ATLAS: Renaissance
Zuerst einmal ist die Verankerung der Jüdischen Theologie an der Universität Potsdam einzigartig. In vielerlei Hinsicht.
Stand:
Zuerst einmal ist die Verankerung der Jüdischen Theologie an der Universität Potsdam einzigartig. In vielerlei Hinsicht. Erstmals überhaupt wird in Deutschland an einer staatlichen Hochschule neben christlicher und neuerdings auch muslimischer Theologie der jüdische Glaube gelehrt. Einzigartig ist auch die gleichzeitig liberale und konservative Ausrichtung, zumindest in Europa gibt es so etwas nicht. Auch kann man in Potsdam ohne horrende Studiengebühren zum Rabbiner ausgebildet werden. Ebenso ist der dialogische Geist, der Brücken zwischen den Religionen schlagen will, eine hiesige Besonderheit. Neben all diesen Einzigartigkeiten gibt es aber noch etwas, das die gestrigen Eröffnung zu einem historischen Tag machte. Denn dass nun ausgerechnet in Deutschland, das im Nationalsozialismus jüdischen Geist und jüdisches Leben auslöschte, diese Rabbinerschule begründet wird, das ist das eigentlich Bemerkenswerte. Und dass gerade auch von jüdischer Seite an diesem Tag die Hoffnung kommt, dass durch die Brücken, die geschlagen werden, vielleicht sogar die Geschichte korrigiert wird, lässt so etwas wie die Renaissance des Judentums erahnen. Den auf rund 200 000 Mitglieder angewachsenen jüdischen Gemeinden Deutschlands werden in Zukunft moderne und weltoffene Rabbiner aus Potsdam helfen, einen neuen Weg einzuschlagen.
Mag sein, dass nun gejammert wird, warum gerade hier im eher weltlich geprägten Brandenburg die Theologie an einer öffentlichen Hochschule Einzug erhält, warum gerade hier dafür Geld ausgegeben werden sollte. Das auf Dialog zwischen den Religionen und zwischen der Theologie und der Wissenschaft ausgelegte Konzept der Potsdamer Schule entkräftet solche Einwürfe. Und vielleicht hilft auch der Blick in die Geschichte, war es doch Preußen, das verschiedene religiöse Strömungen in der unierten Kirche ermöglichte.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: