Landeshauptstadt: „Reisender Lebenswandel“
Hasso Plattner fliegt mit einem Orden, Ausbauplänen und nach Kapitalerhöhung zurück auf die Bermudas
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Sorgen um die Zukunft macht sich Software-Milliardär Hasso Plattner: Denn der Flughafen Berlin Tempelhof soll geschlossen werden. Wo er künftig landen soll, fragte er Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer (SPD) gestern. Der Firmenjet des Software-Unternehmens SAP, dessen Mitbegründer Plattner ist, dürfe in Frankfurt am Main beispielsweise nicht mehr landen, gleiches befürchtet er auch am künftigen Großflughafen Schönefeld. Und dann?
Viele Wünsche erfüllt die Landesregierung dem 63-Jährigen. Selbst der höchste Brandenburger Orden geht auf Reisen, damit er überhaupt am Hals des Unternehmers hängt. Gestern kam Matthias Platzeck in Plattners Institut, weil der Geehrte keine Zeit hatte, in die Brandenburger Staatskanzlei zu kommen, um sich den Orden umhängen zu lassen. Das sei nicht boshaft gemeint, sagt Plattner. Aber er habe halt einen „reisenden Lebenswandel“. Vorgestern Bermudas, gestern Potsdam, heute wieder in seiner zweiten Heimat. In den acht Stunden an der Havel hat Plattner allerdings jede Menge geschafft: Einen Orden für sein Engagement in Brandenburg bekommen, den Ausbau des Institutes am Bahnhof Griebnitzsee mit dem Stiftungsrat beschlossen, das Geld für seinen Wagniskapitalfonds für IT-Firmengründer aufgestockt und Geschäftspartner wie Unternehmer Uwe Braun aus Potsdam noch am Flughafen getroffen. Dazwischen eine Rede zu den HPI-Studenten, Interviews und Small Talk über Landegenehmigungen. Speer beharrte übrigens darauf, dass Tempelhof geschlossen wird.
Hasso Plattner gilt als Glücksfall für Potsdam, sagte Platzeck. Vor zehn Jahren kam Plattner bei Talk-Lady Sabine Christiansen auf die Idee, eine Universität zu gründen – damals saß Landesvater Manfred Stolpe in der Sendung. „Ein Institut ist es geworden“, so Plattner gestern. Nach Höhen und Tiefen in den vergangenen Jahren habe das HPI inzwischen einen guten Ruf erlangt. „Geld allein ist garnichts, man braucht gute Leute“, zieht er nach acht Jahren HPI in Potsdam eine kleine Bilanz. Platzeck dankte Plattner für seine Arbeit in der Landeshauptstadt. „In dieser rohstoffarmen Region ist dies der Schlüssel zu hochqualifizierten Arbeitsplätzen“, sagte der Ministerpräsident in seiner Laudatio. Sein Engagement habe viele Gewinner, neben den Studenten und jungen Unternehmen auch die Stadt Potsdam und die Region. Platzeck würdigte Plattner als „Mäzen und Macher im besten Sinne des Wortes“.
Plattner nahm den Dank gerne an, auf Schlips und Kragen hatte er für die Ehrung gestern verzichtet – keine Zeit zum Umziehen, so sein Kommentar. Und während er den Gratulationsblumenstrauß direkt an Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) verschenkte, flaxte Plattner über die Zukunft seines Namens in Potsdam. Er könne sich als SAP-Aufsichtsrat durchaus vorstellen, dass eine der Forschungseinrichtungen des Unternehmens in Potsdam aufgebaut werde. Vorstandsprecher Henning Kagermann, der gestern ebenfalls in Potsdam war, sagte: Man werde zumindest nicht in Berlin erweitern.
Das Institut als Plattners geschäftliche Aufgabe auf der einen Seite, die Investitionen als Privatmann auf der anderen Seite: Vor allem am Neuen Markt fühlt sich der Lebemann wohl, am Neuen Markt in Potsdams Innenstadt. Doch als nächstes wolle er sich um die Entwicklung des Campus am Jungfernsee kümmern. Ein Gebiet, an dem er kein Institut gründen wolle. Das sei eine wirtschaftliche Investition, die sich allein tragen müsse. Er hoffe auf baldige Baugenehmigungen. Glücklicherweise habe sich die Wirtschaft erholt, sagte Plattner gegenüber Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer. Das stimme ihn hoffnungsvoll, dass sich das Gebiet entwickeln lässt. Geplant sind entlang des Jungfernsee-Ufers Stadtvillen für 1000 Potsdamer sowie Gewerbeeinheiten für etwa 3000 Arbeitsplätze. Spekulationen, dass er sich ein Haus am Jungfernsee baut, bewahrheiteten sich bislang nicht. Er selbst sieht sich derzeit als Weltenbummler: „Richtiger Potsdamer bin ich noch nicht, aber ein halber.“
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