Landeshauptstadt: Reiche-Gegner Sieger im CDU-Grabenkampf
Cornelius als Vize des Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung abberufen / Kritik von Schultheiß
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Die innerparteilichen Gegner von CDU-Kreischefin Katherina Reiche haben gestern einen Punktsieg errungen und damit zugleich das Bild der Zerrissenheit der Union gefestigt. In der Stadtverordnetenversammlung setzten sie mehrheitlich die Abberufung von Wolfgang Cornelius aus dem Amt als dritter Stellvertreter des Plenumsvorsitzenden durch und inthronisierten stattdessen Horst Heinzel. Mit dem Reiche-Kritiker Heinzel verschieben sich die Machtverhältnisse im geschäftsführenden Kreisvorstand zu Ungunsten der Kreischefin, die für die CDU im Bundestag sitzt.
Hatte sich Cornelius, der zuvor bereits aus dem Bauausschuss abgezogen wurde, zuletzt noch als Parteisoldat präsentiert und nach außen die Loyalität gewahrt, ging er gestern zum Gegenangriff über. Vor der geheimen Abstimmung über seine Abwahl erklärte er, der Antrag sei von der Fraktion „gegen seinen Willen“ gestellt worden. „Das kann doch nicht die Quittung sein für 15 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Stadtverordneter“, sagte er, sichtlich mit Tränen ringend. Er bat um Ablehnung des Antrags, „alles andere würde mich sehr enttäuschen“. Da Personalfragen von anderen Fraktionen in der Regel als innerparteiliche Angelegenheit eingestuft werden, wurde Cornelius dennoch mit 31 von 47 Stimmen abberufen. Stadtpräsident Peter Schüler (Bündnisgrüne), dessen dritter Vize Cornelius war, konnte sich einen Seitenhieb auf die Art und Weise dennoch nicht verkneifen. Er dankte Cornelius „ausdrücklich“ für seine Arbeit, den spontanen Applaus aus dem Plenum bezeichnete er als „nicht unbegründet“.
Wesentlich schärfere Kritik übte Peter Schultheiß, der zuvor bereits mit dem Austritt aus der CDU/ANW-Fraktion gedroht hatte, sollte Cornelius abgewählt werden (PNN berichteten). Im OB-Wahljahr könne man „nicht so demonstrativ einen Antrag gegen jemanden stellen, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen“, sagte er vor Journalisten. Der Vorstoß sei „unglücklich“. Ob er tatsächlich die Fraktion verlässt, ließ Schultheiß offen. Darüber müsse er erst nachdenken.
Fraktionschef Schröder verteidigte die Abwahl. Die Fraktion habe sich von Cornelius „nicht ausreichend vertreten“ gefühlt, die Entscheidung sei „demokratisch“ mit Zwei-Drittel-Mehrheit gefallen. Man habe sich vergeblich um eine Lösung des Konflikts bemüht. pee
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