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Landeshauptstadt: Rekordverdächtig: 275 Runden in 20 Stunden

697 Läufer absolvierten beim 24-Stunden-Lauffest 13 565 Runden / 11 356 Euro für die Stiftung Altenhilfe

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Potsdam-West – Irgendwann blieb ihr keine Wahl mehr: „Ich kam ja nicht mehr nach Hause, nachts fährt keine Tram.“ Ingrid Plüschel musste weiterlaufen. Und sie lief weiter. Gut 20 Stunden lang. Auch als der Vollmond schon lange verschwunden war und die Straßenbahnen wieder fuhren. „Ein bisschen geplant“ sei das Ganze ja doch gewesen, gibt die 62-Jährige schließlich zu. Sie habe nur vorher niemandem davon erzählt, weil sie nicht groß angeben wollte.

Dazu hat sie nun aber allen Grund: Beim zweiten Potsdamer 24-Stunden-Lauffest im Stadion Luftschiffhafen am Freitag und Sonnabend lief Püschel 110 Kilometer. Ihre Durchhaltestrategie beschreibt sie bildlich: Wenn die Füße ans Gehirn telefonierten und Schmerz meldeten, habe sie einfach den Hörer nicht abgenommen. Damit motiviere sie sich auch beim Rennsteiglauf über 76 Kilometer.

Am Sonnabend um 17.15 Uhr verlas Elona Müller, Potsdams Beigeordnete für Soziales, die Ergebnisse des Benefizlaufs: Mit 275 Stadionrunden war Ingrid Plüschel die beste Frau und ist damit sogar 74 Runden mehr gelaufen als Bastian Stellmacher, der bestplatzierte Mann. Dabei ist Stellmacher das Marschieren gewöhnt: Als Hauptgefreiter im Panzer-Pionier-Bataillon in Havelberg müsse er jedoch höchstens 30 Kilometer laufen, erzählte der 21-Jährige, „dann aber mit Rucksack.“ Bei den Kindern führten die achtjährige Linda Wolf mit 71 und Marvin Klingbeil mit 81 Runden. Insgesamt 697 Läufer legten von Freitag bis Sonnabend 13 565 Stadionrunden zurück. Selbst in den Nachtstunden seien immer mindesten vier Läufer auf der Bahn gewesen, berichtete Veranstalterin Gabriele Röder. Zu den jüngsten Teilnehmerinnen gehörte die zweieinhalbjährige Hanna, die allein drei Runden lief.

Und das alles für einen guten Zweck: Denn für jede Runde gingen 50 Cent an die kommunale Stiftung Altenhilfe, gesponsort unter anderem von Pro Potsdam und der Heine-Klinik. Mit den Erlösen aus der Tombola und der Versteigerung eines vom Turbine-Team handsignierten Fußballs kamen insgesamt 11 356 Euro zusammen, so Elona Müller. Damit habe man das Ziel erreicht, das Ergebnis des Vorjahres zu toppen. 2005 hatte das Lauffest 10 915,39 Euro eingebracht.

Mit dem Geld kann das Kapital der 1993 gegründeten Stiftung Altenhilfe auf 86600 Euro erhöht werden, sagte SPD-Landtagsabgeordnete Klara Geywitz, die im Stiftungskuratorium sitzt. Die jährlichen Zinsen kommen hilfebedürftigen Senioren zugute, so Geywitz. Ein Wintermantel oder neue Schuhe konnten damit beispielsweise schon finanziert werden, erzählte Brigitte Reinisch vom Seniorenbeirat. Jeder Bedürftige könne sich mit einem formlosen Antrag an das Büro von Elona Müller oder das Seniorenbüro wenden. „Bis jetzt wurden alle Anträge bewilligt“, so Reinisch.

Über Zuwendungen konnte sich am Sonnabendvormittag auch Elona Müller freuen: Sie nahm im Stadion zwei Bescheide über je 80 000 Euro aus dem Europäischen Entwicklungsfonds von Markus Wicke von der Regionalstelle in Berlin entgegen. Mit dem Geld sollen Arbeitslose bei einer Existenzgründung gefördert werden, so Müller. Sie reichte die Gelder in Form von Zuwendungsbescheiden direkt an Potsdamer mit Geschäftsideen weiter: Unter den geförderten Projekten ist zum Beispiel ein Stadttaubenschlag und die Eröffnung einer Heilpraktikerpraxis. Jana Haase

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