Homepage: Resignation bei den Jüdischen Studien
Die Umsetzung der „Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung Jüdische Studien“ ist ins Stocken geraten
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Die Umsetzung der „Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung Jüdische Studien“ ist ins Stocken geraten Von Jan Kixmüller Die Gründung der „Zentralen Wissenschaftliche Einrichtung Jüdische Studien“ an der Universität Potsdam liegt nun schon einige Zeit zurück. Zum 1. Oktober 2004 hatte Rektor Wolfgang Loschelder den Schritt angekündigt, bislang ist Konzept und Satzung allerdings noch nicht verabschiedet. Die Verzögerung habe keinen spezifischen Hintergrund, die Mühlen mahlen recht langsam, ist von der Universität zu erfahren. Dem Rektorat war im Frühjahr ein Konzept vorgelegt worden, dass nun vom Direktorium der Jüdischen Studien begutachtet wird. Hinter den Kulissen wird allerdings von einer Blockade der Einrichtung gesprochen. Hintergrund der Spekulationen ist die Entstehungsgeschichte der wissenschaftlichen Einrichtung, die ähnlich wie das Zentrum für Lehrerbildung oder das Menschenrechtszentrum neben den Fakultäten etabliert wird und dem Rektor direkt untersteht. Hervorgegangen ist sie aus dem Studiengang Jüdische Studien. Eigentlich hatte es den Vorschlag gegeben, in Potsdam eine eigene Fakultät für Jüdische Studien einzurichten, mit eigener Habilitations- und Promotionsordnung und großem Personalbestand für die Lehre. Das Vorhaben war nicht zuletzt an der Besorgnis der Philosophischen Fakultät gescheitert, dass durch eine neue Fakultät eigene Stellen abgezogen werden könnten. Nun scheint es weiterhin Widerstand gegen die Jüdischen Studien zu geben. Prof. Karl Erich Grözinger, Geschäftsführender Direktor der Jüdischen Studien, spricht sogar von Kräften, die das einstige Aushängeschild der Uni Potsdam nicht weiter voranbringen wollen. „Es gibt Stimmen, dass es für eine Minorität wie das Judentum an einer Hochschule im verarmten Brandenburg kein Geld gibt“, so Grözinger. „Bedauernswert“, sagt er und gibt seiner Sorge darüber Ausdruck, dass mit seiner anstehenden Pensionierung und der von Prof. Julius H. Schoeps die „Zugpferde“ der Jüdischen Studien bald gehen. „Bis dahin müssen Strukturen geschaffen werden, damit der Studiengang als Profilbereich der Universität unangetastet bleibt“, so der Religionswissenschaftler. Bei den Überlegungen zur Exzellenzinitiative der Bundesregierung seien die Jüdische Studien anfänglich gar nicht mehr vorgesehen gewesen. Ursache der Verzögerung ist nach Ansicht von Prof. Grözinger die Auseinandersetzung um die Satzung der Einrichtung. „In dem Entwurf der Satzung sind die Fragen von Studien- und Lehrbetrieb nicht in unserem Sinne gelöst“, so Grözinger. Die Jüdischen Studien wollen mehr Freiheiten erhalten, um ihre Interdisziplinarität und die Verflechtung zu anderen Hochschulen stärker ausbauen zu können. „Zur Zeit sind wir in einer Pattsituation, die uns gefährlich werden kann“, so Grözinger, der im Kollegium der Jüdischen Studien eine „gewisse Resignation“ ausmacht. „Die Dinge werden nicht mit dem nötigen Elan betrieben“, stellt er fest. Das Klima gegenüber der Fachrichtung sei nicht mehr so freundlich wie in den Anfangsjahren. Eine entsprechende Stellungnahme der Jüdischen Studien sei an das Rektorat gegangen. Nun warte man auf eine Antwort. Vom Rektorat der Universität war indes nur zu erfahren, dass derzeit an der Satzung der Einrichtung gearbeitet werde. Es gäbe auch keine Blockade: „Lehre und Forschung laufen auf hohem Niveau weiter.“ Der Dekan der Philosophischen Fakultät, in deren Struktur die Jüdischen Studien eingebunden sind, kann indes keine Stimmung gegen das Fach ausmachen. „Neben anderen Schwerpunkten sind die Jüdischen Studien für uns ein bedeutendes Aushängeschild“, sagte Prof. Bernhard Kroener den PNN. Probleme gäbe es noch mit der Satzung. „Es obliegt nun dem Rektor, diesen gordischen Knoten zu zerschlagen“, so Kroener. Professor Schoeps, der auch Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums und einstiger Ideengeber des Studiengangs Jüdische Studien ist, bedauert heute noch die Entscheidung gegen eine eigenständige Fakultät. Nach wie vor schwebt ihm eine fakultätsübergreifende School of Jewish Studies vor, die neben der Potsdamer Uni auch an Berliner Hochschulen angeschlossen werden könnte. „Ich habe immer gesagt, so etwas wäre eine internationale Sensation“, so Schoeps. Damit würde auch keiner Fakultät etwas weggenommen, das neue Angebot würde über Zweitmitgliedschaft von Professoren geschaffen. „So etwas ist in den USA schon lange üblich.“ Die Politik zeige durchaus Interesse an einer solchen Einrichtung. „Doch wenn wir das nicht voran bringen, entsteht es woanders“, sagt Schoeps mit Verweis auf das Touro-College-Berlin, das derzeit ein Institut für Holocaust-Forschung aufbaut. An der Universität Potsdam hingegen scheint es eher Lücken zu geben. „Bis jetzt fehlt es an einem Koordinator für die Jüdischen Studien und für den Hebräisch-Unterricht stehen nicht ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung“, ist von Schoeps zu erfahren.
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