Homepage: Reformbereit und milde nur in Zeiten der Schwäche
Tagung zu Volksaufstand und Mauerbau in Potsdam eröffnet
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Tagung zu Volksaufstand und Mauerbau in Potsdam eröffnet Das DDR-Regime verband Versprechungen und kleinere Zugeständnisse mit Drohgebärden und Repression gegen Systemgegner. Nur in Schwächephasen zeigte es sich milde und reformbereit, um danach wieder Härte zu demonstrieren. Die Doppelstrategie prägte die mentale Verfasstheit der DDR-Bevölkerung und wirkt bis heute nach, bei vielen auch als Erinnerung an „idyllisch wirkende Alltagsverhältnisse“. Diese Zusammenhänge erläuterte Dr. Stefan Wolle, Stiftung Aufarbeitung, auf der gestern eröffneten wissenschaftlichen Tagung „Staatsgründung auf Raten“, die von der Birthler-Behörde und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam veranstaltet wird. Sie untersucht in 14 Vorträgen und einer abschließenden Podiumsdiskussion detailliert die Auswirkungen des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 und des Mauerbaus am 13. August 1961 auf Staat, Militär und Gesellschaft der DDR. Nachdem der 50. Jahrestag des Juni-Aufstandes im Vorjahr zum Medienereignis wurde, komme es jetzt darauf an, die lang wirkenden politischem, ökonomischen und mentalen Folgen – wie auch die des 13. August 19161 – zu erforschen und darzustellen, erklärte Marianne Birthler. Das MGFA stelle sich diesem Thema, ergänzte Amtschef Kapitän zur See Dr. Jörg Duppler, weil die DDR-Geschichte Teil der gemeinsamen Vergangenheit sei. MGFA-Forschungsdirektorin Prof. Dr. Beatrice Heuser zählt die beiden Ereignisse zu den „Erinnerungsorten“, an denen nationale und staatliche Identität festgemacht werde. In Diktaturen wie der DDR seien die damit verbunden Mythen vom Staat geprägt und konträre Auffassungen unterdrückt worden. Auch dies mache die Aktualität der Forschung auf diesem Gebiet deutlich. In einem der beiden Hauptvorträge am Eröffnungstag ging Prof. Dr. Hermann-Josef Rupieper, Universität Halle-Wittenberg, auf die Reaktion der Westmächte, vornehmlich der USA, auf Volksaufstand und Mauerbau ein. Deren Politik sei damals vom Prinzip „Teilung garantiert Sicherheit und Stabilität“ bestimmt gewesen. Deshalb griffen sie nicht direkt zugunsten der DDR-Bevölkerung ein, sondern versuchten durch eine Propagandakampagne deren Widerstandswillen zu stärken und die sowjetische Dominanz zu unterhöhlen. Aus ihrer Sicht konnte die Konfrontation nur durch den inneren Zusammenbruch des Ostblocks beendet werden, wie er sich 1989/90 ja dann vollzog. Dr. Heike Amos, Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, gab einen Überblick über die Reaktionen der SED und ihres Parteiapparates auf Volksaufstand und Massenflucht, die sie durch den Mauerbau zu stoppen versuchte. Machtkämpfe und ständige Strukturänderungen vermitteln ein chaotisches Bild von den vergeblichen Versuchen, Politik, Wirtschaft und das eigene Volk in den Griff zu bekommen. E.Hohenstein
E.Hohenstein
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