Landeshauptstadt: Reichsfilmarchiv wird Baustelle
DRK Behindertenwerkstätten haben grünes Licht/ Sorge um unbekannte Altlasten
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DRK Behindertenwerkstätten haben grünes Licht/ Sorge um unbekannte Altlasten Von Georg Jopke Babelsberg. Grünes Licht für ein bedeutsames Gebäudeensemble am Rande von Babelsberg: Die DRK Behindertenwerkstätten Potsdam gGmbH erhielten dieser Tage die Baugenehmigung für ihre neue Betriebsstätte auf dem Gelände des einstigen Reichsfilmarchivs an der Kohlhasenbrücker Straße. Wenn das Wetter mitmacht, soll es noch im November mit den Arbeiten losgehen. 17 Firmen hatten sich an der Ausschreibung beteiligt, die Submission ist bereits erfolgt. Im Waldgelände zwischen dem zur Steinstraße gelegenen Finanzstädtchen und der ehemaligen Autobahnanschlussstelle Babelsberg entstehen verschiedene Werkstätten für 140 Beschäftigte sowie der Förderbereich, in dem rund 30 Mitarbeiter tätig sind. Dazu werden außerdem moderne Sozial- und Sanitäranlagen gebaut. Rund 4,3 Millionen Euro dürfte das Gebäudeensemble kosten. Bereits im Juni waren die letzten Förderbescheide von Bund und Land eingetroffen, danach kamen noch 250 000 Euro von der „Aktion Mensch“ dazu. Gute Aussichten bestehen für ein Wohnhaus mit 32 Plätzen. Hierfür haben Bund und Land nun ebenfalls Gelder bewilligt, es fehlt hierfür aber noch die Baugenehmigung. Für die Planungen des Projekts, wozu der Abriss eines alten Bunkers und viel Holzeinschlag gehören, sind bereits reichliche 450 000 Euro ausgegeben worden. Mit dem Bauen kann es schnell gehen, es gibt aber auch manche Unwägbarkeiten. „Niemand weiß, was noch an Altlasten in der Erde liegt“, so Jörg Schröder, Geschäftsführer der Behindertenwerkstätten. „Es gibt keine Aufzeichnungen darüber.“ Vermutet werden besonders Kabelstränge für die Nachrichtenübermittlung, denn das Reichsfilmarchiv besaß im NS-Regime einen hohen Stellenwert. 1938 hatte Hitlers Reichspropagandaminister Joseph Goebbels den Auftrag für den Bau dieser Anlage gegeben, wozu auch der Grundstückskauf gehörte. Im Kriegsjahr 1939 begannen die Arbeiten, und in der folgenden Zeit gab es Pläne, das Ganze zu einem „Reichskulturarchiv“ zu erweitern. Dabei spielte wohl eine Rolle, dass Berliner Kulturstätten vom Bombenkrieg bedroht waren und eine Möglichkeit zur Auslagerung wertvoller Bestände bekommen sollten. Statt der Kulturgüter zog aber 1945 die Rote Armee hier ein, später nutzten die DDR-Zollbehörden die Baulichkeiten. Die Behindertenwerkstätten wurden auf das Gelände aufmerksam, weil ihr jetziger Flachbau am Waldhornweg am Rande des Stadtteils Am Stern baufällig und kaum noch sanierbar ist. Er war in den 70er Jahren als provisorische Kindertagesstätte errichtet worden. 1987 war er den „Geschützten Werkstätten“ übergeben worden, 1995 übernahm dann der DRK Kreisverband Potsdam / Zauch-Belzig die Trägerschaft, und zwei Jahre später kam es zu der jetzigen Betriebsform als gGmbH. Die hier Beschäftigten aus Potsdam und dem Landkreis sind in den Bereichen Druckerei und Buchbinderei tätig, sie arbeiten im Metallbau und reparieren Euro-Paletten. Als therapeuthische Freizeitaktivitäten werden Reiten, Schwimmen, Kunst und Musik angeboten.
Georg Jopke
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