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Landeshauptstadt: „Reha statt Rente“

Heinrich-Heine-Klinik reagiert mit Neubau auf starken Anstieg psychosomatischer Erkrankungen

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Neu Fahrland - Nach der Einweihung eines 100-Betten-Hauses am Freitag ist die Heinrich-Heine-Klinik in Neu Fahrland das größte Zentrum für psychosomatische Rehabilitation in Berlin-Brandenburg. Nun verfügt das zu den Dr. Ebel Fachkliniken gehörende Zentrum für Psychosomatik und Psychotherapie über eine Kapazität von 315 Betten. „Reha statt Rente“ – dieses Prinzip werde in der Klinik erfolgreich angewendet, lobte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Es sei wichtig, „psychosomatische Erscheinungen zu behandeln, wenn sie noch gut behandelbar sind“, so Platzeck vor Ort.

Die Dr. Ebel Fachkliniken mit neun Standorten in Deutschland, darunter vier psychosomatische Kliniken, sind „kein Konzern“, wie Investor Hans-Jürgen Ebel betonte, sondern „ein Familienunternehmen“. Ebel nannte „riesige lange Wartezeiten für Psychosomatik-Patienten“ als Motiv für seine rein privatwirtschaftliche Investition in niedriger zweistelliger Millionen-Höhe. Es gebe keine Zeitung, die nicht über „Burn out“ berichte. Der „Hauptbeleger“ seiner Klinik sei die Deutsche Rentenversicherung Bund. Deren Vertreterin Brigitte Gross lobte den Reha- Ansatz, der es ermögliche, dass im vergangenen Jahr 84 Prozent der psychosomatischen Rehabilitanten nach der Heilung wieder erwerbstätig sein konnten und keine Erwerbsminderungsrente benötigten. Psychosomatische und Burn-out-Erkrankungen treten sehr viel häufiger auf als in der Vergangenheit: 87800 psychosomatische Rehabilitationspatienten hat die Rentenversicherung Bund im Jahr 2011 verzeichnet – ein Anstieg um 57 Prozent gegenüber dem Jahr 2006, erklärte Brigitte Gross. Der Grund: „Die Baby-Boomer kommen in die Reha-relevanten Altersgruppen“ – gemeint sind die geburtenstarken Jahrgänge.

„Trauma, Trauer, Depressionen, Schwindel, Tinitus, Angst, Schlafstörungen, funktionale Störungen der Sexualität ...“ Der Ärztliche Direktor der Heinrich-Heine-Klinik, Dr. Rüdiger Höll, skizzierte eine ganze Reihe von Symptomen und Störungsursachen, die in seiner Klinik behandelt werden. Oft seien Vertreter von „helfenden Berufen“ betroffen – Krankenschwestern, Ärzte oder „Grundschullehrer, die an ihre Grenzen kommen“, sagte Höll.

Statt durch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) oder die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) wurde die Stadt Potsdam durch die Fachbereichsleiterin für Soziales, Anke Latacz-Blume, vertreten. Sie hoffe, dass sich die von den Anwohnern kritisierte Parkplatzsituation durch den Neubau, zu dem auch eine Tiefgarage gehört, entspannen wird.

Ins Auge springt indes nicht nur die Architektur des Klinikanbaus, sondern auch die entstandene städtebauliche Situation. Der Klinikriegel verstellt komplett den 1994 eingeweihten Klinik-Hauptbau in Form eines Sterns. Das erste, was der Besucher der Klinik von selbiger zu sehen bekommt, ist eine unverkleidete, metallene Feuertreppe, angebracht an der Giebelfront des Klinikanbaus. Dazu erklärte der Architekt Peter Dreykluft auf PNN-Nachfrage, der Potsdamer Gestaltungsrat habe den Entwurf nicht gesehen, da die Planungen bereits vor drei Jahren begonnen hätten, als den Gestaltungsrat noch nicht gab. Sein Kollege Karl-Heinz Kraka wurde deutlicher: „Die Ausführung weicht vom Entwurf ab, was nicht der Architekt zu verantworten hat.“ Kraka: „Der Investor hat das letzte Wort.“ So sei ein geplantes geschlossenes Treppenhaus „wegrationalisiert“ worden.

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