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Rollend nach Hause. Victoria Darnstädt und Dominic Schneider suchen ungewöhnliche Herausforderungen: Im August wollen die beiden Studenten aus Karlsruhe 650 Kilometer weit mit Inline-Skates fahren – um ihre Eltern in Potsdam zu besuchen.

© privat

Landeshauptstadt: Reise per Rollschuh

Zwei Studenten aus Karlsruhe wollen ihre Eltern in Potsdam besuchen – mit Inline-Skates

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650 Kilometer auf Inline-Skates quer durch Deutschland – unter Urlaub stellen sich die meisten Menschen etwas anderes vor. Für ein junges Studentenpaar aus Karlsruhe ist dieses Vorhaben jedoch nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch eine Möglichkeit, die Urlaubskosten zu senken. Das Reiseziel von Victoria Darnstädt und Dominic Schneider ist Potsdam, wo die beiden ihre Eltern und Freunde besuchen wollen. Da ein Zugticket jedoch 130 Euro kostet und eine Mitfahrgelegenheit den beiden „zu unabenteuerlich“ ist, schlug Victoria Darnstädt ihrem Freund Inline-Skates vor. „Da hat er hat mich erstmal angeguckt wie ein Auto“, erzählt die 20-jährige angehende Grundschullehrerin den PNN am Telefon: „Aber irgendwann nahm diese verrückte Idee immer mehr Gestalt an.“ Starten soll der Trip am 6. August, etwa zwei bis drei Wochen später wollen die beiden in Potsdam sein.

Sportlich und abenteuerlustig ist das Paar ohnehin: Der 24-jährige Lebensmittelchemiker Dominic Schneider ist in der Vergangenheit bereits in wenigen Tagen von Potsdam zur Nordsee geradelt und hat ohne Schlafsack in Höhlen in der Sächsischen Schweiz übernachtet, seine Freundin treibt seit Langem Leistungssport und ist jahrelang geritten. „Wir verbringen unsere Freizeit häufig in Zelten“, sagt sie. Eigentlich wollten die beiden im Sommer auf dem Jakobsweg pilgern, aber da sich dies als zu aufwendig und teuer herausstellte, kam Victoria Darnstädt irgendwann die Idee mit den Inline-Skates: „Ich setze mir so was dann in den Kopf und muss das auch machen, genau wie ich vor Kurzem endlich mal einen Fallschirmsprung gemacht habe.“

Die Strecke per Fahrrad zu bewältigen schied aus, denn das Paar wollte etwas machen, was noch kein anderer gemacht hat. Aus dem gleichen Grund werden die beiden während ihrer Reise auch auf Internet verzichten. „Das wäre sonst wieder langweilig“, findet Victoria Darnstädt. Nicht nur langweilig, sondern auch teuer sind Campingplätze, weshalb die Studenten ihr kleines Zweimannzelt in Wald und Wiese aufstellen werden.

Pro Tag will das Paar etwa 50 Kilometer schaffen, insgesamt werden sie rund 185 Orte passieren. Die Route gleicht einem Zick-Zack-Kurs, denn für Inline-Skates braucht man nicht nur glatte, asphaltierte Wege, sondern auch möglichst wenig Steigungen. Die ersten Fußmärsche könnten auf die beiden bereits im Schwarzwald nahe Karlsruhe zukommen, auch der Thüringer Wald sei tückisch, sagt Victoria Darnstädt: „Dann muss man halt mal 20 km gehen.“ Ein anderes Risiko ist Regenwetter: Da Inline-Skate-Rollen bei Nässe sehr schnell rosten, werden die beiden bei Dauerregen aufs Laufen oder Trampen angewiesen sein. Ein paar Ersatzrollen haben sie aber auch im Gepäck.

Regen könnte ab und an aber ganz erfrischend sein – das Paar setzt während der Tour auf Waschmöglichkeiten in der Natur. „Wir haben die Route so geplant, dass wir alle drei Tage an einem See vorbeikommen“, sagt die Studentin: „Wir müssen ja unterwegs ständig Leute nach Wasser fragen; das geht schlecht, wenn wir nicht gewaschen sind.“ Der Wasserverbrauch ist bei so viel Bewegung hoch: Mindestens drei Liter pro Person brauchen die beiden täglich.

Das größte Problem der Planung war die Route: Inliner-Wanderkarten gibt es nämlich nur für kleinere Gebiete. Neben zahlreichen Einzelkarten haben Dominic Schneider und Victoria Darnstädt zur Planung auch unzählige Wege per Google-Maps gesucht und herangezoomt, um in etwa die Beschaffenheit zu überprüfen. „Wir hätten gerne auf Erfahrungsberichte zurückgegriffen“, sagt Victoria: „Aber wir haben viel in Buchhandlungen und Inliner-Foren im Internet recherchiert, und anscheinend hat so was noch niemand versucht.“

Eine weitere Schwierigkeit ist die Straßenverkehrsordnung: Hin und wieder werden die Skater gezwungen sein, auch auf Landstraßen zu fahren. Die gesetzliche Regelung sieht dabei vor, dass Skater auf der Seite des Gegenverkehrs fahren müssen, um rechtzeitig gesehen zu werden. „Zur Not springt man dann halt ins Grüne, bevor uns einer über den Haufen fährt“, sagt Victoria Darnstädt: „Wir fahren vor allem über sehr kleine Orte mit wenig Verkehr.“

Die 20-Jährige weiß jetzt schon, dass die Fahrt eine Herausforderung wird: Knapp drei Wochen bei Wind und Wetter auf Inline-Skates, keine touristischen Abstecher, keine Ablenkung. Nicht mal Spielkarten werden die beiden mitnehmen. „Alles Gewicht“, sagt Victoria Darnstädt. Sie weiß: „Wenn wir ankommen, wird uns alles nur noch wehtun und ich werde meine Inliner für ein halbes Jahr nicht mehr angucken.“ Dafür haben die Studenten nach ihrer Ankunft mehrere Wochen Zeit, um sich in Potsdam zu erholen. Danach geht’s zurück – per Mitfahrgelegenheit.

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