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ATLAS: Rechtsstaat

Henri Kramer über das Urteil im Fall David Fischer

Stand:

Fünfeinhalb statt sieben Jahren für Ajmal K. – die Angehörigen und Freunde von David Fischer verstanden gestern im Landgericht die Welt nicht mehr. Aus ihrer Sicht ist dies natürlich verständlich: Der junge Mann von nun 19 Jahren, der für den Tod des damals 20-jährigen Potsdamers verantwortlich war, hat mit dem gestrigen Urteil eine mildere Strafe bekommen. Wie muss so eine Entscheidung auf Menschen wirken, die seit jener unseeligen Nacht im Juni 2006 ihre einst glückliche Welt neu bewältigen müssen? Seitdem fordern die Angehörigen und Freunde eine möglichst hohe Strafe für den Täter, selbst die erste Jugendstrafe von sieben Jahren Haft schien vielen nicht genug. Doch bei allem Verständnis für die Wut und die Rat- und Hilflosigkeit derer, die David Fischer liebten und kannten: Ein Rechtsstaat funktioniert anders. Da schaffen nicht Angehörige und Freunde des Opfers entsprechend ihren Gefühlen eine Gerechtigkeit. Nicht die Hinterbliebenen bestimmen über die Höhe der Strafe, sondern unabhängige Richter urteilen nach Recht und Gesetz – und im Fall von Jugendlichen aus guten Gründen nach anderen Maßstäben. Dies in einem emotional so aufreibenden Tragödie begreifen zu lernen, fällt aber sicherlich schwer.

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