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Landeshauptstadt: „Realistisch, sachlich, durchsetzungsfähig“ Edelgard Woythe ist die neue Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur und baut die Behörde um

„Ich werde alle Entscheidungsspielräume nutzen und bis Mitte Mai die Agentur umorganisieren.“ Wenn Edelgard Woythe über die kommenden Monate ihrer Arbeit redet, klingt sie bestimmt.

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„Ich werde alle Entscheidungsspielräume nutzen und bis Mitte Mai die Agentur umorganisieren.“ Wenn Edelgard Woythe über die kommenden Monate ihrer Arbeit redet, klingt sie bestimmt. Seit vergangener Woche ist die 54-Jährige die Chefin der Potsdamer Agentur für Arbeit. Sie löst damit die bisherige Geschäftsführerin Barbara Teismann ab, die zum ersten Februar in den Ruhestand getreten ist. Woythe will für ihren Job auf ihre knapp 15-jährige Berufserfahrung – erst beim Arbeitsamt, dann in der Agentur für Arbeit – zurückgreifen. So leitete sie ab Oktober 2002 die Agentur für Arbeit in Schwerin. Die Behörde war eine von zehn bundesweiten Modellhäusern für die Reform der Arbeitsämter. Dort hat Woythe schon einige der Ideen probiert, die ab Mitte Mai Potsdamer Arbeitslosen bei der Suche nach Jobs helfen sollen. „Ich will mit weniger Geld mehr für die Leute erreichen“, nennt sie ihr Ziel. Einmal möchte sie die Arbeitsagentur für die Jobsuchenden schneller und effizienter organisieren. Dazu wird in Cottbus ein so genanntes Service-Center – ein Telefon-Zentrum – eingerichtet. „Dort werden auch Potsdamer Angestellten sitzen, die Zugriff zu allen wichtigen Daten haben.“ In der Behörde am Horstweg 9 selber wird es ebenso organisatorische Änderung geben. Im Eingangsbereich entsteht als Empfang ein Extra-Schalter für kleinere Anliegen wie das Abgeben von Anträgen oder einfachen Fragen zum Arbeitslosengeld. „In Schwerin waren damit bis zu 80 Prozent der Kundenwünsche sofort klärbar“, erinnert sich Woythe. Die maximalen Wartezeiten hätten so für viele „Kunden“ nur bei zehn Minuten gelegen. Die Vorteile dieser neuen Aufteilung sieht Woythe in der ungestörten Arbeitsatmosphäre für die eigentlichen Jobvermittler. Diese erhalten dafür ab Mitte Mai die Verpflichtung, auf Kundenanfragen innerhalb von 48 Stunden zu antworten. Auch das Verhältnis von Arbeitgebern und Agentur möchte Woythe verbessern. 20 Prozent ihres Personals wird allein dafür abgestellt, nach 48 Stunden soll ein erster Vermittlungsvorschlag an den Arbeitgeber gehen. „Wir müssen viel Vertrauen wieder herstellen und dürfen nur noch motivierte Leute schicken“, sagt Woythe. Eine genaue Analyse der Situation hätte sie noch nicht vorgenommen. „Eigentlich will ich nicht wissen, wie es zur Zeit um die Zufriedenheit mit der Agentur in Potsdam bestellt ist,“ bemerkt sie scherzhaft. Nervosität ob der neuen Aufgabe scheint Edelgard Woythe dennoch nicht zu kennen. „Ich finde die Aufgabe spannend und will Verantwortung übernehmen.“ Die Ex-Agenturchefin von Schwerin ist den Menschen dort noch in Erinnerung. Bei der örtlichen Lokalzeitung wird sie als das Gegenteil einer „Bürokratenseele“ beschrieben, als Agentur-Leiterin, die sich vor allem der Jugendarbeitslosigkeit annahm. Selbst bei vermeintlichen Gegnern stößt der Name Woythe auf Respekt. „Sie ist realistisch, sachlich, hat sich jeder Kritik gestellt und war durchsetzungsfähig“, beschreibt der Schweriner Eckard Paulus vom Bundesvorstand des Arbeitslosenverbandes Edelgard Woythe. In ihrer Amtszeit hätte sie den Verband als Partner akzeptiert und sich dabei von anderen Arbeitsamtsleitern „wohltuend abgehoben“, so Paulus. Dennoch konnte Woythe nicht die Arbeitslosenquote in Schwerin reduzieren: zwischen Ende 2002 und Ende 2004 stieg sie in Abstufungen von 16,1 auf 17,2 Prozent. Die Zahlen liegen dennoch unter dem Landesdurchschnitt von Mecklenburg-Vorpommern, der bei 22 Prozent pendelt. Die gebürtige Berlinerin verspricht keine Wunder. „Durch organisatorische Änderungen lässt sich die Arbeitslosigkeit höchstens um ein Prozent reduzieren,“ sagt Woythe. Öffentlichen Jobbeschaffungsprogrammen kann sie dennoch wenig abgewinnen, „Wirtschaft und Politik“ müssten Arbeit schaffen. Der Wechsel in ihr neues Büro in Potsdam hat neben der Motivation für neue Herausforderungen auch persönliche Gründe. Selbst während ihrer Zeit in Schwerin lag ihr erster Wohnsitz in Berlin, in der Region kennt sie noch viele Leute durch ihre frühere Tätigkeit beim Landesarbeitsamt. Der nächste Umzug steht jedoch schon wieder vor der Tür. 2007 soll das Gebäude der neuen Arbeitsagentur in Potsdam am Horstweg neben der Lidl-Halle fertig sein, die Verhandlungen seien jedoch noch nicht beendet. „In dem neuen Gebäude sind die Verhältnisse hoffentlich nicht so beengt wie jetzt, dann kann ich meine Vorstellungen endgültig umsetzen.“ Henri Kramer

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