Homepage: Rekordkälte gefährdet Ozonschicht Polarforscher sehen Hinweise auf Ozonverlust
Eine Rekordkälte, die momentan in der Stratosphäre über der Arktis herrscht, kann nach Ansicht von Wissenschaftlern der Potsdamer Forschungsstelle des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) den Abbau der arktischen Ozonschicht verstärken. Von einem Ozonabbau in der Arktis wäre laut AWI auch Mitteleuropa betroffen, da in der Stratosphäre arktische Luftmassen regelmäßig auch über südlichere Breiten driften.
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Eine Rekordkälte, die momentan in der Stratosphäre über der Arktis herrscht, kann nach Ansicht von Wissenschaftlern der Potsdamer Forschungsstelle des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) den Abbau der arktischen Ozonschicht verstärken. Von einem Ozonabbau in der Arktis wäre laut AWI auch Mitteleuropa betroffen, da in der Stratosphäre arktische Luftmassen regelmäßig auch über südlichere Breiten driften. Ozonabbau führt zu einer Zunahme schädlicher UV-B Strahlung am Erdboden. Die Abkühlung in der Stratosphäre ist ein Entwicklung, die von Forschern als Folge des Treibhauseffektes erwartet wird. „Die Erwärmung am Boden führt zu einer Abkühlung in der Stratosphäre“, erklärte Dr. Markus Rex vom AWI gegenüber den PNN. Eine solche Abkühlung sei in den vergangenen Wintern zu beobachten gewesen. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird der Ozonverlust in Zukunft zunehmen.“ In diesem Jahr seien außergewöhnlich schwere Ozonverluste möglich, wenn es nicht in den nächsten Wochen zu einer kräftigen Erwärmung der Stratosphäre (20 bis 50 Kilometer Höhe) kommt. „Erste Auswertungen der Messungen unseres internationalen Netzwerks zeigen bereits Hinweise auf Ozonverlust“, so Dr. Markus Rex. Das AWI koordiniert derzeit die Forschung zum arktischen Ozonverlust in einem europäischen Projekt . In diesem Winter hat in der Arktis die Bildung so genannter Polarer Stratosphärischer Wolken eine Ausdehnung erreicht, wie sie zuvor noch nie beobachtet worden ist. Diese Wolken aus Salpetersäure und Wasser können sich in etwa zwanzig Kilometern Höhe in der Ozonschicht bilden, wenn die Temperaturen dort unter -78 Grad Celsius fallen. Bei unter -85 Grad Celsius ist in der extrem trockenen Stratosphäre sogar die Existenz reiner Wassereiswolken möglich. Unter Einwirkung dieser Wolken werden die normalerweise harmlosen Abbauprodukte der vom Menschen freigesetzten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Halone in ein gefährliches Gemisch aus Radikalen verwandelt, welches Ozon zerstört, sobald nach der Polarnacht die Sonne wieder in die Arktis zurückkehrt. Insbesondere die ungewöhnliche Größe der Gebiete, in denen sich Eiswolken bilden können sei in diesem Winter besorgniserregend. Vergleichbare Größen gab es seit Beginn der Messungen vor vierzig Jahren nur im Winter 1983/1984, aber damals gab es diese Bedingungen nur für wenige Tage. „In diesem Winter messen wir nun schon seit mehreren Wochen immer wieder Temperaturen unter -85 Grad Celsius“, sagt Dr. Markus Rex. Ob es durch die ungewöhnlichen Bedingungen dieses Winters zu einem extremen Ozonverlust in der Arktis kommt, werde sich durch die Entwicklung der nächsten Wochen entscheiden. Im bisherigen arktischen Rekordwinter 1999/2000 sind lokal bis zu 70 Prozent Ozon zerstört worden, was die Dicke der Ozonschicht um bis zu 30 Prozent reduzierte. In warmen arktischen Wintern gab es keinen nachweisbaren Ozonverlust. Bleibt es dieses Jahr im Februar und März kalt, könnte der Abbau aus 1999/2000 noch deutlich übertroffen werden. In der Antarktis wird aufgrund der dort erheblich tieferen Temperaturen in jedem Winter in einem breiten Höhenbereich das gesamte Ozon zerstört und es bildet sich dort regelmäßig das bekannte Ozonloch. Die Produktion der wichtigsten ozonzerstörenden Gase ist heute weltweit verboten. Es wird jedoch noch etwa 50 Jahre dauern, bis die bereits von der Menschheit freigesetzten Substanzen wieder so weit aus der Atmosphäre verschwunden sind, dass keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. Jan Kixmüller
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