Angriffe auf dem Campus Golm und in der näheren Umgebung verantwortlich gemacht.
Jugendliche werden für massive Zerstörungen und Angriffe auf dem Campus Golm und in der näheren Umgebung verantwortlich gemacht.

© Andreas Klaer/PNN

Nach Angaben von Uni-Sprecherin Silke Engel haben sich Präsident Günther und Schubert auch über eine Ausweitung der Sozialarbeit unterhalten. Die vom Jugendfreizeitladen beantragte und vom Jugendhilfeausschuss beschlossene Stelle für einen Streetworker zum 1. Januar gibt es aber nicht. Die Verwaltung verwies bisher auf die angespannte Haushaltslage. Schubert schloss nun nicht mehr aus, dass die Stelle eingerichtet und besetzt wird. „Wir befinden uns ja noch im Haushaltsaufstellungsverfahen.“

Bisher wurden keine Tatverdächtigen ermittelt

Der AStA hat die Polizei aufgefordert, den Vorfall vom vergangenen Wochenende schnell aufzuklären. Die Tatverdächtigen sind nach Angaben von Polizeisprecher Daniel Keip bisher nicht identifiziert worden. Insgesamt soll es in den vergangenen Monaten 42 Anzeigen wegen Sachbeschädigung und anderer Delikte, die auf Jugendliche zurückgeführt werden könnten, gegeben haben.

Allein in der Silvesternacht und am Neujahrstag sei es durch Böller und Raketen zu mehreren Beschädigungen in Golm gekommen. Der AfD-Stadtfraktionsvorsitzende Chaled-Uwe Said forderte Aufklärung über die Vorfälle. Es dürfe nichts verschwiegen werden. Sollte die Ereignisse in Golm noch nicht im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung thematisiert worden sein, sei das „ein handfester Skandal“, sagte Said.

Kathleen Knier zeigte sich über die Wirkung des Brandbriefs zufrieden. „Es bewegt sich was.“ Mit der Schaffung zweier halber Stellen könnten Streetworker nachts, an den Wochenende und in den Ferien auf dem Campus unterwegs sein, sagt sie. Einzeleinsätze von Streetworkern mit der Polizei an Nachmittagen hätten bisher keinen Erfolg gezeigt. Der Angriff Jugendlicher auf Studierende sei eine weitere Eskalationsstufe.

Deshalb sei schnelles Handeln erforderlich. „Wenn wir es schleifen lassen, ist es fraglich, wie weit wir noch eingreifen können.“, so Knier. Sie sei aber überzeugt von der mobilen Sozialarbeit. „Viele der Jugendlichen kennen wir seit ihrer Kindheit,“

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