Landeshauptstadt: Ressourcen effizient eingesetzt Wie MoSeS zu mehr Selbstständigkeit verhilft
Vor vier Jahren startete im Land Brandenburg ein Modellvorhaben zur „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“, kurz MoSeS. Es räumt den Schulen personalrechtliche Befugnisse ein und ermöglicht freie Entscheidungen z.
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Vor vier Jahren startete im Land Brandenburg ein Modellvorhaben zur „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“, kurz MoSeS. Es räumt den Schulen personalrechtliche Befugnisse ein und ermöglicht freie Entscheidungen z.B. über den Einsatz von Sach- und Fortbildungsmitteln. Auch vier Potsdamer Schulen haben sich daran beteiligt. Nun, kurz vor dem Abschluss des Projekts, ziehen sie Bilanz. Heute: Oberstufenzentrum II Wirtschaft und Verwaltung
Eins steht bereits fest: Die Oberstufenzentren (OSZ) des Landes Brandenburg sind die Schulen, die am meisten vom Modell zur „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“ profitieren werden. Was in den vergangenen vier Jahren unter anderem auch im Potsdamer Oberstufenzentrum II erprobt wurde, soll nun flächendeckend in allen OSZ des Landes eingeführt werden. Schulleiterin Christina Weigel wird künftig vielfach nach ihren Erfahrungen befragt werden. Die Vorteile von MoSeS liegen für sie klar auf der Hand: Viele Entscheidungen können endlich dort gefällt werden, wo sie auch wirksam werden. Beim pädagogischen Personal kann sie nun gemeinsam mit dem Lehrerrat genau die Lehrer einstellen, die am besten zum Profil des OSZ passen. Steht einmal keine geeignete Lehrkraft für ein spezielles Fach zu Verfügung, dann nutzt Christina Weigel die Möglichkeit, die freien Lehrerstunden zu kapitalisieren und Honorarkräfte zu beschäftigen. Früher wäre die nichtbesetzte Stelle unweigerlich verloren gegangen.
Das Oberstufenzentrum II, das sich auf die Ausbildung von Berufen in Wirtschaft und Verwaltung spezialisiert hat, ist sehr daran interessiert, Experten aus der Praxis in unterrichtsergänzende Projekte einzubinden. So konnte für die angehenden Kaufleute im Gesundheitswesen ein zusätzliches Seminar zum Abrechnungswesen in Krankenhäusern organisiert werden. Und die künftigen Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen erhielten Polnischunterricht.
Auch für die eigene Fortbildung hat das Kollegium qualifiziertes Personal engagiert. Es hat sich fit machen lassen für die bessere Vermittlung von Sozialkompetenzen. Teamfähigkeit, Kooperation, Konfliktlösung – Forderungen der Wirtschaft, die sich in den Rahmenlehrplänen wieder finden. Mit einem externen Coach, einem erfahrenen Qualitätsentwickler, der ebenfalls aus MoSeS-Mitteln finanziert wurde, hat das OSZ zudem seine schulinternen Abläufe optimiert. Seither hat sich die Tagungskultur verändert, werden regelmäßig Mitarbeitergespräche geführt, gibt es ein schulisches E-Mail-System und bessere Möglichkeiten, ein Feedback auf Entscheidungen der Schulleitung zu erhalten.
Was den freieren Einsatz von Sachmitteln betrifft, so wünscht sich Christina Weigel, künftig auch Verträge, die über den gestatteten Finanzrahmen von 400 Euro hinausgehen, selbstständig abschließen zu dürfen. Bei der Anschaffung von Branchen-Software zum Beispiel wisse die Schule selbst am besten, was sie benötige. Der Umweg über das Schulverwaltungsamt mache die Besorgung nur kompliziert und zeitraubend. Richtig anstrengend würde es dann bei möglichen Reklamationen werden. So sehr Christina Weigel erleichtert darüber ist, dass bei den Personalentscheidungen die vertragsrechtlichen Angelegenheiten weiterhin vom Schulamt erledigt werden, so sehr würde sie es begrüßen, alle Sachmittel in der Schule selbst zu verwalten. Der Mehraufwand, meint sie, wäre gar nicht so viel größer, denn auch jetzt müssten Formblätter ausgefüllt und Anträge geschrieben werden. Die knappen Ressourcen so effizient wie möglich einzusetzen, das war für Christina Weigel ein wichtiges Motiv, MoSeS in Angriff zu nehmen. Das Modellprojekt, so ihr Resümee, hat das OSZ dabei ein gutes Stück voran gebracht. Antje Horn-Conrad
Antje Horn-Conrad
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