Sport: „Reimer muss gewinnen“
Roland Köpke, Chefcoach der Potsdamer Ruderer, über die Meisterschaften jetzt auf dem Beetzsee
Stand:
Am Wochenende ermitteln die Ruderer auf dem Brandenburger Beetzsee ihre Deutschen Meister. Worum geht es dabei, Herr Köpke? Nur um Titel und Medaillen?
Nein, sondern auch noch um Plätze für die diesjährige Nationalmannschaft.
Welche Chancen haben dabei die Aktiven der Potsdamer Ruder-Gesellschaft?
Nachdem die erste Kleinbootüberprüfung Mitte April für uns suboptimal gelaufen ist, wollen wir im Kleinboot bessere Leistungen zeigen, um noch Plätze in der Nationalmannschaft vor allem für die Weltmeisterschaften im A-Bereich zu erkämpfen. Wobei das nur noch bei den Frauen möglich ist. Bei den Männern wurden schon nach der ersten Qualifikation in Köln die neun besten Skuller dieser Regatta für das Nationalteam festgelegt. Das war für uns überraschend.
Warum?
Weil ursprünglich auch bei den Männern erst nach den Meisterschaften, die zugleich zweite Kleinbootüberprüfung sind, die Nationalmannschaft gebildet werden sollte. Wir hatten deshalb unsere Trainingspläne so gestaltet, dass unsere Ruderer ihre besten Leistungen bei dieser zweiten Überprüfung bringen. Das hatte schon im vergangenen Jahr gut geklappt, als uns nochmal ein Leistungssprung gelang. Nun aber waren der Cheftrainer (Hartmut Buschbacher/d. Red.) und der verantwortliche Skull-Trainer (Marcus Schwarzrock/d. Red.) schon nach der ersten Überprüfung in Köln der Meinung, dass die dort vorn eingekommenen Ruderer in der Lage seien, Deutschland international zu vertreten. So haben wir aus Potsdam lediglich Hans Gruhne dabei, während Falko Nolte keine Chance auf die diesjährige WM mehr besitzt. Er hatte in diesem Jahr erst einmal seine Ausbildung bei der Bundespolizei in Cottbus beendet, um sich dann zielgerichtet auf die Olympischen Spiele in London vorbereiten zu können. Die dadurch aufgetretenen Trainingsrückstände konnte er bis Köln noch nicht kompensieren, jetzt in Brandenburg aber wollte er sich qualifizieren. Dieser Plan geht nun nicht mehr auf. Das ist ärgerlich, aber wir müssen die Cheftrainer-Entscheidung akzeptieren und unsere Schlussfolgerungen ziehen.
Welche denn?
Dass man sich nicht mehr auf einen geschriebenen Nominierungsmodus verlassen darf, sondern schon bei den ersten Überprüfungen topfit sein muss. Falko Nolte wird sich nun zielgerichtet auf die ersten Wettkämpfe im Herbst vorbereiten und dann den Winter über so trainieren, dass er 2012 den Sprung schafft. Das gilt auch für Clemens Wenzel, der sich bei der Hügelregatta Anfang Mai in Essen einen Fuß verdrehte, so dass er derzeit Gips tragen muss.
Was steht für Potsdams derzeit stärkste Skuller nun auf dem Beetzsee auf dem Programm?
Hans Gruhne soll, wie die anderen schon für die Nationalmannschaft Vorgesehenen, den Einer auslassen und erst am Sonntag im Großboot antreten. Für Falko Nolte geht es am Samstag darum, den Einer-Titelkampf für noch mehr Wettkampf- Härte und Selbstvertrauen zu nutzen.
Haben Potsdams Ruderinnen, die in der ersten Qualifikation komplett die A-Endläufe verpassten, noch Chancen auf WM-Tickets?
Ja, drei könnten sich trotz der Ergebnisse von Köln noch in die Nationalmannschaft rudern. Stephanie Schiller, die bei der ersten Überprüfung gesundheitliche Probleme hatte, zeigte kürzlich in Essen im Doppelzweier durch national zweite Plätze sowohl mit Carina Bär aus Heilbronn als auch mit Juliane Domscheit, dass sie es besser kann. Nun erhoffen wir uns auch eine entsprechende Leistung im Kleinboot, um sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Käme Stephanie auf Platz vier, würde sie beim ersten Weltcup eine Woche später in München im deutschen Doppelvierer starten. Das ist ihr erklärtes Ziel. Der Einer wird in München mit der Leipzigerin Annekatrin Thiele besetzt. Juliane Domscheit sollte durch die Hügelregatta auch etwas an Selbstbewusstsein gewonnen, so dass sie hoffentlich zumindest auf Platz sechs oder sieben kommt. Mit Ersatzfrau werden nämlich acht Skullerinnen für die Nationalmannschaft gebraucht, wenn alle Bootsklassen besetzt werden.
Wie sieht es mit Leichtgewichtsruderin Daniela Reimer aus, die in Köln auf Platz zehn landete?
Sie hat die Hügelregatta ausgelassen, um sich ganz gezielt auf die Deutschen Meisterschaften vorzubereiten. Marie-Louise Dräger aus Rostock und Anja Noske aus Saarbrücken als Beste von Köln sind schon gesetzt und rudern nun nicht den Einer mit. Daniela Reimer muss daher jetzt gewinnen – was sie auch von sich erwartet –, um noch dabei zu sein. Sonst wird es in diesem Jahr ganz schwer für sie, in die Nationalmannschaft zu kommen.
Das Interview führte Michael Meyer.
Roland Köpke (57) war einst Riemenruderer und ist seit 1975 als Trainer am Potsdamer Seekrug tätig. Lange im Nachwuchs, seit 2009 als Chefcoach der Potsdamer Ruder-Gesellschaft.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: