Von Henri Kramer: Red Bull ohne Flügel
Zwei Potsdamerinnen testen Energydrinks für einen bundesweiten Wettstreit
Stand:
Es geht um eine Flüssigkeit, die irgendwie nach Gummibärchenwasser mit Kohlensäure schmeckt – jedenfalls „viel zu chemisch“, „zu unecht“, umschreiben es Carolin Eyert und Josefine Heydenreich. Energy-Drinks wie beispielsweise Red Bull würden die beiden 17-Jährigen Potsdamerinnen normalerweise nie kaufen. Doch jetzt müssen sie. Ausgerechnet das Thema Energy-Drinks haben sich die beiden Gymnasiastinnen ausgesucht, um damit bei dem nunmehr siebten Bundeswettbewerb „Jugend testet“ der Stiftung Warentest teilzunehmen. Dabei können Jugendliche noch bis Ende Januar die bunte deutsche Warenwelt kritisch unter die Lupe nehmen, egal ob es sich um Handys, Fahrräder oder Pizzas handelt. Die Prüfmethode bestimmen die Teilnehmer. Bis zu 2000 Euro gibt es zu gewinnen.
Das Geld ist für die beiden Mädchen aber nicht der Hauptgrund. Sie wollen mehr über die süßen Getränke erfahren, erzählen sie, weil gerade Jugendliche oft Energydrinks kaufen, zugleich aber die Versprechungen der Getränkehersteller skeptisch machen würden. Besonders häufig müssen Carolin Eyert und Josefine Heydenreich das Logo von Red Bull sehen – der Branchenprimus hat es geschafft, an ihrem Helmholtz-Gymnasium einen Automaten aufstellen zu dürfen. „So etwas muss an einer Schule nicht sein“, findet Carolin Eyert – für die Versorgung mit Flüssigkeit gäbe es doch wesentlich bessere Alternativen.
Gerade der Aspekt Gesundheit ist den beiden Testerinnen wichtig. Neun verschiedene Energydrinks wollen sie untersuchen. Ein Kriterium dabei: Die Inhaltsstoffe. „In vielen dieser Drinks ist unheimlich viel Zucker“, sagt Josefine Heydenreich. Und zu viel Zucker kann zu Übergewicht und schlechten Zähnen führen. Weniger wichtig, aber dennoch für die Bewertung interessant ist für die Schülerinnen die bunte Verpackung der Energydrinks.
Neben dem theoretischen Teil testen die Schülerinnen die Drinks auch an Freunden und Familienmitgliedern. Mit verbundenen Augen müssen sie die Getränke kosten und dann Punkte vergeben. Nach dem vergangenen Testwochenende liegt beispielsweise Red Bull bei der „wachmachenden Wirkung“ an erster Stelle mit 17,8 von 30 möglichen Punkten. Der nächste Drink bekommt für seine Wirkung knapp 15 Punkte. „Bei manchen Drinks ist aber auch gar nichts passiert“, sagt Josefine Heydenreich – „bis auf Kopfschmerzen“.
Auch die anderen vorläufigen Ergebnisse klingen bislang wenig schmeichelhaft. Der vorläufige Aromasieger „mixxed-up“ hat nur 14 von 25 Punkten. Der Geruchsfavorit „Club-Mate“ kommt auf 7,5 von 12,5 Punkten – und ebenso als Bester beim Nachgeschmack auf gleichfalls schlappe 5,2 von 10 Punkten. Damit kommen die Potsdamerinnen auf ähnliche Ergebnisse wie professionelle Verbraucherschützer: So hatte die Zeitschrift Öko-Test vor drei Jahren von 20 Energy-Drinks nur einen als „gut“ bewertet – und alle anderen nur mit ausreichend oder mangelhaft. Für Carolin Eyert und Josefine Heydenreich könnte aber genau diese Suche nach Qualitätsmängeln den Sieg beim Test-Wettbewerb bedeuten.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: