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Landeshauptstadt: Reif für die Halbinsel

Ex-Gemeinde-Berater kaufte Grundstück ohne Votum der Stadtverordneten, weiterer Verkauf gestoppt

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Groß Glienicke - Die Wellen der Empörung schwappen über den See: Der Kommunale Immobilienservice hat das ehemalige Strandbad auf Berliner Seite des Groß Glienicker Sees ohne Votum der Stadtverordneten verkauft, nun wird die bisherige Halbinsel womöglich zum Bauland. Damit wäre das Areal, zum Großteil im Landschaftsschutzgebiet liegend, mehr Wert als die in einem Verkehrswertgutachten festgelegten 237 000 Euro, so ein Stadtverordneter gegenüber den PNN. Zudem wurde der Verkauf eines weiteren Potsdamer Grundstücks auf Berliner Seite zum veranschlagten Preis von vier Euro pro Quadratmeter gestoppt. Darauf befinden sich derzeit Tennisplätze. Die Freizeitanlage gilt jedoch als potenzielles Bauland, da das benachbarte Grundstück vor einigen Monaten mit Mehrfamilienhäusern bebaut worden ist.

Projektentwickler auf der Halbinsel im Groß Glienicker See ist Torsten Birlem mit seiner Firma „Koop Bauplanungs- und Entwicklungsgesellschaft“, die unter anderem das Kladow-Center in Berlin-Spandau betreibt. Anfang der 90er Jahre hatte er die „LEG Landesentwicklungsgesellschaft Berlin Brandenburg mbH“ gegründet, sein 50- prozentiger Anteil daran ist ihm kurz darauf vom Land Brandenburg abgekauft worden. Später hat er nach PNN-Informationen unter anderem die Gemeinde Groß Glienicke in Grundstücksfragen beraten, das Wohngebiet Albrechtshof sowie weitere Anlagen, in denen auch lokale Politiker wohnen, entwickelt. Zu dem Vertrag mit Potsdam erklärte Birlem gestern bei einem Vororttermin: Es gebe rechtswirksame Kaufverträge aus dem Jahr 2005, er habe sich aber eine Rücktrittsklausel im Vertrag verankern lassen. Bezahlt sei der höher als der im Gutachten ermittelte Kaufpreis bislang nicht, die schon mehrfach aufgeschobene Frist sei bis Ende des Monats verlängert worden. Sollten die Planungen scheitern, würde das gesamte Grundstück wieder an die Stadt Potsdam zurückfallen.

Geplant ist am Rande des Landschaftsschutzgebietes die Errichtung von bis zu sechs Meter hohen Häusern für ein Sport- und Gesundheitszentrum. Anwohner fürchten, dies sei vorgeschoben, um an den lukrativen Bebauungsplan zu gelangen. Sie führen an, dass 359 wildwachsende oder verwilderte Blüten- und Farnpflanzen, wovon nach der roten Liste 41 Arten gefährdet sind, auf der Halbinsel heimisch seien. Ebenso gebe es dort Tierarten, die als gefährdet gelten. Die Anwohnern des bis Mitte der 90er Jahre als Strandbad genutzten Grundstücks sollten per Räumungsklage und Kündigung der Pachtverträge von der Halbinsel verbannt werden – bislang erfolglos. Die Pläne Birlems wurden bereits 2003 vorgestellt.

Groß Glienickes Ortsteilbürgermeisterin Doris Maria Langenhoff (SPD) kritisierte die Idee der Bebauung. Der Seezugang ihres Potsdamer Ortsteils würde direkt gegenüber des früheren Strandbades liegen, eine Bebauung mit mehreren Gebäuden wäre kein schöner Anblick. Auch Andreas Menzel, für die Bündnisgrünen im Ortsbeirat, bemängelte die unmittelbare Nähe zum Landschaftsschutzgebiet. Vor allem ärgert ihn, dass seinem Antrag aus dem Jahr 2004 seitens des Beirates nicht zugestimmt worden war, in dem er gefordert hatte, die Halbinsel Groß Glienicke ebenso wie die Fischerinsel im Sacrower See per Grundstücksauktion deutschlandweit zu versteigern. Damit wäre ein seiner Ansicht nach höherer Preis erzielt worden als ihn Birlem zahlen soll.

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