zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Relikte aus dem Widerstands-Regiment

Zahlreiche Offiziere, die am Hitler-Attentat 1944 beteiligt waren, kamen vom Potsdamer Infanterieregiment 9. Ein Historiker hat dem Potsdam Museum ein wertvolles Erinnerungsstück an die Einheit geschenkt

Stand:

Am heutigen Samstag jährt sich das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 zum 69. Mal. Eine Gruppe von Wehrmachtsoffizieren um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg versuchte damals, Hitler zu töten – er wurde jedoch nur leicht verletzt. Viele der Offiziere, die sich an dem Putschversuch beteiligten, waren vorher im Potsdamer Infanterieregiment IR 9, zum Beispiel Henning von Tresckow. Ein wertvolles Dokument aus diesem Regiment kann das Potsdam Museum nun ausstellen: das Erinnerungsalbum eines Oberst, unter anderem mit den Original-Unterschriften sämtlicher Offiziere des Regiments.

Das Album hatte der Kommandant des preußischen Infanterieregiments, Oberst Friedbert von Lademann, von den Offizieren zu seinem Austritt aus dem militärischen Dienst 1926 geschenkt bekommen, wie Militärhistoriker Matthias Moritz erklärt. Moritz hat das Album – ein großer Schinken, 35 mal 45 Zentimeter groß und drei Kilo schwer – vor einigen Jahren entdeckt und nun dem Potsdam Museum als Schenkung überlassen. Gleich auf einer der ersten Seiten des ledergebundenen Albums sind die Signaturen der 75 Offiziere zu sehen. Darunter ist auch jene des späteren Widerständlers Henning von Tresckow, der ein Jahr zuvor in das 9. Regiment eingetreten war.

Anschließend folgen mehrere Aquarelle mit Bezug auf Potsdam oder das Regiment, etwa eine Darstellung der Garnisonkirche oder ein Bild von Carl Henckel, auf dem die verschiedenen Uniformen zu sehen sind, die die Soldaten des Regiments im Laufe der Zeit trugen. Auch drei Radierungen, die zu Ehren des Kommandanten angefertigt wurden, finden sich in dem Buch.

Ein wertvolles Zeitzeugnis sind auch die 28 Original-Fotografien, auf denen neben dem Denkmal für König Friedrich Wilhelm I. im Lustgarten vor allem die historischen Kasernen der Stadt zu sehen sind: Die Kaserne des 9. Regiments in der früheren Priesterstraße, jene am Bornstedter Feld, die Ruinenberg-Kaserne, die Kaserne Gardes du Corps an der Berliner Straße oder das Casino des Regiments in der Straße Am Kanal, wo heute EonEdis sitzt.

Er habe das Album vor einigen Jahren im Internet gefunden, wo ein Antiquriat es angeboten hatte, sagt Historiker Moritz. Er habe es gekauft, damit es in Deutschland bleibe und nicht ins Ausland verschwinde. Schließlich sei es ein wichtiges Dokument für die Geschichte Potsdams und des Regiments.

Ein so aufwändiges Erinnerungsalbum sei nicht alltäglich, betont Moritz. Zum Abschied seien damals oft auch „nur“ Pokale verschenkt worden. „Da hat sich jemand große Mühe gegeben“, sagt der Historiker. Über Oberst Lademann sei leider nichts weiter bekannt. Er hoffe, dass er mit seiner Schenkung an das Potsdam Museum die Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler in Potsdam beleben könne.

Matthias Moritz wohnt selbst in Bergisch-Gladbach, beschäftigt sich aber schon seit vielen Jahren mit der Potsdamer Militärgeschichte. Schon als Jugendlicher habe er dafür eine Leidenschaft gehabt, erinnert er sich. Später leitete er ein militärhistorisches Archiv der Bundeswehr. Seit 1990 reist Moritz jedes Jahr nach Potsdam. Auch im Förderverein des Potsdam Museums ist er Mitglied und berät diesen seit Jahren, etwa bei der Bestimmung von Uniformen oder Personen auf historischen Fotos.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })