Landeshauptstadt: Regionalexpress auf Umwegen
Nach Berlin nur noch im S-Bahn-Tempo: Ab Dezember wird Potsdam-Hauptbahnhof ein Jahr abgekoppelt
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Schlechte Nachrichten für Potsdams Bahnfahrer: Ab dem 11. Dezember dauert alles länger. Eine der meistbefahrenen Fernbahnstrecken der Region zwischen Berlin Wannsee und Charlottenburg wird wegen Arbeiten an zum Teil 100 Jahre alten Gleisen und Brücken für ein Jahr gesperrt. Fahrgäste der Linien RE 1, RE 7 und RB 21 von und nach Potsdam müssen sich auf umfassende Änderungen im Fahrplan und längere Fahrzeiten einstellen. Das kündigten der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und die Deutsche Bahn gestern in Potsdam an. Dort stellten sie Umfahrungsmöglichkeiten vor.
Wichtigster Punkt: Vom Potsdamer Hauptbahnhof aus wird Berlin-Mitte nur noch im S-Bahn-Tempo erreichbar sein. Derzeit schafft der Regionalexpress den Weg von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof in 26 Minuten, die S-Bahn benötigt 41. Ab Dezember verkehrt sie tagsüber wie gehabt im 10-Minuten-Takt – aber mit längeren Zügen. Wem das zu langsam ist, wird gleichzeitig das Umsteigen aufs Auto vermiest: Auf der Parallelstrecke, der Berliner Avus, wird auch gebaut.
Von den Arbeiten an der Bahntrasse besonders betroffen sind die Studenten: Die Unistandorte Golm, Neues Palais und Griebnitzsee werden vom RE1 angebunden, auch Studenten der Fachhochschule nutzen die Bahn. Sie sollen trotz der Sperrung pünktlich ihre Vorlesungen erreichen, so VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz. „Studenten aus Berlin kommen sogar schneller nach Golm als vorher“, sagte Franz mit Verweis auf die Umleitung des RE 1. Allerdings: Ende August ging eine vorgezogene elftägige Generalprobe in die Hose, räumte Franz ein. Vor allem an Information für die Fahrgäste habe es damals gefehlt. Das soll sich ändern.
Plakate und zusätzliches Personal sollen auf den Bahnhöfen informieren. Bereits jetzt seien die Fahrpläne und Verbindungen im Internet oder per Smartphone über die Fahrplanauskunft zu finden. Demnach soll der RE 1 aus Magdeburg von Werder (Havel) kommend mit stündlichem Halt in Golm über Spandau nach Berlin fahren. Erst in Charlottenburg soll er wieder seine Stammstrecke erreichen und auch halten. „Die Züge sind circa zehn Minuten länger unterwegs“, so Franz.
Auf der Strecke Werder-Potsdam-Wannsee ist ein Pendelverkehr geplant. Die Potsdamer könnten damit die Magdeburger Züge erreichen. Von den Bahnhöfen in Babelsberg und Griebnitzsee sollen zwei zusätzliche Buslinien im 10-Minuten-Takt pendeln. Eine weitere Alternative bietet die RB 21. Sie soll während der Berufsverkehrszeiten viermal vormittags und dreimal nachmittags von Griebnitzsee über Potsdam Hauptbahnhof und Golm nach Spandau fahren.
Die RE 7 verkehrt eingeschränkt nur zwischen Dessau/Belzig und Berlin-Wannsee bzw. zwischen Zoologischer Garten und Wünsdorf Waldstadt. Aus Bad Belzig, Michendorf und Beelitz sollen täglich drei zusätzliche Züge über Berlin-Südkreuz, Potsdamer Platz, Hauptbahnhof und Gesundbrunnen fahren, einer am Vormittag, zwei am Abend. Als weitere Alternative gilt die S-25 von Teltow. Sie verkehrt im 10-Minuten-Takt.
Die Umleitungen sollen keine Auswirkungen auf den Preis der Bahntickets haben. Alle Anschlüsse seien gesichert. Die Bauarbeiten sollen am 8. Dezember 2012 abgeschlossen sein. Unter anderem müssen acht Überführungen erneuert und Schienen auf einer Länge von mehr als 41 Kilometern ausgetauscht werden. Die Kosten sind mit 36 Millionen Euro veranschlagt. Ohne Vollsperrung hätten sich die Arbeiten, bei Betrieb auf einem Gleis, bis ins Jahr 2015 hingezogen, hieß es.
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