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Die Entscheidung in Babelsberg (oben): Eren Derdiyok (2. v. r.) zieht ab, Ronny Surma, Björn Laars, Felix Dojahn (in weiß-blau) können nicht eingreifen, Torwart Marian Unger ist machtlos, Bayer-Stürmer Stefan Kießling (2. v. l.) guckt zu. Ex-Nationaltrainer Rudi Völler trat im Karl-Liebknecht-Stadion vor die Kameras des Bezahl-Fernsehsenders Sky (unten links), ehe Sven Hartwig u. a. gegen Leverkusens Manuel Friedrich und Sami Hyypiä (daneben von rechts) kickte. SVB-Mannschaftleiter Marcus Petsch hat eine neue Methode, Wechselspieler  hier Stefan Kutschke  zum Einsatz zu rufen. Ganz rechts tröstet Turbine Potsdams Coach Bernd Schröder (l.) seinen Nulldrei-Kollegen Dietmar Demuth.

© Manfred Thomas (3), Reuters, Jan Kuppert

Von Michael Meyer: Respekt erarbeitet

Babelsberg 03 ist nach dem 0:1 im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen optimistisch für die Regionalliga-Saison

Stand:

Respekt voreinander kann so aussehen: Sani Hyypiä, nach zehn Jahren beim FC Liverpool in diesem Sommer zu Bayer 04 Leverkusen gewechselter Weltklasse-Abwehrspieler, schlug am späten Freitagabend noch einen kleinen Bogen, als er von der Mannschaftskabine im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion zu seinem Mannschaftsbus musste. Mit einem „Good luck“ hieb der 1,95 Meter große Finne, der schon 99 A-Länderspiele und mit Liverpool den Champions-League-Triumph 2005 auf seinem Konto hat, seine Pranke auf die Schulter Sven Hartwigs, der sich im Vorraum gerade mit Bekannten unterhielt. „Good season“ antwortete der überraschte Mittelfeldspieler des Regionalligisten SV Babelsberg 03.

Respekt kann man sich erarbeiten – so wie die Nulldreier am Freitag im DFB-Pokal-Heimspiel gegen Bayer 04 mit ihrer knappen 0:1 (0:0)-Niederlage. Einen Drei-Spielklassen-Unterschied sahen die 6153 Zuschauer unter Flutlicht selten. „Hinten steht ihr gut“, lobte denn auch später Leverkusens Sportchef Rudi Völler spontan SVB-Routinier Almedin Civa im Gang zwischen den Mannschaftskabinen. Natürlich waren die hoch dotierten Gäste individuell stärker, doch Babelsberg machte das mit Mannschaftsgeist und Kämpferherzen wett. So konnte der Viertligist die Partie lange offen halten. Oft war für Leverkusens Offensive mit den Nationalspielern Theofanis Gekas und Stefan Kießling als Spitzen schon in der gut gestaffelten SVB-Abwehr Endstation. Und kam die Werkself doch zum Torschuss, zeigte Torwart Marian Unger mit Glanzparaden sein Können – so gegen Toni Kroos (10.), Renato Augusto (35., 43., 65.), Gekas (47.) und Tranquillo Barnetta (79.). Machtlos war Unger allerdings beim Siegtreffer des Favoriten durch den gerade fünf Minuten zuvor eingewechselten Schweizer Nationalspieler Derdiyok (67.). Der Keeper parierte noch den ersten Schuss des Bayer-Neuzugangs von der Strafraumgrenze, doch im Nachschuss aus Nahdistanz war Derdiyok durch Ungers Beine erfolgreich. Dass sich die Nulldreier von diesem Rückstand nicht entmutigen ließen, sondern vielmehr in der Schlussphase mit Offensivdrang den Erstligisten noch arg in Bedrängnis brachten, nötigte Leverkusens Coach Jupp Heinckes lobende Worte ab. „Der Gegner war hoch motiviert und gut organisiert und hatte Fans, die wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft standen“, erklärte der Trainer-Star, den es in den letzten Spielminuten nicht mehr auf seinem Stuhl gehalten hatte. „Da hatten wir Angst, die Führung noch aus der Hand zu geben.“

Respekt zollte auch Dietmar Demuth seiner Elf. „Kompliment an meine Jungs, wie sie heute gegenhielten und es Bayer sehr schwer machten. Und wie sich die Mannschaft nach dem 0:1 gegen die Niederlage aufbäumte, ist aller Ehren wert. Da ist sogar eine Mannschaft wie Leverkusen ins Schwimmen geraten“, sagte Babelsbergs Chefcoach, der zunächst im Sturm dem wuseligen Neuzugang Erkan Kilicaslan als einziger Spitze den Vorzug gegeben hatte („Gegen die hochgewachsene Bayer-Abwehr haben wir keine Kopfballchance.“) und mit Patrick Moritz einen Mann für besondere (Pokal-)Tore zunächst draußen schmoren ließ. „Er kann Fußball spielen, muss sich aber noch mehr anbieten und laufen, kratzen, beißen. Der Konkurrenzkampf im Team ist jetzt größer“, so Demuth zum später eingewechselten 31-Jährigen, dessen erster Torversuch knapp rechts vorbei ging (77.) und zweiter Schuss vom Nationaltorwart René Adler noch weggefaustet wurde (86.). Mit Blickrichtung auf die am kommenden Freitag mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC II beginnende Meisterschaft meinte Demuth: „Die heutige Vorstellung ist jetzt die Messlatte für die Saison.“

Respekt der Regionalliga-Konkurrenz dürfte den Nulldreiern nach der Freitag-Vorstellung gewiss sein. „Dieses Spiel lässt hoffen, dass das unsere Saison wird. Wichtig wird sein, dass wir nun auch mit einem Heimsieg in die Meisterschaft starten“, meinte Mittelfeldspieler Ümit Ergirdi. Er sicherte sich nach dem Abpfiff das Trikot des Nationalstürmers Stefan Kießling. Marian Unger tauschte das Dress mit Adler, und Sven Hartwig, dessen Kopfball in der 57. Minute das Bayer- Tor nur knapp verfehlte, holte sich sein Souvenir von einem Brasilianer. „Ich habe das Trikot von meinem Gegenspieler Renato Augusto“, erzählte er, nachdem ihm Hyypiä „good luck“ gewünscht hatte.

Babelsberg: Unger; Weidlich, Surma, Laars, Dojahn; Civa, Prochnow (71. Moritz); Ergirdi (78. Kutschke), A. Müller, Hartwig; Kilicaslan (65. Frahn).

Leverkusen: Adler; Schwaab, Friedrich, Hyypiä, Kadlec; Reinartz, Renato Augusto, Barnetta, Kroos (90. Zdebel); Kießling (84. Rolfes), Gekas (62. Derdiyok).

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