
© Andreas Klaer
Von Günter Schenke: Rekord: 40 Jahre im Ehrenamt
Potsdamer Ehrenamtspreise 2009 auf Festveranstaltung in der Friedenskirche vergeben
Stand:
Ruth Wendorff war 27 Jahre alt, als sie 1968 in der Waldstadt eine Frauengymnastik-Gruppe gründete. Sie trainierte Frauen- und Kindergruppen im Turnen, übernahm ehrenamtliche Funktionen im Sportverein, bildete sich zur Übungsleiterin im Volleyball weiter. Heute ist sie Frauenwart und trainiert einmal wöchentlich eine Seniorengruppe. Mit vierzig Jahren ehrenamtlicher Arbeit ist Wendorff sicherlich eine Art Rekordhalterin. Gestern erhielt sie in der Friedenskirche als eine von zwölf Preisträgern den Potsdamer Ehrenamtspreis.
Als erster rollte Eberhard Bewer nach der Laudatio von Carsten Hagenau in seinem elektrischen Selbstfahrer durch den langen Gang der Kirche nach vorn, um den Preis zu empfangen. Bewer hat sich als Vorsitzender des Behindertenbeirates für Barrierefreiheit und andere Belange behinderter Menschen in der Stadt eingesetzt. Zwar ist er wegen schwerster gesundheitlicher Probleme nicht erneut Mitglied des Behindertenbeirats, arbeitet jedoch weiter in der Arbeitsgruppe Barcelona, in der es um die Beseitigung von Barrieren für behinderte Menschen geht.
Die bis auf den letzten Platz besetzte Friedenskirche bildete den festlichen Rahmen für die Verleihung des diesjährigen Ehrenamtpreises. „Die Bandbreite und Vielzahl in der Landeshauptstadt sind so groß, dass nicht einmal die Metropolishalle mit ihren 5 000 Plätzen alle Ehrenamtler fassen könnte“, bemerkte Oberbürgermeister Jann Jakobs. Der Preis wurde zum dritten Mal vergeben. Er ist eine gemeinsame Aktion der Landeshauptstadt, der Pro Potsdam GmbH und des Vereins Soziale Stadt. Als Preisgeld stehen 3000 Euro zur Verfügung. Aus 66 Vorschlägen hatte eine Jury zwölf Preisträger auszuwählen.
Ein Drittel der Vorschläge betraf die Arbeit mit Senioren. Die 71-jährige ehemalige Seelsorgerin Renate Kersten, „unermüdliche Stütze und guter Geist“ des Evangelischen Zentrums für Altersmedizin in der Weinbergstraße, erhielt einen ersten Preis. Ein zweiter ging an Rosemarie Hausicke, die im Wohngebiet Kiewitt Ansprechpartnerin und Vertrauensperson für alte Menschen ist. Sie ist unter anderem im Treffpunkt der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft 1956 zu finden.
Für ihre Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche erhielten der Journalist Carsten Werner und die Pädagogin Berit Schwetzke für ihr Internet-Angebot die Auszeichnung. Ein weiterer Preis in dieser Kategorie ging an das Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“.
Für Aktivitäten zum Schutz der Umwelt hatte die Jury lediglich die Wahl unter zwei Vorschlägen. Sie entschied sich für die frühere Mitarbeiterin des Bereichs Grünflächen der Stadt Hiltrud Berndt. Laudator Peter Schüler, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, erwähnte Berndts Einsatz für die Rettung des Neuendorfer Angers.
„Johnny“ Lehmann aus Drewitz gehört neben Bewer zu den Ausgezeichneten für den Bereich Stadtentwicklung. Lehmann leitet einen Fotoclub, bietet Gitarrenkurse an, wirkte als Streitschlichter in der Priesterweg-Grundschule. Er ist auf vielen Gebieten wie bei der Potsdamer Tafel für das Gemeinwesen im Neubaugebiet Drewitz/Kirchsteigfeld aktiv.
Hasso Stefen erhielt den Preis für seine mehr als zehnjährige Tätigkeit im Rahmen einer Diakonie-Initiative, um Langzeitarbeitslosen eine neue Perspektive zu geben. Mehr als siebzig Menschen habe Stefen, so die Laudatio, ins Arbeitsleben zurückgeführt.
Außer den Genannten gab es drei Sonderpreise: für Menschlichkeit, Toleranz und International. Preisträger sind Joachim Briesemann für Solidaritätsaktionen im Verein „Tierra Unida“, Mykhaylo Tkach für Projekte zur Integration des jüdischen Lebens sowie der Hospiz- und Palliativberatungsdienst mit seinen 63 ehrenamtlichen Kräften.
Die Festveranstaltung, organisiert vom Projektmanagement Carsten Hagenau und moderiert von Oliver Geldner, Chefredakteur Potsdam TV, würdigte auf teilweise bewegende Weise den Einsatz der ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger in der Stadt. Der Preis sei unter anderem gestiftet worden, um den „gesellschaftlichen Zusammenhalt“ zu fördern, bemerkte der Oberbürgermeister Jann Jakobs. Die Stimmung während der Verleihung und beim anschließenden Büfett in Atrium der Friedenskirche schien diesem Anliegen voll zu entsprechen.
Günter Schenke
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