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Landeshauptstadt: Rekordjahr ohne Saison-Tief
In 2014 hatte Potsdam die niedrigste Jahres-Arbeitslosenquote seit 1991. Auch der Ausblick ist positiv
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Spitze bis zum Schluss: Potsdam hatte 2014 mit einem Jahresdurchschnitt von 7,3 Prozent die geringste Jahres-Arbeitslosenquote seit 1991. Zudem ist die Landeshauptstadt der einzige Kreis der Region Potsdam-Mittelmark, Brandenburg an der Havel und Teltow-Fläming, in der die Zahl der Erwerbslosen von November zu Dezember nicht gestiegen ist. Trotz des üblichen saisonalen Anstiegs waren im letzten Monat nur 5941 Potsdamer arbeitslos gemeldet, ein Rückgang um 0,9 Prozent gegenüber November und sogar 6,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Damit liegt die Arbeitslosenquote in Potsdam derzeit bei 6,7 Prozent, informierte Frank Thomann, Leiter des Jobcenters Potsdam, am Mittwoch.
Die Ursache dafür sei nicht nur der milde Winter, so die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Potsdam, Ramona Schröder: „Der gesamte positive Trend das Jahres 2014 wirkt sich in den Dezember aus. Ein Hauptgrund für diese Entwicklung ist, dass Arbeitnehmer zunehmen ihre Beschäftigten halten und sich nicht mehr so schnell von Saisonarbeitern trennen.“
Schröder zog ein sehr positives Fazit für 2014 und sprach von einem „Rekordjahr“ für das gesamte Einzugsgebiet der Agentur, das von Bad Belzig bis Zossen reicht: Im Jahresdurchschnitt waren 24 939 Menschen arbeitslos, 938 weniger als 2013. Damit lag die Quote bei 7,6 Prozent. „Dies ist der niedrigste Jahresdurchschnitt seit 1991 und in unserer Region bislang einzigartig“, so Schröder. „Der Arbeitsmarkt ist hier einfach sehr robust.“ Zudem steige die Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungen: „Vor allem im Bereich Wissenschaft und im Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch im Handel gibt es eine steigende Tendenz“, sagte Schröder.
Ähnlich gut hat sich auch die Quote der Hartz-IV-Bezieher in der Landeshauptstadt entwickelt: Die liegt mit 4,9 Prozent so tief wie bislang nur einmal in den vergangenen zehn Jahren, nämlich im November 2012. Das sei der niedrigste Wert, den es bisher in der Landeshauptstadt gab, so Thomann. Ebenfalls gesunken ist die Jugendarbeitslosigkeit: Derzeit sind 243 junge Potsdamer ohne Job, vor einem Jahr waren es noch 327.
Dementsprechend optimistisch ist der Ausblick ins neue Jahr, trotz der Ängste, die vor allem im Handwerk wegen des nun geltenden Mindestlohns herrschen: „Wir müssen das erst mal beobachten und schauen, ob durch den Mindestlohn wirklich Stellenangebote zurückgehen und Entlassungen oder Insolvenzen zunehmen“, sagte Schröder.
Jobcenter-Chef Thomann sagte: „Wir rechnen nicht damit, dass in Potsdam Stellen im großen Umfang verdrängt werden.“ Er verweist auch darauf, dass durch den Mindestlohn künftig weniger Potsdamer auf die Grundsicherung angewiesen sein werden. Derzeit erhalten 8423 Haushalte Grundsicherung, auch diese Zahl ist im Vergleich zu 2013 um 2,6 Prozent gesunken.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Hartz-IV-Regelungen zog Thomann eine insgesamt positive Bilanz: „Schon ein paar Tage nach der Einführung kamen damals so viele Kunden, dass die Menschen bis auf die Straße standen. Etliche Bescheide waren fehlerhaft und es gab viele Verständnisprobleme“, erinnerte sich der Jobcenter-Chef. „Wir haben etwa drei Jahre gebraucht, um die Behörde richtig aufzubauen und das System zu stabilisieren, aber dann wurde es immer besser und besser.“
Hartz IV sei nötig gewesen, da die bisherige Sozialhilfe-Regelung nicht mehr funktioniert habe, so Thomann: „Es war gut, dass dieser Fördern-und-Fordern-Gedanke in das Gesetz mit reingekommen ist. Es ist doch toll, dass der Staat im Zweifelsfall da ist, man muss sich nur selber anstrengen und bemühen.“ Auch die Zahlen sprächen dafür: Vor zehn Jahren lag die Arbeitslosenquote in Potsdam bei 14,8 Prozent, bundesweit waren rund fünf Millionen Deutsche arbeitslos. „Dass dies heute anders ist, ist zum einen ein Verdienst der Konjunktur und auch ein kleines Stück von Hartz IV“, sagte Thomann.
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